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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Doppeltes Gelingen

Im Evangelium erfahren wir, wie Jesus gefragt wird: "Meister, welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste?" Jesus antwortet mit dem Doppelgebot der Liebe.

Evangelium

In jener Zeit, als die Pharisäer hörten, dass Jesus die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, kamen sie bei ihm zusammen. Einer von ihnen, ein Gesetzeslehrer, wollte ihn auf die Probe stellen und fragte ihn: Meister, welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste? Er antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten. 
Matthäus 22,34–40

Wenn ich mit der Eisenbahn unterwegs bin, dann stöbere ich bei Wartezeiten gerne im Angebot der Bahnhofsbuchhandlung. Neben den Büchern auf der aktuellen Bestsellerliste sehe ich mir oft an, was im Bereich Spiritualität und Lebenskunst gerade angeboten wird. Wege zu mehr Glück, Gelassenheit, aber auch ganz praktisch zum Beispiel zu mehr Durchsetzungsfähigkeit im Alltag werden aufgezeigt. Alles geht letztlich um die Frage, wie mein Leben heute gelingen kann.

Im Evangelium erfahren wir, wie Jesus gefragt wird: "Meister, welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste?" Auch wenn ein Gesetzeslehrer, vielleicht aus nicht ganz lauteren Motiven, diese Frage stellte, so ging es dabei nicht um theologische Spitzfindigkeiten. Dahinter steht das Anliegen, herauszufinden, wie Leben gelingen kann. Und um nichts anderes ging es im jüdischen Gesetz. Es wies in vielen Vorschriften den Weg, wie das vor Gott und den Menschen möglich wäre. Darum also die Frage: Was ist nun das wichtigste in der Fülle dessen, was man beachten kann?

Jesus antwortet mit dem Doppelgebot der Liebe. "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken." Gemeint ist: Gott lieben, mit allen Seiten und Tiefen meines Menschseins. Gott lieben, also von ihm Hilfe, Halt, neue Kräfte, Leben erwarten, ja sich seine Liebe zuerst einmal selbst gefallen lassen. Gott lieben, also voller Freude dankbar nehmen und genießen, was er schenkt, und sich in seiner Gegenwart bergen. Gott lieben, sich von seinen Geboten leiten lassen. Es schließt aber auch ein, ihm alles, was mich umtreibt, entgegenzuhalten und mit ihm zu ringen. Und vielleicht nehme ich ihn gerade so als Gegenüber, als "mein ein und alles", besonders ernst.

Doch damit noch nicht genug. Wie bei einer wertvollen Kette gibt es noch eine zweite Perle, die untrennbar mit der ersten verbunden ist. Man kann nicht die eine bestaunen, ohne auch die andere zu entdecken. So fährt Jesus fort: "Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." Ich bin immer wieder beeindruckt, dass in diesem alten Gebot aus dem Alten Testament ganz selbstverständlich die gesunde Selbstliebe und Achtung vorausgesetzt wird. Es leuchtet ein, wer sich selbst verachtet und hasst, kann andere nicht lieben. Weil wir in der Vergangenheit manchmal zu schnell darüber hinweggelesen haben, ist es wichtig, dies beim Gebot der Liebe mitzuhören.

Die Liebe zum Nächsten, von der Jesus dann spricht, ist weniger das Hochgefühl, in dem wir vielleicht als junge Menschen meinten, die ganze Welt umarmen zu können. Sie meint vielmehr sehr praktisch die Menschen, mit denen ich unmittelbar zu tun habe. Sie meint die Aufgaben, die sich mir im kleinen oder größeren Zusammenleben stellen und die ich beherzt und "in Liebe" anzupacken habe. Die Liebe zu Gott und die Liebe zum Nächsten gehören für Jesus auf jeden Fall untrennbar zusammen.

Wie kann Leben gelingen? Das Doppelgebot der Liebe ist auch für uns der Wegweiser zu einem vor Gott und den Menschen gelingenden Leben. Die Liebe zu Gott und zum Nächsten sind der Dreh- und Angelpunkt, an dem sich auch alle anderen, vielleicht durchaus nützlichen Tipps, die ich in einer Bahnhofsbuchhandlung oder sonst wo finden kann, ausrichten müssen.

Gisela Bornowski ("regionalbischoefin.an-wue@elkb.de") ist Regionalbischöfin im evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Ansbach-Würzburg.