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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Taumeln und schwanken

Die Auferstehung Jesu ist etwas, was man nicht so ohne weiteres glauben kann.

Gedanken zum Sonntagsevangelium – Dritter Sonntag der Osterzeit

Evangelium

Die beiden Jünger, die von Emmaus zurückgekehrt waren, erzählten den Elf und den anderen Jüngern, was sie unterwegs erlebt und wie sie Jesus erkannt hatten, als er das Brot brach. Während sie noch darüber redeten, trat er selbst in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Sie erschraken und hatten große Angst, denn sie meinten, einen Geist zu sehen. Da sagte er zu ihnen: Was seid ihr so bestürzt? Warum lasst ihr in eurem Herzen solche Zweifel aufkommen? Seht meine Hände und meine Füße an: Ich bin es selbst. Fasst mich doch an und begreift: Kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht. Bei diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und Füße. Sie staunten, konnten es aber vor Freude immer noch nicht glauben. Da sagte er zu ihnen: Habt ihr etwas zu essen hier? Sie gaben ihm ein Stück gebratenen Fisch; er nahm es und aß es vor ihren Augen. Dann sprach er zu ihnen: Das sind die Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Alles muss in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich gesagt ist. Darauf öffnete er ihnen die Augen für das Verständnis der Schrift. Er sagte zu ihnen: So steht es in der Schrift: Der Messias wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen und in seinem Namen wird man allen Völkern, angefangen in Jerusalem, verkünden, sie sollen umkehren, damit ihre Sünden vergeben werden. Ihr seid Zeugen dafür.

Lukas 24,35–48

Beim Betrachten des aktuellen Evangeliums geht es mir wie beim Lesen eines Romans oder Anschauen eines Films. Ich weiß mehr als die Beteiligten. Am liebsten würde ich mich ins Geschehen einschalten und sagen: Merkt ihr wirklich nicht, was hier geschieht? Seid ihr blind, dass ihr nicht seht, was hier vor sich geht?

Ich weiß ja, wie die Geschichte ausgeht: dass Jesus auferstanden ist und die Jünger das auch noch glauben werden. Ich habe leicht reden, weil sich für mich die vielen einzelnen Ostererzählungen zu einer einzigen langen Ostergeschichte verdichten.

Die ersten Zeugen der Auferstehung hatten nur ihre eigenen Erlebnisse und Erfahrungen, die ihnen einfach unglaublich erschienen. Selbst die Tatsache, dass andere offensichtlich ähnliches erlebt hatten, half ihnen nur begrenzt weiter. Deshalb ist in den Ostererzählungen so viel von Angst und Schrecken, Bestürzung und Zweifel die Rede und im gleichen Atemzug wieder von Freude und Staunen. Die Auferstehung Jesu ist etwas, was man nicht so ohne weiteres glauben kann.

Auf dem Weg nach Emmaus sind die Jünger wie mit Blindheit geschlagen. Doch dann erkennen sie für einen kurzen Augenblick Jesus beim Brotbrechen. Und sie erinnern sich, dass ihnen das Herz brannte, als er ihnen den Sinn der Schrift erklärte.

Und nun? Gerade noch haben sie sich gegenseitig von ihren Ostererfahrungen erzählt, sind soweit, dass sie glauben möchten, was ihnen doch so unfassbar erscheint. Da kommt Jesus – und sie erkennen ihn nicht. Sie fallen vom Glauben in den Zweifel zurück, taumeln nicht mehr vor Freude, sondern vor Angst und Bestürzung.

Nicht zum letzten Mal muss Jesus ihnen die Augen öffnen, damit sie sehen und glauben können. Nicht zum letzten Mal muss er ihnen den Sinn der Schrift erklären, damit sie hören und verstehen können. Und nicht zum letzten Mal bestellt er sie zu Zeugen für das, was sie mit ihm gesehen und gehört, erlebt und erfahren haben.

Aber ich darf die Ostergeschichten nicht lesen wie einen Roman oder betrachten wie einen Film. Ich muss den Platz des allwissenden Zuschauers verlassen. Ich muss selbst in die Geschichte hineinschlüpfen.

Es geht nicht nur um die Jünger damals – es geht um mich selbst. Denn in meinem eigenen Leben wird es mir nicht anders ergehen als den Jüngern. Ich habe zwar deren Zeugnis aus dem Evangelium. Aber ich kenne trotzdem aus meinem Leben das Wechselbad der Gefühle von Unverständnis und Gewissheit, von Zweifel und Glauben, von Angst und Freude.

Ich weiß aus meinem Leben, dass es lange dauert, bis mir – immer wieder – die Augen aufgehen und ich erkenne: Jesus lebt wirklich! Hier ging er mit, da hat er mich geführt, getragen, beraten, mir geholfen oder mich zu einer Richtungsänderung gebracht.

Ich weiß aber auch, dass solche Erkenntnisse wieder verblassen. Ich kann sie nicht festhalten. Deswegen brauche ich auch immer wieder das Zeugnis und Bekenntnis von anderen. Wenn mein eigener Glaube schwankend wird, dann kann mich das Zeugnis der Schwestern und Brüder im Glauben wieder stärken.

Und dann kommt nach einem langen Weg hoffentlich auch für mich der Tag, an dem ich mit Gewissheit sagen kann: Gott hat Jesus von den Toten auferweckt. Ich bin ein Zeuge dafür.

Joachim Kestler ("musikschulehackenbruch@t-online.de") war von 1987 bis 1991 Priester der Diözese Würzburg. Heute verheiratet, engagiert er sich im Netzwerk "Priester im Dialog".

Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt.