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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Wunder-Punkt

„Bist du sicher?“ frage ich eine Freundin. Die hat mich gerade mit einer Neuigkeit überrascht. „Klar bin ich sicher“, sagt sie. Doch ich kann kaum glauben, was sie mir erzählt hat. Ich bin zutiefst verwundert und will das Ganze selbst sehen. So wie der „ungläubige Thomas“, von dem die Bibel berichtet. Die anderen Jünger, die Freunde Jesu, haben ihm erzählt, dass Jesus auferstanden ist. Dass er in ihrer Mitte gewesen ist. Doch Thomas kann überhaupt nicht glauben, was er da hört. Jesus – der ist doch gekreuzigt, gestorben und begraben! „Ich muss seine Wunden sehen und berühren – sonst kann ich nicht glauben, dass er lebt", sagt er.

Ich kann nur glauben, was ich selber sehe: Wer das sagt, hat den Wunsch nach einer Wirklichkeit, die er begreifen kann und selber in der Hand hat. Es ist die Sehnsucht nach Sicherheit und Kontrolle. Wir wollen nicht enttäuscht werden. Vertrauen und Gutgläubigkeit sind doch so verletzbar! Also schützen wir uns – mit Zweifel und Misstrauen. Vielleicht hat man den Zweifel schon in uns gesät, als wir noch Kinder waren. Vielleicht ist er erst später gekommen, weil wir zu viel durchmachen mussten an Enttäuschung und Verletzungen. Zweifel und Misstrauen haben immer mit diesen wunden Punkten in unserem Leben zu tun.

Thomas steht zu seinem Zweifel – und zeigt damit seinen wunden Punkt. So begegnet er dem auferstandenen Christus. Der verurteilt ihn und seinen Zweifel nicht, sondern zeigt ihm nun seinerseits die eigenen Wunden. Jesus erscheint nicht als überlegener Held, sondern als verletzlicher Mensch. So wie Thomas. Und das hat eine verwandelnde Kraft. Thomas kann vertrauen und glauben. Sein wunder Punkt hat sich wunderbar verwandelt. Er ist zu einem Wunder – Punkt geworden.

Es ist etwas Großartiges, wenn Menschen bereit sind, ihre wunden Punkte zu zeigen. Wenn sie den Menschen und Gott sagen, woran sie zweifeln, was ihnen fehlt und was sie verletzt. Das kostet Mut. Wer zeigt sich schon gerne schwach, bedürftig und unterlegen. Wer aber seine Wunden spürt und die der anderen, wer sie zeigt und wahrnimmt, dem gilt eine große Verheißung. Denn verletzt sein, wund sein, krank sein ist nicht Gottes letzte Form der Lebendigkeit. Ostern heißt: Gott nimmt unsere Wunden ernst und das, was sie aus uns gemacht haben. Was an Ostern geschehen ist, ist kein unglaubwürdiges Zauberspektakel, das nichts mit mir zu tun hat. Ostern ist eine Kraft, die mitten in unser Leben hineinwirkt mit seinen wunden Punkten, die oft genug greifbare Wirklichkeit für uns sind. Gerade in ihnen ist neue Lebendigkeit und neue Beziehung möglich. Ganz sicher!

Pfarrerin Eva Güther-Fontaine,
Alzenau