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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Vom Buch des Lebens

Am Mittwoch, 20. September, ist es wieder soweit: Rosch Haschana, das jüdische Neujahrsfest, so Dr. Josef Schuster.

“Schana Tova und Chatima Tova!“

Am Mittwochabend, dem 20. September, ist es wieder soweit: Rosch Haschana, das jüdische Neujahrsfest, beginnt – und damit nach dem jüdischen Kalender das Jahr 5778. Doch wir Juden wünschen uns nicht nur ein gutes Jahr – wir wünschen uns gegenseitig auch eine „gute Einschreibung“. Was ist damit gemeint? Rosch Haschana ist ein fröhliches Fest, an dem wir mit unseren Familien zusammensitzen und Äpfel mit Honig essen – damit das neue Jahr süß anfangen möge.

Aber Rosch Haschana, der erste unserer „Hohen Feiertage“ im Herbst, hat in erster Linie ein ernstes Anliegen: Wir sollen Bilanz ziehen und überprüfen, ob wir uns in diesem Jahr in unseren Familien, gegenüber unseren Freunden und der Gesellschaft verantwortlich verhalten haben. Passend dazu kennen wir in der jüdischen Tradition das „Buch des Lebens“, in das wir für unsere guten Taten eingeschrieben werden. Daher der Wunsch „Chatima Tova“: eine gute Einschreibung, damit wir auch das kommende Jahr gesund und glücklich, in Frieden und Freiheit erleben dürfen.

In den Synagogen lesen wir an Rosch Haschana ein jahrhundertealtes Gebet. Es heißt „Unetane Tokef“ und spricht von den Entscheidungen, die auf höchster Ebene an den Hohen Feiertagen gefällt werden: „Am Neujahrstag werden sie eingeschrieben und am Tage der Versöhnung besiegelt, (…) wer leben soll und wer sterben wird, wer zu seiner Zeit und wer vor seiner Zeit, wer durch Feuer und wer durch Wasser. (…)“ Vielleicht kennen Sie „Who by Fire“ von Leonard Cohen? Mit diesem Lied hat der amerikanisch-jüdische Sänger das alte Gebet vertont. Laut der Tradition gibt es also auch noch im „letzten Moment“ eine Chance auf Umkehr: Bis Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, der auf den 30. September fällt, kann jeder sich besinnen – und sich für einen Neuanfang entscheiden.

Zwischen unseren Hohen Feiertagen liegt in diesem Jahr die Bundestagswahl. Auch der 24. September ist ein wichtiger Tag der Entscheidung. Denjenigen Menschen, die von der Politik enttäuscht sind und denken, ihre Stimme könne nichts bewirken, möchte ich gerne sagen: Demokratie braucht aktive Unterstützer, denn Toleranz, Presse- und Religionsfreiheit sind nicht selbstverständlich. Wir müssen unsere Werte bei dieser Wahl vor allem gegen fremdenfeindliche Hetzer verteidigen. Wer in Deutschland Rechtsextremisten den Boden bereitet, soll spüren, dass er im Bundestag nicht erwünscht ist. Ich hoffe, dass wir alle in diesem Herbst die richtigen Entscheidungen treffen! In diesem Sinne wünsche ich Ihnen: Schana Tova – ein gutes neues Jahr!

Der Autor Dr. Josef Schuster ist Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.