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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Von Gewalt und Ihren Alternativen

Ich fürchte mich vor Ausbrüchen roher Gewalt. Ich finde es entsetzlich mitzuerleben, wo Menschen andere Menschen erniedrigen und verletzen, egal in welcher Form. Wo immer so etwas geschieht, nehmen wir uns als Vertreter des Menschengeschlechts selbst die Würde, die jeder einzelne Mensch nach jüdisch-christlichem Menschenbild als Bild und Stellvertreter Gottes auf Erden innehat.

Wir alle bekommen durch die heutige Berichterstattung sehr viel von Gewalt mit, wahrscheinlich zu viel.
Nicht, dass ich konkrete Angst hätte, demnächst auf der Straße überfallen und erstochen zu werden. Aber Angst, verbal angefeindet zu werden und Hass zu spüren, habe ich schon. Ich sehe Hass und Wutausbrüche als Vorstufen von Gewalt. Immer mehr Filme schüren durch subtile Verzweiflungsszenarien unsere Angstphantasien, dass einem geliebten Menschen Gewalt geschehen könnte. Und die Verrohung der Sprache, die ich in der gesellschaftlichen und politischen Gesprächskultur und vorzugweise in den sozialen Medien, wo man unerkannt bleibt, beobachte, ist auch eine Vorstufe von Gewalt. Was tun?
Drei kurze Gedanken dazu: Als Christ helfen mir an dieser Stelle immer wieder die biblischen Geschichten. Neulich hatte ich über die Geschichte von Kain und Abel zu predigen – der erste Mord. Eindrücklich zeigt sie mir, welches Gewaltpotential in jedem Menschen steckt. Nicht nur in anderen, sondern auch in mir! Und wie Gott mich in die Verantwortung stellt, auf meine Gedanken und Gefühle zu achten. Selbsterkenntnis ist an dieser Stelle sehr wichtig! Zweitens: Angesichts der vielfältig lauernden Möglichkeiten von eskalierenden Auseinandersetzungen gegensätzlicher Meinungen bin ich dankbar für eine staatliche Struktur, die das Gewaltmonopol beim Staat ansiedelt und die im staatlichen Handeln selbst eine Gewaltenteilung vorsieht. Für diese Strukturen und die Geltung rechtsstaatlicher Ordnungen möchte ich mich entsprechend einsetzen. Drittens wieder ein religiöser Aspekt: Ich will Maß nehmen an dem Vorbild im Umgang mit Gewalt, Jesus Christus. Ich finde es beeindruckend, wie er auf Ungerechtigkeit reagiert hat, ohne sprachlos zu werden. Und an bestimmten Punkten hat er sich für das Erleiden des Bösen entschieden anstatt für den Aufstand. Das ist aber eine persönliche, keine politische Maßgabe. Von ihm will ich lernen: „Wehret den Anfängen." Und ich weiß, dass mir der Alltag – von Warteschlangen über Behördenwege bis hin zum Umgang mit unterschiedlichen Ansichten in Familie und Nachbarschaft – ein unendliches Übungsfeld dafür gibt.

Till Roth, Dekan in Lohr am Main

Das Kreuzwort erscheint jeden Samstag im Serviceteil der Lokalzeitung "Main Echo" und online auf der Internetseite der Region Aschaffenburg.