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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Mit allen Ecken und Kanten

Jesus fragte: Für wen halten mich die Menschen? Was aber wissen wir wirklich? Wie gut kennen wir Jesus?

Evangelium

In jener Zeit ging Jesus mit seinen Jüngern in die Dörfer bei Cäsarea Philippi. Unterwegs fragte er die Jünger: Für wen halten mich die Menschen? Sie sagten zu ihm: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für sonst einen von den Propheten. Da fragte er sie: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete ihm: Du bist der Messias! Doch er verbot ihnen, mit jemand über ihn zu sprechen. Dann begann er, sie darüber zu belehren, der Menschensohn müsse vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er werde getötet, aber nach drei Tagen werde er auferstehen. Und er redete ganz offen darüber. Da nahm ihn Petrus beiseite und machte ihm Vorwürfe. Jesus wandte sich um, sah seine Jünger an und wies Petrus mit den Worten zurecht: Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen. Er rief die Volksmenge und seine Jünger zu sich und sagte: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten.

Markus 8,27–35

Eigentlich wollte sich Jesus mit seiner Jüngerschar auf den Weg nach Jerusalem machen. Doch die Wanderung beginnt gleich mit einem Umweg, denn die Dörfer bei Caesarea Philippi, an den Quellen des Jordan, liegen von der Stadt Jesu, dem kleinen Kapharnaum am Ufer des Sees Genezareth, in entgegengesetzter Richtung. Aber so ist das Leben. Umwege gehören dazu.

Da fragt Jesus seine Jünger ziemlich unvermittelt, für wen die Leute ihn denn halten. Als Antwort bieten sie ihm eine bunte Palette von Möglichkeiten, die alle ein bisschen stimmen und doch auch wieder nicht. In den Augen der Menschen, die ihn gehört und erlebt haben, ist er „nichts anderes als ein Johannes der Täufer“, „nichts anderes als Elija“, „nichts anderes als ein Prophet“. Und davon hat es in Israel schon viele gegeben.

Als Jesus die Jünger fragt: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“, bekommt er zur Antwort: „Du bist der Messias!“ Ob diese Antwort bei ihm und auch bei manchem Jünger oder mancher Jüngerin Staunen ausgelöst hat? Ich weiß es nicht. Was aber klar wird: Jesus will auf jeden Fall sicherstellen, dass sie mit diesem Wissen behutsam umgehen. In einem Land, das besetzt ist, in dem nicht an den Machtverhältnissen gerüttelt werden darf, könnte das lebensgefährlich sein.

Wer aber meint, nun sei das Geheimnis gelüftet, und er wisse nun alles, muss bald erkennen, dass er noch immer nicht durchschaut hat, was das wirklich bedeutet. Mit dem Hinweis, „der Menschensohn müsse vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden, er werde getötet, aber nach drei Tagen werde er auferstehen“, können sie noch nichts anfangen.

Petrus reagiert menschlich verständlich und möchte seinen Meister von diesem Weg abhalten. Da gibt es Krach mit Jesus. Satan, Versucher, nun aber wieder hinter mich – oder geh ganz. Was es mit Jesu Messias-Sein auf sich hat, werden die Jünger erst viel später und auch dann erst nach und nach begreifen. Vorher wird Petrus ihn noch verleugnen und behaupten: „Ich kenne diesen Menschen nicht.“ Wir sind in der glücklichen Lage, den Ausgang der Geschichte Jesu zu kennen. Es wurde alles für uns aufgeschrieben. Wir haben gelesen und gehört, dass sein Tod nicht das Ende war und dass mit seiner Auferstehung die Todesgrenzen gesprengt sind. Wir beten im Glaubensbekenntnis, dass Gott ihn zu seiner Rechten erhöht hat. Er ist rehabilitiert.

Was aber wissen wir wirklich? Wie gut kennen wir Jesus? Wie gut kennen ihn Menschen, die die Bibel mehr oder weniger auswendig kennen, jedes Wort untersucht und hin und her gedreht haben? Theologen wissen mehr über Jesus, aber kennen sie ihn deshalb auch besser? Kirchliche Amtsträger repräsentieren ihn in der Liturgie, aber sind sie deshalb mit ihm vertrauter? Und auch die, die sich ein Leben lang bemüht haben, mit ihm vertraut zu werden, wie gut kennen sie ihn und wie nahe sind sie ihm tatsächlich gekommen?

Was es bedeutet, diesem Jesus nachzufolgen, was Christsein bedeutet, erfahren wir erst, wenn wir selbst in die Fußstapfen Jesu treten und unser Leben in der ganzen Bandbreite, mit all seinen Möglichkeiten, Höhen, Tiefen, Abgründen und Unbegreiflichkeiten annehmen. Das Kreuz, das wir auf uns nehmen sollen, ist unser eigenes Leben – da, wo wir einfach die sind, die wir sind, ohne Imagepflege, einfach so – mit unseren Ecken und Kanten.

Pater Dominik Wernicke OSA („dominik@ augustiner.de“) ist Seelsorger an der Würzburger Augustinerkirche und Leiter des dortigen Gesprächsladens.

Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt.