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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Dort bleiben, wo Hoffnung ist

Und so bleibe ich bei den Seinen und bleibe in der Kirche, in einer Kirche, die unterwegs geblieben ist. Unterwegs bleiben möchte ich mit Menschen, die phantasievoll diese Treue leben.

Betrachtung zum Sonntagsevangelium – 21. Sonntag im Jahreskreis

Evangelium

In jener Zeit sagten viele der Jünger Jesu, die ihm zuhörten: Was er sagt, ist unerträglich. Wer kann das anhören? Jesus erkannte, dass seine Jünger darüber murrten, und fragte sie: Daran nehmt ihr Anstoß? Was werdet ihr sagen, wenn ihr den Menschensohn hinaufsteigen seht, dorthin, wo er vorher war? Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben. Aber es gibt unter euch einige, die nicht glauben. Jesus wusste nämlich von Anfang an, welche es waren, die nicht glaubten, und wer ihn verraten würde. Und er sagte: Deshalb habe ich zu euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist. Daraufhin zogen sich viele Jünger zurück und wanderten nicht mehr mit ihm umher. Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt auch ihr weggehen? Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes.

Johannes 6,60–69

Jesus muss offensichtlich irgendetwas falsch gemacht haben. Unzählige waren mit ihm mitgezogen, weil sie selbst miterlebt hatten, wie viel Kraft von ihm ausging, dass sogar Kranke gesund wurden und ins Leben zurückkehren konnten. Sie hatten erlebt, dass in seiner Nähe niemand hungern musste, weil er den Mut besaß, den verschwindend kleinen Vorrat an Lebensmitteln zu teilen, und schließlich alles, was geteilt wurde, mehr als ausreichend war. Aber dann offenbart er in der Synagoge von Kafarnaum, dass er selbst das Brot des Lebens ist, dass er für uns nahrhaft sein möchte wie nichts anderes auf der Welt. Er wird noch direkter und spricht von seinem Fleisch und Blut als Lebensgrundlage für uns.

Das geht vielen seiner Jünger zu weit. Es klingt in ihren Ohren unerträglich, und ich kann es verstehen. Stünde ich in der Jüngerschar, überfordert von der Rede Jesu und mit unzähligen Fragezeichen in meinem Hirn und meinem Herzen, und müsste ich mir dann auch noch sagen lassen, Jesus wisse ohnehin, wer hier glaubt und wer nicht, und er habe es schon von Anfang an gewusst, ich würde mich wahrscheinlich auf meinem Absatz umdrehen und sagen: Jetzt reicht‘s! Warum sollte ich bei jemandem bleiben, den ich nicht verstehe, der mich bestenfalls verwirrt?

Dabei sind alle freiwillig mit ihm gegangen. Denn er redete nicht nur von der Liebe. Bei ihm war sie zu spüren. Sie konnten bei ihm aufatmen. Er gab ihnen Hoffnung auf ein befreites Leben, jenseits der Unterdrückung in ihrem ausgepressten und ausgebluteten Land. Und er grenzte keinen Menschen aus.

Aber jetzt ist ganz offensichtlich „Krise“ angesagt in der Jüngerschaft. Nicht die letzte Krise. Als Johannes diesen Vorfall für seine Gemeinde aufschreibt, etwa 100 nach Christus, steckt auch die mitten in der Krise. Für viele Gemeindemitglieder, die im Judentum ihre Wurzeln hatten, war es einfach suspekt, dass Jesus sich als Gottes Sohn bezeichnete. War das mit ihrem Eingottglauben vereinbar? Für die junge Gemeinde eine echte Anfrage. Glauben wir das Richtige, wenn so viele nicht glauben oder sogar weggehen? Was gehört zu unserem Glauben unbedingt dazu? Werden wir als Gemeinde überleben?

Das kommt mir doch bekannt vor. Krisen in den Kirchen, mal auffälliger, mal zurückhaltender, kennen wir alle. Menschen, ganz heimlich oder auch lautstark, können mit ihrer Gemeinde, mit ihrer Kirche, manchmal sogar mit ihren christlichen Wurzeln nichts mehr anfangen.

Um so mehr trifft mich die Frage, die Jesus seinen engsten Freunden stellt: Wollt auch Ihr gehen? 

Was möchte ich darauf antworten?

Abhauen, weil ich Gott nicht verstehe? Weil ich sein Eingreifen vermisse? Weil mir manches in der Kirche nur schwer erträglich erscheint? Ich befürchte, ich wäre viel öfter beim Aufbrechen, als mir lieb ist. Weggehen ist nicht meine Antwort.

Darum schließe ich mich doch lieber diesem Petrus an. Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.

Und so bleibe ich bei den Seinen und bleibe in der Kirche, in einer Kirche, die unterwegs geblieben ist. Unterwegs bleiben möchte ich mit Menschen, die phantasievoll diese Treue leben. Denn es geht doch um Worte des Lebens, Worte, die aufatmen lassen und die dem Leben so sehr dienen, dass ich mir wünsche, dass es niemals enden möge.

Bei allem, was ich nicht verstehen kann, möchte ich mich doch an der Lebendigkeit freuen und an der Hoffnung, dass wir gemeinsam mit dem Heiligen Gottes an seinem Reich bauen.

Pater Dominik Wernicke OSA („dominik@ augustiner.de“) ist Seelsorger an der Würzburger Augustinerkirche und Leiter des dortigen Gesprächsladens.

Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt.