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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Der uns Lebenssaft spendet

Jesus sagt: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Getrennt von mir könnt ihr nichts tun.“

Gedanken zum Sonntagsevangelium – Fünfter Sonntag der Osterzeit

Evangelium

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater ist der Winzer. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab, und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt. Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe. Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen. Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer und sie verbrennen. Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten. Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet.
Johannes 15,1–8
 
Ich weiß nicht, wie Weinbau im Heiligen Land zur Zeit Jesu betrieben wurde. Aber ich kann mir vorstellen, dass sich im Vergleich zu heute im Wesentlichen kaum etwas geändert hat. Deshalb verstehen wir dieses Gleichnis auch heute noch ohne Weiteres.
 
Ein Winzer lässt nicht alle Zweige an einem Weinstock wachsen. Einen, höchstens zwei Rebzweige zieht er hoch, damit sie eines Tages gute Früchte bringen können. Auf ähnliche Weise sind wir von Gott, dem Winzer, schon lange auserwählt worden, zu wachsen und Frucht zu bringen. Bei unserer Taufe wurde uns das zugesprochen und uns auch gesagt, was unsere Bestimmung sein wird: „Du sollst Gott und den Nächsten lieben lernen, wie Christus es uns vorgelebt hat.“
 
Solches Lernen geht nicht von heute auf morgen, das braucht Zeit. Die Reben brauchen etliche Jahre, in denen sie „erzogen“ werden, wie die Winzer sagen. Da muss manches abgeschnitten und unterbunden werden, was für das Wachstum nicht förderlich ist, und alles getan werden, um die guten Anlagen zu stärken.

Ähnlich ist es bei uns Menschen. 
 
Jeder weiß, wie wichtig die ersten Lebensjahre für die spätere Entwicklung sind. Was im Elternhaus, im Kindergarten, in der Schule, der Jugendarbeit und Katechese getan wird, um den lebendigen Kontakt mit Jesus zu vertiefen, das wird – so hoffen wir – eines Tages Früchte tragen.

Es dauert also, bis die Reben eines Weinstocks das erste Mal Frucht bringen. Aber wenn es einmal so weit ist, dann wissen die Winzer, dass sie nun jahrzehntelang von diesem Weinstock ernten können.
 
Reben brauchen das ganze Jahr über Sorge und Pflege. Es muss gehackt und gedüngt, gereinigt, beschnitten und festgebunden werden, damit die Zweige so richtig in Saft und Kraft stehen können. Und selbst dann drohen noch andere Gefahren, die alle Mühe wieder zunichtemachen können. Denn Reben sind empfindliche Gewächse. Sie vertragen keinen Frost und keinen Hagel, sind gefährdet von Pilzen und der Reblaus.

So hat auch Gott mit uns ständig alle Hände voll zu tun, dass wir die Verbindung zu Jesus, unserem Weinstock, nicht verlieren. Gott weiß, wie schnell ein frostiges Klima uns eingehen lassen kann, dass Stürme und Hagelgewitter unserem Glauben, Hoffen und Lieben ein schnelles Ende bereiten können. Gott weiß, dass wir empfindlich reagieren, wenn sich unter uns Neid und Missgunst wie Pilze ausbreiten oder wenn uns üble Nachrede und Gerüchte wie die Laus in den Pelz gesetzt werden. Er sorgt sich darum, dass wir uns immer wieder darauf besinnen, woher wir eigentlich unsere Kraft beziehen.

Jesus sagt: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Getrennt von mir könnt ihr nichts tun.“
 
Wenn wir uns immer wieder mit ihm verbunden wissen, wenn wir uns im Gebet und im Bemühen um ein christliches Leben von ihm die Kraft holen, dann wird uns der nötige Lebenssaft nicht versagt bleiben, dann können wir Frucht bringen.
 
„Solange es diesen Wein gibt, brauche ich keinen Gottesbeweis“, sagte einmal ein Geistlicher über einen guten Tropfen. Wenn wir im Leben so eng mit Jesus verbunden sind, wie die Reben mit dem Weinstock, dann werden wir solche Frucht hervorbringen. Dann sind wir ein lebendiger Gottesbeweis.
 
Joachim Kestler war von 1987 bis 1991 Priester der Diözese Würzburg. Heute verheiratet, engagiert er sich im Netzwerk „Priester im Dialog“.

Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt.