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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Der Größte und der Erste

Dass einer der Erste sein will, ist für Jesus nicht grundsätzlich schlecht. Wer es aber sein will, der soll dafür den Weg nehmen, den Jesus ihm vorgibt.

Evangelium

In jener Zeit zogen Jesus und seine Jünger durch Galiläa. Jesus wollte aber nicht, dass jemand davon erfuhr; denn er wollte seine Jünger über etwas belehren. Er sagte zu ihnen: Der Menschensohn wird den Menschen ausgeliefert und sie werden ihn töten; doch drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen. Aber sie verstanden den Sinn seiner Worte nicht, scheuten sich jedoch, ihn zu fragen. Sie kamen nach Kafarnaum. Als er dann im Haus war, fragte er sie: Worüber habt ihr unterwegs gesprochen? Sie schwiegen, denn sie hatten unterwegs miteinander darüber gesprochen, wer von ihnen der Größte sei. Da setzte er sich, rief die Zwölf und sagte zu ihnen: Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein. Und er stellte ein Kind in ihre Mitte, nahm es in seine Arme und sagte zu ihnen: Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.

Markus 9,30–37

Das Sonntagsevangelium beginnt mit einer sowohl traurigen als auch ungeheuerlichen Aussage Jesu. Er kündigt seinen gewaltsamen Tod an und – hat die Welt so etwas schon einmal gehört – seine Auferstehung. Die Jünger verstehen gar nichts, aber statt nach einer Erklärung zu fragen, gehen sie weiter. Sie sprechen miteinander, sie unterhalten sich darüber, wer von ihnen der Größte sei.

Das scheint schon immer ein Thema unter Menschen gewesen zu sein: Wer ist der Größte? Ein Thema für sie, obwohl Jesus gerade seinen Tod angekündigt hat. Kann man echt so gefühl- und taktlos sein? Als Jesus sie in Kafarnaum nach ihrem Gespräch fragt, sagen sie nicht, worüber sie gesprochen haben, wahrscheinlich ist ihnen das doch etwas peinlich. Scheinbar weiß Jesus es sowieso und gibt eine Belehrung dazu, wie das so ist mit dem Größten und Ersten.

Dass einer der Erste sein will, ist für Jesus nicht grundsätzlich schlecht. Wer es aber sein will, der soll dafür den Weg nehmen, den Jesus ihm vorgibt. Wieder einmal stellt Jesus die Dinge auf den Kopf: Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein. An einem Kind macht er deutlich, was er meint. „Wer so ein Kind aufnimmt, der nimmt mich auf und den, der mich gesandt hat.“ Ausgerechnet ein Kind stellt er in die Mitte. Kinder hatten zu Zeiten Jesu nicht die Bedeutung wie heute. Sie mussten mitarbeiten und sich im Hintergrund halten. Von Kinderrechten ganz zu schweigen.

Der Text lässt viele Fragen aufkommen. Wir könnten jetzt über die Ankündigung des Leidens nachdenken. Das Thema: Wer ist die oder der Größte?, führt aber auch zu Erkenntnissen. Größer, höher, weiter. Immer besser sein zu wollen als andere, das scheint dem Menschen in die Wiege gelegt zu sein. Das hat immer auch etwas mit Neid und Eifersucht zu tun. Wenn ich so einen Text lese – und diesen habe ich ja mehrmals gelesen –, dann springt mich meist ein Satz, ein Wort oder ein Bild an. Bei jedem von uns bleibt beim Lesen etwas anderes hängen, und bei mir ist es das Kind. Wahrscheinlich, weil ich Kinder echt gut leiden kann, vielleicht, weil sie mir täglich in meiner Arbeit begegnen und ich oft Kindern begegne, die nicht freundlich aufgenommen werden.

Wie das wohl war für das Kind? Inmitten einer Gruppe von Menschen zu stehen und richtig wichtig zu sein. Das ist diesem Kind mit Sicherheit noch nie passiert. Was heißt eigentlich: Wer es in meinem Namen aufnimmt? Jesus steht für Liebe, Geduld, Demut. Vielleicht meint er damit: Wer sich in meinem Namen so klein, bedeutungslos und schutzlos macht wie ein Kind, der nimmt mich auf, der lässt mich in sein Leben hinein. Jesus hat um sich selbst nie Aufhebens gemacht, er hat sich verstanden als Diener der Menschen. Wie oft hat er sich klein gemacht vor ihnen, sich beschimpfen lassen und geholfen, geheilt, ohne Dank zu erwarten und zu bekommen. Undankbarkeit hat ihn nicht daran gehindert, dem nächsten Leidenden zu helfen.

Kinder haben ganz viel von Jesus. Kinder kommen in die Welt und sind so unbelastet. Sie vertrauen, sie sind ehrlich und sagen, was sie denken. Streit ist in der Regel nach kurzer Zeit vergessen. Kinder spüren sich noch, sie sind spontan und machen keine Kompromisse. Vor allem sind sie nicht berechnend. Bis wir Erwachsenen sie verbogen haben und sie die Spiele der Großen mitmachen. Lernen wir doch an unseren Kindern. Sie können Vorbild sein, ohne es zu wissen. Werden wir wieder wie Kinder.

Rosemarie Becker („rosemarie.becker@bistum-wuerzburg. de“) ist Religionslehrerin an der Staatlichen Realschule Elsenfeld.

Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt.