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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Geborgen sein am Grab

Die Begegnung mit dem Auferstandenen selbst ist hochemotional geschildert. Möglicherweise ist es die tiefe Sehnsucht nach dem eigenen "Erkanntsein", "Erkanntwerden", die uns so anrührt.

Gedanken zum Sonntagsevangelium – Hochfest der Auferstehung Jesu

Evangelium

Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war. Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat. Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab; sie liefen beide zusammen dorthin, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als Erster ans Grab. Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging aber nicht hinein. Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle. Da ging auch der andere Jünger, der zuerst an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte. Denn sie wussten noch nicht aus der Schrift, dass er von den Toten auferstehen musste. Dann kehrten die Jünger wieder nach Hause zurück. Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein. Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten. Die Engel sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Man hat meinen Herrn weggenommen und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat. Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast. Dann will ich ihn holen. Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich ihm zu und sagte auf Hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister. Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott. Maria von Magdala ging zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie richtete aus, was er ihr gesagt hatte.

Johannes 20,1–18

In der Erzählung vom leeren Grab im Johannesevangelium sind zwei Ostergeschichten ineinander geschachtelt: Die große Erzählung um Maria von Magdala und ihre Begegnung mit dem Auferstandenen sowie die kleine Erzählung vom sogenannten "Wettlauf zum leeren Grab".

Der geliebte Jünger, die Hauptbezugsperson des Johannesevangeliums, gewährt Simon Petrus – der ansonsten eher schlecht wegkommt – den Vortritt ins leere Grab. Mehrheitlich interpretieren Exegeten diese Szene so, dass hier – vereinfacht – ein Richtungsstreit abgebildet ist: zwischen dem johanneischen, von der Gleichrangigkeit aller Gläubigen ausgehenden Gemeindemodell und dem petrinischen, die Hierarchie betonenden Gemeindemodell. Dieser Richtungsstreit wird (der geliebte Jünger lässt Petrus den Vortritt!) zugunsten des Letztgenannten entschieden. Die Autorität und der Vorzug Petri werden anerkannt.

Im Gegenzug gerät die johanneische Tradition nicht in Vergessenheit, sondern wird Teil der biblischen Überlieferung. Der große Reichtum unserer biblischen Überlieferung, die immer schon eine Vielstimmigkeit zulässt und trotzdem eine Einheit ist, ist für mich immer wieder bestaunenswert.

Auch die anrührende Szene mit Maria von Magdala erscheint mir aus vielerlei Gründen ebenfalls bemerkenswert. Im Unterschied zu den anderen Evangelisten, die auch andere Frauen am Grab Jesu nennen, stellt das Johannesevangelium Maria aus Magdala allein in den Mittelpunkt der Erstzeugenschaft. Und: Sie ist es, die vom Auferstandenen den Auftrag erhält, zu den Jüngern zu gehen und ihnen die Freudenbotschaft zu verkünden. Das tut sie – im Unterschied zu den Frauen im Markusevangelium.

Dieser Auftrag trägt Maria den Ehrentitel Apostelin der Apostel ein. Die Begegnung mit dem Auferstandenen selbst ist hochemotional geschildert. Möglicherweise ist es die tiefe Sehnsucht nach dem eigenen "Erkanntsein", "Erkanntwerden", die uns so anrührt.

Wenn ich diesen Textabschnitt von der Begegnung des Auferstandenen mit Maria von Magdala lese, dann scheint es mir fast, als ob die Verfasser des Johannesevangeliums hier in einem kurzen, hochintensiven Drama Jesaja 43,1b einlösen würden: "Ich habe dich gerettet; ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein."

Die Verlorenheit Marias, ihre Verzweiflung und tiefe Trauer werden in dieser Szene in die absolute Geborgenheit, in ein "Aufgehoben-Sein" und im Anschluss in ein "Beauftragt-Sein" überführt. Auch diesen Gedanken finde ich im wahrsten Sinne des Wortes be-merkens-wert: Beauftragung braucht Verwurzelung, ein Hin- und Zugeordnetsein, sonst läuft sie ins Leere.

Dr. Agnes Rosenhauer ("a.rosenhauer@schmerlenbach.de") ist Exegetin und Bildungsreferentin in der Katholischen Erwachsenenbildung des Forum Schmerlenbach e.V.

Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt.