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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Mitmenschlich mitformen

Weiß Jesus,wie gerne wir Menschen vor Schuld und Sünde die Augen verschließen und über das Böse lieber nichts hören wollen, geschweige denn einen Menschen, der Böses tut, einen Sünder, ansprechen wollen?

Evangelium

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn dein Bruder sündigt, dann geh zu ihm und weise ihn unter vier Augen zurecht. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder zurückgewonnen. Hört er aber nicht auf dich, dann nimm einen oder zwei Männer mit, denn jede Sache muss durch die Aussage von zwei oder drei Zeugen entschieden werden. Hört er auch auf sie nicht, dann sag es der Gemeinde. Hört er aber auch auf die Gemeinde nicht, dann sei er für dich wie ein Heide oder ein Zöllner. Amen, ich sage euch: Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein, und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöst sein. Weiter sage ich euch: Alles, was zwei von euch auf Erden gemeinsam erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.
Matthäus 18,15–20
 
Die Sommerferien gehen zu Ende. Das Leben nimmt wieder seinen geregelten Lauf. Der Urlaubsschlendrian ist vorbei. Ab sofort gilt es wieder den Tag gut zu planen, sich abzusprechen. Da gibt es schon mal ernste Gesichter, Auseinandersetzung und strenge Worte. Jetzt fängt „der Ernst des Lebens“ wieder an, so sagen viele.

Dazu scheint das aktuelle Evangelium zu passen, denn beim ersten Lesen fallen die ernsten Worte „sündigen“ und „zurechtweisen“ auf. Denen folgt dann viermal das Wort „hören“. Mit den ernsten Gedanken erinnert Jesus seine Jünger, dass sie Verantwortung füreinander haben, gerade auch dann, wenn etwas schiefläuft und der Gemeinschaft schadet. Ganz konkret und Schritt für Schritt, gleichsam unter dem Motto: „Aller guten Dinge sind drei!“, gibt Jesus ihnen Regeln im Umgang mit einem Gemeindemitglied, das Böses tut, an die Hand.

Warum ist das nötig? Will er sie bevormunden? Oder weiß er, wie gerne wir Menschen vor Schuld und Sünde die Augen verschließen und über das Böse lieber nichts hören wollen, geschweige denn einen Menschen, der Böses tut, einen Sünder, ansprechen wollen? Insgeheim denken wir, dass dieser Mensch wahrscheinlich sowieso nicht hören will. Woher kommt das? Entschuldigen wir damit nicht nur uns selbst, unsere Angst vor Auseinandersetzung, unser Harmoniebedürfnis? Wie wäre das, wenn es um mich ginge: Ich bin dabei, Böses zu tun, und die anderen sehen zu?!
 
An einer Mittelschule, an der ich zehn Jahre mitwirken durfte, gab es jeweils zu Schuljahresbeginn ein Motto, das ein Jahr lang wie eine Überschrift über dem Schulleben und auch zu Hause stehen sollte. Bereits vor den Sommerferien wurde zurückgeschaut auf das zu Ende gehende Schuljahr, auf die Erfolge, die Schwierigkeiten und Reibereien. Ein kleines ökumenisches Team überlegte sich aus dem Gehörten einen Leitgedanken für das nächste Jahr. Denn eines war klar: Wir gehen den Weg als Schulgemeinschaft und nehmen die Verantwortung wieder an. Mir ist noch sehr gut in Erinnerung, dass es meist um eine Haltung ging, die wir besonders beachten und einüben wollten. Eine Haltung, die unsere Gemeinschaft stützt, die möglich macht, dass wir in aller Unterschiedlichkeit einen Platz finden und Raum zur Entfaltung des Guten gewähren.

Im Schuleingangsbereich gab es ein übergroßes selbst gestaltetes Plakat mit dem Leitgedanken. Dieses Motto stand jeweils auch über dem Gottesdienst zum Schuljahresanfang. Quasi als Auftakt hörten alle, was wichtig sein wird und was alle in der Schule und zu Hause üben und ernst nehmen sollten. Und ganz im Sinne des Evangeliums brachten wir dieses Anliegen gemeinsam bittend vor Gott.

Für den Start nach den Sommerferien empfiehlt uns das Evangelium eine Übung der Achtsamkeit: Schaut und hört gut hin. Unterstützt das Gute. Sprecht das Böse an. Antwortet mit eurem Verhalten. Übernehmt Verantwortung. Unterstützt und erinnert einander. Nehmt einander ernst und gebt euch Mühe miteinander. Auch der Prophet Ezechiel erinnert in der Lesung an die Verantwortung, einen Schuldigen zu ermahnen und ihn nicht in die Irre laufen zu lassen.

Wir können es uns ins Herz schreiben: „Ich will achtsam sein und ansprechen, was dem Guten zuwiderläuft.“ Und im Gebet um Mut, Ausdauer und die rechten Worte bitten, denn wir müssen es nicht allein angehen. Wollen wir damit ernst machen?

Gabriele Saft ist Pastoralreferentin sowie Geistliche Begleiterin von Theologiestudierenden und künftigen Pastoralreferenten.