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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Erntedank – heute?!

Die Pilgerväter – das waren die puritanischen Auswanderer, die mit dem Schiff Mayflower aus England nach Nordamerika fuhren – feiern nach der ersten eigenen Ernte den Erntedanktag.

So wurde Thanksgiving, also Erntedank, eines der wichtigsten Feste, die noch heute in den USA gefeiert werden. So habe ich es einmal vor über 40 Jahren im Englischunterricht des Gymnasiums gehört. Neben der Sprache sollten auf diese Weise wohl geschichtliche Ereignisse und kulturelle Zusammenhänge vermittelt werden.

Ist Erntedank bei uns auch nur noch ein geschichtliches Ereignis? Wer baut denn noch selbst Lebensmittel an? Und wenn es nur im eigenen Garten wäre? Das sind doch wohl nur wenige Menschen bei uns. Und die Familien, die durch die eigene Landwirtschaft ihren Unterhalt verdienen, sind ja noch weniger. Ja, wenn die danken; das kann man ja noch verstehen.

Aber wie sieht es denn beim Verbraucher aus? Die Lebensmittel werden im Laden und noch mehr im Supermarkt gekauft. Das Geld hat er sich durch die Arbeit selbst verdient. Und bei der Arbeit wird einem nichts geschenkt. Es entsteht eher das Gefühl, dass man ausgenutzt wird. Denn schließlich muss man immer neu um den gerechten Lohn kämpfen. Und wem soll ich dann – bitte schön – danken, dass ich (fast heute ich’s geschrieben: Gott sei Dank!) mir die nötigen Lebensmittel kaufen kann. Das habe ich doch alles selbst verdient. Also Erntedank – Thanksgiving – das ist alles altmodisches Zeug, das nicht mehr in unsere Zeit gehört!

Da möchte ich doch einen Einspruch wagen. Ist die obige Sicht, die auch einiges für sich hat, nicht zu kurz gegriffen! Wie sieht es dann – bei aller Verflechtung – mit den einzelnen Elementen aus?

  • Ich kaufe meine Lebensmittel ein, freue mich darüber, dass ich es in der Nähe machen kann. Die Regale sind voll, die Auswahl verwirrend groß. Die Lebensmittel – trotz Skandale, die es immer wieder gibt – sind gut, nahrhaft. Dank auch dem Verbraucherschutz. Und wer hat denn dafür gesorgt? Alle, die auf den Feldern arbeiten, sähen, düngen, ernten. Und alle die in der Verarbeitung beteiligt waren. Metzger, Bäcker, Speditionen; um nur einige zu nennen. Ist das alles selbstverständlich, oder nicht doch eines Dankes wert?

  • Da fällt mir auch noch das Wetter ein. Sehr trocken war es dieses Jahr bei uns. Die Erträge sind geringer ausgefallen. Macht ja nichts. Deutschland kann ja das Nötige auf den internationalen Märkten kaufen. Aber die Erde haben nicht wir Menschen gemacht. Klimazonen, Wind, Regen und Wetter machen die Menschen nicht selbst. Dass überhaupt etwas wächst, ist nicht unser Verdienst. Aber die Voraussetzung des Lebens. Wem gilt da der Dank? Als Christ danke ich Gott dafür!

  • Zum Schluss nenne ich noch etwas, das mich unmittelbar betrifft. Schön, dass ich gesund bin! Ich habe meine Arbeitskraft nicht wegen einer schweren Krankheit verloren oder gar wegen eines Unfalles. Auch wurde der Arbeitsplatz nicht wegrationalisiert, so dass ich mich nach einer neuen Arbeit umschauen muss. Ist das alles allein mein Verdienst? Auch wenn ich davon überzeugt sein darf, dass ich auch selbst durch meinen Einsatz etwas Wesentliches dazu beigetragen habe, so ist doch auch vieles nicht in meiner Hand. Es wird mir durch glückliche Umstände geschenkt. Ich darf dafür dankbar sein. Dafür spreche ich meinen Dank Gott gegenüber aus!

Es gibt so viele Dinge, für die ich am Erntedanktag auch meinen Dank aussprechen kann. Wofür sind Sie dankbar? Schreiben Sie sich doch diese Dinge einmal auf einen Zettel und schauen Sie diesen hin und wieder an.

Helmut Rügamer

Der Impuls "Sinn & Religion" erscheint wöchentlich auf der Internetseite der Kirche in der Region Würzburg.