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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Wieder in Berührung

Wo keine Berührung mehr möglich ist, da kann wieder Beziehung aufgenommen werden. Wo scheinbar kein Zurück mehr möglich ist, gibt es doch noch einen Weg, wieder in Verbindung zu kommen.

Gedanken zum Sonntagsevangelium – 24. Sonntag im Jahreskreis

Evangelium

In jener Zeit trat Petrus zu Jesus und fragte: Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er sich gegen mich versündigt? Siebenmal? Jesus sagte zu ihm: Nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal. Mit dem Himmelreich ist es deshalb wie mit einem König, der beschloss, von seinen Dienern Rechenschaft zu verlangen. Als er nun mit der Abrechnung begann, brachte man einen zu ihm, der ihm zehntausend Talente schuldig war. Weil er aber das Geld nicht zurückzahlen konnte, befahl der Herr, ihn mit Frau und Kindern und allem, was er besaß, zu verkaufen und so die Schuld zu begleichen. Da fiel der Diener vor ihm auf die Knie und bat: Hab Geduld mit mir! Ich werde dir alles zurückzahlen. Der Herr hatte Mitleid mit dem Diener, ließ ihn gehen und schenkte ihm die Schuld. Als nun der Diener hinausging, traf er einen anderen Diener seines Herrn, der ihm hundert Denare schuldig war. Er packte ihn, würgte ihn und rief: Bezahl, was du mir schuldig bist! Da fiel der andere vor ihm nieder und flehte: Hab Geduld mit mir! Ich werde es dir zurückzahlen. Er aber wollte nicht, sondern ging weg und ließ ihn ins Gefängnis werfen, bis er die Schuld bezahlt habe. Als die übrigen Diener das sahen, waren sie sehr betrübt; sie gingen zu ihrem Herrn und berichteten ihm alles, was geschehen war. Da ließ ihn sein Herr rufen und sagte zu ihm: Du elender Diener! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich so angefleht hast. Hättest nicht auch du mit jenem, der gemeinsam mit dir in meinem Dienst steht, Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte? Und in seinem Zorn übergab ihn der Herr den Folterknechten, bis er die ganze Schuld bezahlt habe. Ebenso wird mein himmlischer Vater jeden von euch behandeln, der seinem Bruder nicht von ganzem Herzen vergibt.
Matthäus 18,21–35
 
In dem Kinofilm „Das Beste kommt zum Schluss“ beschließen zwei an Krebs erkrankte Männer, gemeinsam eine sogenannte „Löffelliste“ abzuarbeiten. Auf einem sonnengelben Papier hatte einer der beiden, ein Automechaniker, begonnen, seine Wünsche zu notieren, die er sich gerne noch erfüllen würde, bevor er „den Löffel abgeben muss“. Vom Krankenhausbettnachbarn, einem Milliardär, entdeckt, ergänzt dieser eigenmächtig die Liste mit seinen Vorstellungen. Und dann lädt er den Mechaniker ein, diese Wünsche gemeinsam in die Tat umzusetzen.

Was dann folgt, raubt einem fast den Atem. Alles wird möglich, denn Geld spielt keine Rolle. Der Sekretär des Milliardärs plant minutiös und perfekt. Ihre unglaublichen Reiseerlebnisse bringen die beiden Männer einander näher. Eine Freundschaft beginnt, in der auch die verwundeten und zerbrochenen Seiten des Lebens angesprochen werden.

So trägt der perfekte, alles ermöglichende Milliardär eine zerbrochene Beziehung zu seiner Tochter in sich. Als dies Thema wird, schreibt der andere einen neuen Punkt auf die „Löffelliste“: „Get back into touch“ – „Komm wieder in Berührung“. Unvorstellbar. Wie soll das gehen? Da ist nichts mehr zu machen! So die Reaktion des Betroffenen.

Für mich ist diese Formulierung „get back into touch“ eine wunderbare Umschreibung, fast wie eine Handlungsanweisung für Vergebung und Versöhnung. Wo keine Berührung mehr möglich ist, da kann wieder Beziehung aufgenommen werden. Wo scheinbar kein Zurück mehr möglich ist, gibt es doch noch einen Weg, wieder in Verbindung zu kommen. Das kann schmerzen. Das rüttelt am Selbstbild. Da muss ich mich bücken und anstrengen. Da muss ich mich hineingeben. Und deshalb ist es wohl so schwierig, braucht Überwindung und oft einige Anläufe.

Das ist es, was in dem Prozess „get back into touch“ geschehen kann: Ich komme mit mir in Berührung, so wie ich bin und wie ich von Gott geliebt bin. Wenn mir das zu Herzen geht, vielleicht auch unter Tränen, dann geschieht Versöhnung. Das kann ich nicht machen, dazu darf ich mich von Gott berühren lassen. Nicht nur für eine Situation, sondern für mein ganzes Leben. Dafür hat Jesus gelebt, geliebt, gelitten, sich gegeben.
 
Gegen Ende des Films wird der Milliardär von seinem Freund vor dem Haus der Tochter einfach abgesetzt. Der sträubt sich, wird ungemein wütend und rast davon. Dann stirbt sein Freund, und das trifft ihn tief. Er kommt in Berührung mit seinem Inneren, spürt, wie ihn die Zeit mit dem Verstorbenen verwandelt hat. Nach der Trauerrede fährt er zitternd zu seiner Tochter. Die Tür öffnet ein kleines Mädchen: seine Enkelin, von der er bis dahin nichts wusste. Ein neues Leben begegnet und beginnt.
 
Gabriele Saft („gabriele.saft@bistum-wuerzburg.de“) ist Pastoralreferentin sowie Geistliche Begleiterin von Theologiestudierenden und künftigen Pastoralreferenten.