Wie man seinen Garten anlegen oder das Haus umbauen kann, ob ein Prozess Aussicht auf Erfolg hat oder welche Therapie in welchem Fall die beste wäre – all das wurde ausgiebig laufend erörtert. Bis eines Tages der Architekt eine Rechnung vom Rechtsanwalt in nicht ganz unbeträchtlicher Höhe in seinem Briefkasten vorfand. Dumpf erinnerte er sich noch an die Nachfrage nach dem Streitwert des Verfahrens und nun verstand er den Grund dieser Frage. Da änderte sich plötzlich die Stimmung in der Gruppe: Auch andere Mitglieder begannen, ihre Beratungsgespräche als Leistung in Rechnung zu stellen. Bis sich schließlich einige diese Form der Laufgruppe nicht mehr leisten konnten. Das gemeinsame Wort war ihnen zu teuer geworden. Die Gruppe zerfiel.
Eine eigenartige Geschichte? Ja, und doch ist sie gar nicht so weit hergeholt. „Alles hat seine Zeit", sagt die Bibel und spendet damit Lebensatem. „Alles hat seinen Preis", so das Echo unserer ökonomisierten Welt. Doch immer mehr bleiben im wahrsten Sinn des Wortes auf der Strecke. Egal, ob sie aus dem System herausfallen oder am Überdruck im System erkranken.
„So soll es bei euch nicht sein", sagt Jesus. „In dieser Welt unterdrücken die Herrscher ihre Völker, und rücksichtslose Machthaber lassen sich als Wohltäter feiern. Bei euch aber soll es nicht so sein. Im Gegenteil: Der Erste unter euch soll sich allen anderen unterordnen, und wer euch führen will, muss allen dienen."
Die Hinwendung zu Gott lässt die Menschlichkeit wieder aufatmen. Sie gibt dem Einzelnen einen Wert unabhängig von seiner Leistung. Die Liebe zum „Unbezahlbaren" kann wieder aufblühen: Zum Lächeln, zur Freundlichkeit, zum Mitgefühl, zur persönlichen Begegnung. Was ist uns an Lebensqualität wichtiger?
Fragt ihr Pfarrer Peter Kolb,
Leiter des Evang. Bildungswerks