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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Ohne oben und unten

Hungrig, durstig, fremd, obdachlos, nackt, gefangen – wie viele Menschen haben mit diesen Nöten zu kämpfen? Das Schicksal der Welt entscheidet sich an unserem Umgang mit der Not des Mitmenschen.

Evangelium

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen. Und alle Völker werden vor ihm zusammengerufen werden, und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet. Er wird die Schafe zu seiner Rechten versammeln, die Böcke aber zur Linken. Dann wird der König denen auf der rechten Seite sagen: Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist. Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm die Gerechten antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben, oder durstig und dir zu trinken gegeben? Und wann haben wir dich fremd und obdachlos gesehen und aufgenommen, oder nackt und dir Kleidung gegeben? Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. Dann wird er sich auch an die auf der linken Seite wenden und zu ihnen sagen: Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist! Denn ich war hungrig und ihr habt mir nichts zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir nichts zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich nicht aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir keine Kleidung gegeben; ich war krank und im Gefängnis und ihr habt mich nicht besucht. Dann werden auch sie antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig oder obdachlos oder nackt oder krank oder im Gefängnis gesehen und haben dir nicht geholfen? Darauf wird er ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan. Und sie werden weggehen und die ewige Strafe erhalten, die Gerechten aber das ewige Leben.

Matthäus 25,31–46

Er war UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung und weiß um den Hunger in der Welt: Jean Ziegler. In einem Interview klagt er die krassen Gegensätze unserer Welt an. Obwohl wir in der Lage wären, alle Menschen zu ernähren, "verhungert alle fünf Sekunden ein Kind unter zehn Jahren ... Das Problem ist fehlender Zugang wegen fehlender Kaufkraft zu genügender, adäquater Nahrung."

Hungrig, durstig, fremd, obdachlos, nackt, gefangen – viermal stellt Jesus uns diese existentiellen Bedrohungen des menschlichen Lebens vor Augen, und er fragt: Wie begegnest du Menschen, die ihre urmenschlichsten Grundbedürfnisse nicht stillen können? "Der revolutionärste Text der Welt, den es wahrscheinlich gibt, steht im Matthäus-Evangelium: Ich war hungrig, ihr habt mir zu essen gegeben ...", so Jean Ziegler.

Was ist an dieser Botschaft revolutionär? Die Menschwerdung Gottes kennt keine Grenzen. Gott wird Mensch und liebt uns Menschen grenzenlos. Wer geliebt wird, der bleibt nicht auf der Strecke. Der endet nicht im Dreck. Der ist in seiner Ohnmacht nicht alleingelassen. Der ist keine Nummer, sondern hat einen Namen und eine Geschichte, denn der, der ihn liebt, packt zu, hilft, ist einfach da! Die Revolution besteht darin, dass der Weltenrichter sich mit den "geringsten Brüdern (und Schwestern)" identifiziert. Der Gegensatz von oben und unten ist aufgehoben.

Hungrig, durstig, fremd, obdachlos, nackt, gefangen – wie viele Menschen haben mit diesen Nöten zu kämpfen? Das Schicksal der Welt entscheidet sich an unserem Umgang mit der Not des Mitmenschen. Diese Not gilt es zu erkennen: am Arbeitsplatz, wenn die Rechte der Mitarbeiter missachtet werden; in der Schule, wenn der Neue ausgeschlossen bleibt; im Pflegeheim, wenn die zu Pflegenden sich nach dem System zu richten haben und nicht das System an der Not der Pflegenden ausgerichtet wird. Fremde kommen zu uns mit ihren Schicksalen, oft gedemütigt und in der Seele gebrochen, traumatisiert. Wollen wir ihre Geschichte hören und Antwort auf ihre Not geben?

Ich werde gefragt, ob ich die Not des Anderen sehe und mit meinen Möglichkeiten Antwort gebe oder ob ich gleichgültig und untätig geblieben bin. Das gilt in der täglichen Begegnung ebenso wie in den (welt-)politischen Strukturen. Sehe ich im Anderen und in seinem Schicksal die Gegenwart des Weltenrichters? Daran entscheidet sich mein Leben.

Pfarrer Albin Krämer ("albin.kraemer@bistum-wuerzburg.de") leitet die Pfarreiengemeinschaften "Frankenapostel" (Zellingen) und "Retztal" (Retzbach).