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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Gott sprengt die Rahmen

Das Abendgebet der liebenden Aufmerksamkeit ist eine gute und bewährte Übung, die Liebe und Weite Gottes in allem wirken zu lassen.

Gedanken zum Sonntagsevangelium – 25. Sonntag im Jahreskreis

Evangelium

In jener Zeit erzählte Jesus seinen Jüngern das folgende Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Gutsbesitzer, der früh am Morgen sein Haus verließ, um Arbeiter für seinen Weinberg anzuwerben. Er einigte sich mit den Arbeitern auf einen Denar für den Tag und schickte sie in seinen Weinberg. Um die dritte Stunde ging er wieder auf den Markt und sah andere dastehen, die keine Arbeit hatten. Er sagte zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg! Ich werde euch geben, was recht ist. Und sie gingen. Um die sechste und um die neunte Stunde ging der Gutsherr wieder auf den Markt und machte es ebenso. Als er um die elfte Stunde noch einmal hinging, traf er wieder einige, die dort herumstanden. Er sagte zu ihnen: Was steht ihr hier den ganzen Tag untätig herum? Sie antworteten: Niemand hat uns angeworben. Da sagte er zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg! Als es nun Abend geworden war, sagte der Besitzer des Weinbergs zu seinem Verwalter: Ruf die Arbeiter, und zahl ihnen den Lohn aus, angefangen bei den letzten, bis hin zu den ersten. Da kamen die Männer, die er um die elfte Stunde angeworben hatte, und jeder erhielt einen Denar. Als dann die ersten an der Reihe waren, glaubten sie, mehr zu bekommen. Aber auch sie erhielten nur einen Denar. Da begannen sie, über den Gutsherrn zu murren, und sagten: Diese letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, und du hast sie uns gleichgestellt; wir aber haben den ganzen Tag über die Last der Arbeit und die Hitze ertragen. Da erwiderte er einem von ihnen: Mein Freund, dir geschieht kein Unrecht. Hast du nicht einen Denar mit mir vereinbart? Nimm dein Geld und geh! Ich will dem letzten ebenso viel geben wie dir. Darf ich mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich will? Oder bist du neidisch, weil ich zu anderen gütig bin? So werden die Letzten die Ersten sein und die Ersten die Letzten. 
Matthäus 20,1–16

Die Tagesschau am Abend ist für viele ein fester Programmpunkt. Wichtig ist es, informiert zu sein. Wie eine persönliche Tagesschau kann das Abendgebet sein. Von meiner Großmutter lernte ich das erste Abendgebet „Müde bin ich, geh zur Ruh“.

Aus der Tradition des heiligen Ignatius von Loyola lernte ich später das Abendgebet der liebenden Aufmerksamkeit kennen. Der Gründer der Jesuiten hat dem Gebet eine feste Form gegeben. Die Betenden werden in einem Gang durch den Tag an die Gefühle, Gedanken und Taten dieses Tages geführt. Alles wird mit den liebenden Augen Gottes angeschaut. 

Menschen neigen dazu, alles nach den Kriterien von Leistung und Erfolg zu betrachten. „Was bringt es mir?“ ist eine gängige Frage, die auf nahezu alle Lebensbereiche angewendet wird. Es ist erschreckend, wie diese Anspruchshaltung um sich greift. Sind wir Menschen vor allem auf Haben und Bekommen aus? Die Freundin muss es bringen. Der Glaube muss es bringen … ansonsten wende ich mich ab.

Die Anspruchshaltung trifft wohl auch auf die Menschen im Gleichnis zu. Den Weinbergarbeitern ist die Höhe ihres Lohns ein Rätsel. Sie bekommen zwar das Vereinbarte, den Denar, der den Tagesbedarf einer Familie damals deckte. Doch sie erwarten mehr, weil andere für weniger Einsatz das Gleiche erhalten haben. Das ist ungerecht. Sie sind neidisch.

So heißt es am Ende des Gleichnisses: „Darf ich mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich will? Oder bist du neidisch, weil ich (zu anderen) gütig bin?“ Am Abend eines Arbeitstages diese Worte zu hören, das ist eine Herausforderung. Sie zeigen: Gott ist weiter, als wir Menschen es fassen können. Er sprengt die Rahmen, die wir um das Leben legen. Das Denken: „Was bringt es mir?!“ ist menschlich, nicht göttlich. Es engt ein.

Das Abendgebet der liebenden Aufmerksamkeit ist eine gute und bewährte Übung, die Liebe und Weite Gottes in allem wirken zu lassen; auch in meinem Neid, den ich unter Umständen am Tag empfunden habe. Wenn ich den Neid mit den Augen der Liebe anschaue, dann merke ich, warum ich so empfunden habe. Das kann wehtun und gleichzeitig heilen, denn Gott ist gütig, auch zu mir.

Mir Zeit nehmen. – Wahrnehmen, wie ich da bin. – Spüren, dass ich atme. – Mich in den liebenden Blick Gottes halten. So auf meinen Tag schauen. – Was war? – Wie ging es mir dabei? – Dort verweilen, wo ich angesprochen bin. – Vor Gott aussprechen, was jetzt da ist: Dank – Klage – Zweifel – Bitten – Fragen. – Alles in seine Hand legen. – Schweigend in ihm sein. – Mich segnen. – Ich will morgen wieder wach werden, um zu lieben.
(Gebet der liebenden Aufmerksamkeit – "www.exerzitienreferat.de")

Gabriele Saft ("gabriele.saft@bistum-wuerzburg.de") ist Pasto-ralreferentin sowie Mentorin für Theologiestudierende und künftige Pastoralreferenten.