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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Denn dein ist das Reich...

Unsere letzte und wichtigste Aufmerksamkeit gehört nicht all den Verpflichtungen, in denen wir als Menschen stehen, sondern sie gehört Gott.

Evangelium

In jener Zeit kamen die Pharisäer zusammen und beschlossen, Jesus mit einer Frage eine Falle zu stellen. Sie veranlassten ihre Jünger, zusammen mit den Anhängern des Herodes zu ihm zu gehen und zu sagen: Meister, wir wissen, dass du immer die Wahrheit sagst und wirklich den Weg Gottes lehrst, ohne auf jemand Rücksicht zu nehmen; denn du siehst nicht auf die Person. Sag uns also: Ist es nach deiner Meinung erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht? Jesus aber erkannte ihre böse Absicht und sagte: Ihr Heuchler, warum stellt ihr mir eine Falle? Zeigt mir die Münze, mit der ihr eure Steuern bezahlt! Da hielten sie ihm einen Denar hin. Er fragte sie: Wessen Bild und Aufschrift ist das? Sie antworteten: Des Kaisers. Darauf sagte er zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!
Matthäus 22,15–21

Es gibt Situationen, aus denen man ohne Ärger nicht herauskommt. Ich denke zum Beispiel an einen Konflikt in einer Gemeinde, in die ich gerufen wurde. Der konkrete Anlass ist dabei unwichtig. Aber es war schnell klar, ganz gleich, was ich sagen würde, ich hatte immer mit "Prügel" entweder von der einen oder von der anderen oder vielleicht sogar von beiden Seiten zu rechnen.

Wir alle kennen – sei es im Arbeitsumfeld oder im privaten Bereich – ähnliche Situationen. In ihnen bleibt das Gefühl, wie man es macht, ist es verkehrt. Der Evangelist Matthäus berichtet davon, wie auch Jesus in eine Situation kommt, in der er eigentlich nur alles falsch machen kann. Gesetzeskundige und einflussreiche Personen seiner Zeit brachten Jesus sogar bewusst in diese missliche Lage. Zunächst machten sie ihm ein Kompliment: "Meister, wir wissen, dass du immer die Wahrheit sagst…". Dann stellten sie ihre Frage: "Ist es Recht, dass wir als gläubige Juden dem römischen Kaiser Steuern zahlen oder nicht?"

Zumindest bei einer Gruppe in der Zeit Jesu, den Zeloten, war dies heftig umstritten. Sie waren der Ansicht, dass dies mit der Verehrung Gottes nicht zu vereinbaren wäre. Auch unter den Jüngern gab es wohl einige, die mit dieser Position sympathisierten. Jesus war sehr schnell klar, in welch schwierige Situation man ihn bringen wollte. Jede Antwort würde Ärger bedeuten. Jesus lässt sich schließlich eine Münze kommen, fragt wer darauf zu sehen ist und sagt: "So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört und Gott, was Gott gehört!"

Mit seiner Antwort zieht sich Jesus nicht einfach geschickt aus der Affäre. Er gibt vielmehr einen Hinweis, wie wir Menschen mit den Verpflichtungen, in denen wir stehen, umzugehen haben. Denn darum geht es ja. Als Menschen haben wir ganz unterschiedliche Verpflichtungen. Die Steuerschuld, die Verpflichtung dem Staat oder anders gesagt, dem Gemeinwohl gegenüber ist nur ein Beispiel. Die Verpflichtungen der eigenen Familie gegenüber oder dem, was allgemein als passend und richtig angesehen und erwartet wird, könnte man nennen. Jesus leugnet diese Verpflichtungen nicht. Sie haben alle ihr Recht und sind notwendig. Sie sorgen mit dafür, dass Zusammenleben unter uns Menschen funktioniert. Daher antwortet er: "Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört."

Und doch sind diese Verpflichtungen nur vorläufig. Sie sind nicht grenzenlos, sondern begrenzt durch das zweite, was Jesus, zu sagen hat: "Gebt Gott, was Gott gehört." Unsere letzte und wichtigste Aufmerksamkeit gehört nicht all den Verpflichtungen, in denen wir als Menschen stehen, sondern sie gehört Gott. Ihm gehört Bedeutung und Raum in unserem Leben wie sonst niemandem. Oder um es mit den Worten, des Vaterunsers zu sagen: "Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen" – und sonst nichts und niemandem.

Für Jesus bedeutete diese "letzte" Verpflichtung auch in einer Situation, in der Ärger drohte, die Freiheit, Stellung zu beziehen. Jesus nimmt uns heute die Entscheidung nicht ab, an welcher Stelle genau unsere menschlichen Verpflichtungen durch die "letzte" Aufmerksamkeit Gott gegenüber begrenzt sind. Er gibt keine einfachen Regeln, und er mutet uns selbst die Verantwortung der Entscheidung zu. Er gibt uns aber die Richtung vor. Und wir dürfen damit rechnen, dass aus der "letzten" Aufmerksamkeit Gott gegenüber auch uns die Freiheit erwächst, im Gewirr der Verpflichtungen herauszufinden, was zu tun oder zu lassen ist.

Gisela Bornowski ("regionalbischoefin.an-wue@elkb.de") ist Regionalbischöfin im evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Ansbach-Würzburg .