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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Bereit sein zum Bezeugen

Bist du überzeugt, dass Gott alles kann? Lässt du dich von Gott berühren, nicht nur in Not, sondern in deinem Alltag?

Betrachtung zum Sonntagsevangelium – Sechster Sonntag im Jahreskreis

Evangelium

In jener Zeit kam ein Aussätziger zu Jesus und bat ihn um Hilfe; er fiel vor ihm auf die Knie und sagte: Wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde. Jesus hatte Mitleid mit ihm; er streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will es – werde rein! Im gleichen Augenblick verschwand der Aussatz und der Mann war rein. Jesus schickte ihn weg und schärfte ihm ein: Nimm dich in Acht! Erzähl niemand etwas davon, sondern geh, zeig dich dem Priester und bring das Reinigungsopfer dar, das Mose angeordnet hat. Das soll für sie ein Beweis meiner Gesetzestreue sein. Der Mann aber ging weg und erzählte bei jeder Gelegenheit, was geschehen war; er verbreitete die ganze Geschichte, so dass sich Jesus in keiner Stadt mehr zeigen konnte; er hielt sich nur noch außerhalb der Städte an einsamen Orten auf. Dennoch kamen die Leute von überallher zu ihm.

Markus 1,40–45

"Wenn du willst ..." Diesen Satzanfang probiere ich aus: Mit einem langgezogenen "i" drückt er Zweifel aus, so viel wie "Ich bin zwar nicht deiner Meinung, aber bitte, dann mach halt!" oder "Wenn es sein muss ...".

Betont man das "du", wird der Satz belehrend, zum Beispiel "Wenn du willst, dass man freundlich zu dir ist, dann sei auch freundlich zu anderen!" Ein betontes "wenn" dagegen wirkt eher zurückhaltend oder bittend: "Wenn es dir passt, wenn du einverstanden bist, wenn du vielleicht mal ein bisschen Zeit hast ...".

Bei dem Aussätzigen stelle ich mir vor, dass er alle drei Silben betont: "Wenn! Du! Willst!" Er trifft quasi eine Feststellung: "Du kannst." Da ist er ganz sicher. Das klingt weder zweifelnd noch zurückhaltend in meinen Ohren. Was für eine Überzeugung!

Warum sagt er nicht "Bitte mach mich rein!"? Sein unbedingtes Vertrauen legt er in einen Aussagesatz. Das imponiert mir. Wie wende ich mich üblicherweise an Jesus? Wie vertraue ich ihm meine Anliegen an? Wie bete ich? Mit überzeugter Sicherheit?

Jesus lässt sich berühren und berührt den, der als unberührbar gilt. So heilt er den Mann. Und Jesus gibt ihm den Auftrag, sich bei einem zuständigen Priester vorzustellen, damit er wieder eingegliedert wird in die Gesellschaft. Das befolgte der Geheilte vermutlich – im Gegensatz zu der anderen Anweisung, niemandem davon zu erzählen. Der Geheilte sagt nicht: "Wenn du willst ...", sondern er missachtet das Verbot. Er ist ungehorsam.

Ich unterstelle ihm, dass er es nicht aus bösem Willen getan hat oder um sich gegen Jesus zu stellen, sondern weil er so erfüllt war, dass er es nicht für sich behalten konnte. Er wäre sonst geplatzt.

Der Mann erzählt also von seiner Reinigung, wo immer er hinkommt. Dass er Jesus damit in Bedrängnis bringt, ist ihm bestimmt nicht bewusst. Hand auf‘s Herz: Ich habe noch nie so viel und so überzeugend von Jesus erzählt, dass unser Pfarrer vor lauter Taufen, Beichten, Wiedereintritten gestöhnt hätte. Ist es das, was diese Textstelle mir sagen will? Nein, es geht ja nicht um Leistung. Aber sie stellt mir doch Fragen: Was hast du mit Gott erlebt? Lässt du dich von ihm "reinigen" (was ja nicht nur körperliche Probleme meint)? Bist du überzeugt, dass Gott alles kann? Lässt du dich von Gott berühren, nicht nur in Not, sondern in deinem Alltag? Legst du Zeugnis ab von der Hoffnung, der Freude oder der Kraft, die dir Gott schenkt? Bist du begeistert und sprichst auch begeisternd?

Ein Doppeltes nehme ich heute aus dieser Passage mit: die Überzeugung beim Beten und beim Sprechen.

1.) Ich darf mit vollem Vertrauen Gott meine Bitten bringen, aber ich mache ihm nicht Vorschriften, wie er zu handeln hat.

2.) Nachdem seit Pfingsten Jesu Redeverbot aufgehoben ist, gibt mir trotzdem kein Gebot vor, wo und wie ich von Gott erzählen soll. Ich muss es selbst erspüren, wo ein Zeugnis durch mein Wort angebracht ist (Bei Nahestehenden spricht oft das Zeugnis durch meine Lebensführung mehr).

Bereit und fähig zu sein, von Gottes Wirken in meinem Leben zu sprechen, bedeutet nicht: wie der Frischgeheilte überall immer vom gleichen Thema zu reden. Das wäre abschreckend. Evangelisation ist die Kombination aus dem Gespür für die richtige Situation und mutiger Begeisterung. 

Birgit Hohm ("birgit. hohm@bistum-wuerzburg.de") ist Pastoralreferentin und arbeitet im Referat Junge Erwachsene und Jugendkirche der Diözese Würzburg.

Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt