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Synodaler Weg: „Es ist nicht alles einfach“

Eindrücke der Synodalen aus dem Bistum Würzburg von der vierten Synodalversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt am Main

Würzburg (POW) Die Synodalen des Bistums Würzburg haben sich kurz nach der vierten Synodalversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt am Main in Würzburg zum Austausch mit Bischof Dr. Franz Jung getroffen (siehe eigener Artikel).

Als eine „emotionale Achterbahnfahrt“ beschreibt Pastoralreferent Marcus Schuck, Betriebsseelsorger für die Region Aschaffenburg, seine Eindrücke von der vierten Synodalversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt am Main. So hätten er sowie vor allem queere Personen, die Teil der Versammlung sind, die Tage wahrgenommen – „und Missbrauchsbetroffene noch viel mehr“. Durch die Ablehnung des Grundlagentexts zum Thema Sexualität sei kurzfristig der ganze Synodale Weg vor dem Aus gestanden. In Schucks Augen sei die Bischofskonferenz unzureichend auf die Versammlung vorbereitet gewesen. „Ich muss einfach vorher wissen, ob ich Mehrheiten organisieren kann oder zumindest klarmachen: Wo liegen denn die Punkte, bei denen ich nicht zustimmen kann?“ Dass die Versammlung in Frankfurt letztlich doch Grundlagentexte verabschiedet hat, ist für Weihbischof Ulrich Boom dagegen ein Signal, „dass das ganze Leben daraus besteht, viele Brücken zu bauen und nicht gleich nach der ersten Katastrophe aufzugeben“.

Anna-Lena Ils, Redakteurin im Medienhaus des Bistums Würzburg, hat erstmals als Delegierte an einer Synodalversammlung teilgenommen. „Es war viel emotionaler als ich es mir vorgestellt habe.“ Als am ersten Tag der Grundtext zum Thema Sexualität abgelehnt wurde, seien im Raum viele Tränen, Emotionen und Enttäuschung gewesen. Es sei jedoch danach wieder bergauf gegangen und immer mehr Texte genehmigt worden, obwohl diese teilweise ähnliche Inhalte hatten. „Man hat gemerkt, dass die Stimmung wieder deutlich besser wurde und auch wieder mehr Hoffnung zu spüren war.“

Domkapitular Albin Krämer, Leiter der Hauptabteilung Seelsorge, hat die Situation zu Tagungsbeginn sehr erschüttert. Bis zum Ende seien aber doch viele Dinge auf den Weg gebracht worden. „Ich bin davon überzeugt, dass die Mitglieder des Synodalen Weges auch Lernende sind, auch die Bischöfe.“ So habe der Bischof von Antwerpen als Gast seinen Mitbrüdern als Erinnerung mitgegeben, dass ihr Bischofsring dafür stehe, dass sie mit dem Volk Gottes eigentlich verheiratet seien und auch den Geruch der Schafe ihrer Herde anzunehmen hätten, wie es Papst Franziskus formuliert hat.

Pfarrer Dr. Matthias Leineweber, Rektor der Marienkapelle Würzburg und Religionslehrer an der Würzburger Sankt-Ursula-Schule, konstatiert: „Es ist schwer, sich auf den Synodalen Weg zu machen, und es ist keine Selbstverständlichkeit. Ich habe im Grunde genommen jetzt besser verstanden, wie nötig das synodale Miteinander ist – auch durch den Konflikt und die teilweise vorhandene Unfähigkeit, miteinander einen guten Diskurs zu führen.“

Leineweber glaubt, dass die Kirche lernen müsse, mit unterschiedlichen Ansätzen auszukommen. „Die Einheit in der Vielfalt finde ich als Begriff sehr gut – und die ist anstrengend. Wir müssen nicht alle von der eigenen Meinung überzeugen. Ich glaube, das schaffen wir auch in der Kirche, die katholisch im guten Sinne ist. Denn katholisch heißt ja ‚Vielfalt‘ und ‚umfassend‘ – also, dass wir eben vom konservativen Standpunkt bis zu einem progressiven Standpunkt gehen und auch lernen, den Blick nach außen zu wenden.“ Das bedeute, Fragen, Ermutigungen, aber auch Einwände, die von außen kommen, mit einzubeziehen und nicht nur den kleinen Bereich in der deutschen Kirche zu sehen. „Ich glaube, das ist ein wichtiger Aspekt auch für die Zukunft“, betont Leineweber.

Das bewertet Weihbischof Boom ähnlich. „Man kann irgendwann Dinge beschließen. Aber dass man das, was man beschlossen hat, auch wirklich in Taten umsetzt, ist die eigentliche Herausforderung.“ Das gelte etwa im Blick auf das Papier zum Thema Frauen in der Kirche „oder auch all das, was gesagt ist mit der Synodalität“. Es gelte schließlich zu fragen: „Wie geht das dann sowohl bei uns als auch in der Weltkirche?“

Über das Grundsatzpapier zum Priesteramt und der Lebensform der Priester ist bislang aus zeitlichen Gründen noch nicht in der Vollversammlung diskutiert worden. Für Domkapitular Krämer ist das noch eine anspruchsvolle Aufgabe, die auf die Synodalen wartet. Dem pflichtet Schuck bei: Papst Franziskus prangere den Klerikalismus an, und dieser habe strukturelle Ursachen. „Und an die muss man einfach ran.“ Priester würden anders behandelt als „,normale Gläubige‘ – und darin steckt viel von dem, was einfach schiefläuft“. Die Journalistin Ils sieht als größte Herausforderung für die kommende Vollversammlung des Synodalen Wegs den Zeitdruck. „Es konnten jetzt schon nicht alle Texte gelesen werden, die eigentlich gelesen werden sollten. Ganz viele wichtige Themen bleiben auf der Strecke.“ Zwar sei die Einführung eines Synodalen Rates beschlossen worden, allerdings erst für 2026.

Dennoch hat jeder der befragten Würzburger Synodalen Positives mit nach Hause genommen. „Ich habe eine Bewegung festgestellt, also dass wir in langsamen Schritten, sehr geduldig, natürlich über weit weniger abgestimmt haben als wir ursprünglich wollten. Aber wir sind zu Beschlüssen gekommen“, sagt Schuck. Er sei zuversichtlich, dass in der anstehenden letzten Synodalversammlung vieles besser laufen werde.

Weihbischof Boom stimmt zuversichtlich, dass der Synodale Weg weitergeht – „auch über die fünfte synodale Vollversammlung hinaus, auch wenn das nicht mehr mit diesem großen Aufwand der Plenen zu geschehen hat“. Synodalität gehöre zum Wesen der Kirche, das habe auch Papst Franziskus gesagt. „Wir müssen es vielleicht immer wieder neu lernen, dass wir ein Leben lang unterwegs sind. Es ist wie in einer Ehe. Da ist auch nicht alles einfach“, betont der Weihbischof. Viel Änderungsbereitschaft attestiert Ils der katholischen Kirche. „Man ist bereit, strukturelle Probleme, die Missbrauch begünstigt haben, anzugehen.“ Auch Domkapitular Krämer attestiert der Kirche eine Lernbereitschaft, da sie darauf schaue, „wie wir Synodalität neu lernen oder überhaupt lernen“. Diese Modernität könne durchaus ein Schlüssel sein für den Weg der Kirche in diesem Jahrhundert.

mh (POW)

(3822/1030; E-Mail voraus)

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