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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Lebensdurst und Lebensquellen

Durststrecken gibt es - aber Lebensquellen auch, so Hochschulpfarrer Ralph Baudisch.

Diese grauen Tage! Der Main schiebt sich durch die Stadt, die Nachbarn schließen sich in der Wohnung ein. Bis so ein Jahr in Gang kommt... Zeit für die Urlaubsplanung, für Dokus von fernen Ländern! Farbfotos zeigen üppige Urwälder und Bilderbuchbuchten, schwarzes Vulkangestein und glasklare Bachläufe, von denen Menschen trinken und in denen sie baden. Klar, nach Vanuatu würde ich auch gerne mal reisen. Aber länger dort leben? Weltflucht gelingt ja immer nur kurz. Das Einkommen der Bewohner dieser 83 Südsee-Inseln liegt bei 200 Euro im Monat. Die Hütten, oft ohne Elektrizität und Telefon, werden regelmäßig von Zyklonen verwüstet. Dann baut man sie gemeinsam wieder auf, teilt Fernseher und anderes Luxusgut. "Wir sind eine ziemlich egalitäre Gesellschaft", sagt Kiery Manassah vom Vanuatu Daily. "Geld erzeugt nur Armut. Wir besitzen nicht viel, aber was wir haben, das teilen wir."

Ist es ein Wunder, dass Vanuatu auf Platz 1 des HPI steht? Der "Happy Planet Index" ist eine Art Weltrangliste des guten Lebens. Seine Kriterien sind die Zufriedenheit, die Lebenserwartung und der ökologische Fußabdruck – also der Aufwand an Energie und Dingen, der betrieben wird, um Glück und Gesundheit zu erreichen. Keines der europäischen Länder steht unter den Top 10 dieses Rankings. Das reiche Deutschland liegt derzeit auf Platz 50, zwischen Indien und Irland. Dabei brummt doch der Markt, Möbelhäuser und Supermärkte sind voller Waren und Kunden. Menschen bezahlen viel Geld, wenden viel Kraft auf für Dinge, die offenbar nicht satt und froh machen. Es bleibt ein Lebenshunger, eine innere Leere. Manche trinken, um sich und die Welt zu vergessen. Manche fühlen sich ausgezehrt, ausgebrannt.

Im christlichen Motto für dieses Jahr 2018 geht es um Lebensdurst und Lebensquellen. Es steht im Happy End der Bibel, dem vorletzten Kapitel der Offenbarung. Und es ist ein Satz auf Zukunft, ein Versprechen: "Ich will dem Durstigen geben – spricht Gott – von der Quelle lebendigen Wassers umsonst." Durststrecken kennen die biblischen Schreiber aus bitterer Erfahrung, sie zeichnen sich nicht gerade durch Weltflucht aus. Der Seher Johannes beschreibt seine Vision nicht daheim am Schreibtisch – sondern auf den kahlen Hängen einer Insel, seines Exils. Er schreibt viel von Kämpfen, vom Durchhalten gegen ein toll gewordenes Monster, mit dem wohl das totalitär gewordene Römische Weltreich gemeint ist.

Durststrecken gibt es also – aber Lebensquellen auch. Ich freue mich in diesem Jahr auf sonnige Tage, auf Spaziergänge am Mainufer und, klar, auf’s Anstoßen auf der Brücke. Noch mehr aber freue ich mich über menschliche Wärme: Die Nachbarin, die bei Hausarbeiten Saft und Kuchen vorbeibringt. Ehrenamtliche in Gemeinden und Vereinen, die für andere sorgen. Auch in dieser Stadt leben ja viele, die Hütten, Häuser, Heimat verloren haben. Beim Neujahrsempfang der Stadt zeigte Landesbischof Bedford-Strohm sich gewiss: "In unserer Gesellschaft steigt die Bereitschaft zu helfen." Vielleicht muss ich gar nicht so weit weg, sondern ein Stück Vanuatu kommt näher. Vielleicht steht in der Mainpost bald Ähnliches wie im Vanuatu Daily: "Wir sind eine ziemlich egalitäre Gesellschaft. Wir besitzen nicht viel, aber was wir haben, das teilen wir."

Ralph Baudisch, Hochschupfarrer der Evang. Studentengemeinde Würzburg

Der Impuls "Sinn & Religion" erscheint wöchentlich auf der Internetseite der Kirche in der Region Würzburg.