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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Achtsamkeit und Würde bei Trauer und Tod

Zeitumstellung im Herbst: Die Dämmerung kommt nachmittags eine Stunde früher, die Abende sind dunkel. Da leuchten sie dann umso heller, die Lichter auf den Friedhöfen. Sie setzen viele rote und gelbe Lichtpunkte in die Finsternis. An Allerheiligen in der nächsten Woche werden viele Menschen die Friedhöfe besuchen, Blumen und Kerzen ans Grab ihrer Angehörigen bringen und an sie denken. Manche kommen von weit her an diesem Tag.

Der ursprünglich katholische Feiertag und Brauch hat längst die konfessionellen Grenzen überschritten. Denn der Tod geht uns alle an – unser eigener und auch der Abschied von Menschen, die uns im Leben wichtig waren.

Dass wir dabei auch mit den Glaubens-Traditionen anderer Religionen eng verbunden sind, konnten wir vor kurzem bei einem interreligiösen Friedhofsgang lernen, bei dem wir jüdische, christliche und muslimische Friedhöfe in Aschaffenburg besuchten. Manches unterscheidet uns, aber viele Überzeugungen und sogar Bräuche und Rituale sind ganz ähnlich. Zwei Punkte sind mir dabei in Erinnerung geblieben:
Jeder Mensch ist ein Kind Gottes, einmalig und einzigartig. Das gilt im Leben, aber auch für die Toten. Deshalb ist es ein gemeinsames Anliegen, dass die Verstorbenen würdevoll bestattet werden – und wir sie dabei begleiten. Wir geben sie zurück an den, in dessen Hand alle unsere Namen eingeschrieben sind, unauslöschlich. Und wir legen sie mit der Hoffnung ins Grab, dass der, der ihnen und uns das Leben geschenkt hat, ihnen ein neues Leben schenken wird, das wir uns noch gar nicht vorstellen können!

Der zweite Aspekt, der mich in der christlichen, jüdischen und muslimischen Tradition beeindruckt hat, ist die Achtsamkeit für die Angehörigen. Trauer ist seelisch und sozial ein „Ausnahmezustand"; deshalb wird für trauernde Angehörige gesorgt, mit Besuchen und praktischer Unterstützung in vielen Alltagsdingen, zum Beispiel mit fertigen Mahlzeiten. Wer trauert, soll sich nicht allein gelassen fühlen.

Wenn wir Christen an Allerheiligen die Friedhöfe besuchen, Gedenkgottesdienste feiern und beten, kommt hoffentlich beides dabei zum Ausdruck: die Achtung vor der Würde und Einzigartigkeit der Toten wie auch die solidarische Gemeinschaft der Lebenden. Wenn in der Dunkelheit die vielen Lichter zu leuchten beginnen, können sie uns daran erinnern, dass wir in der Trauer und in der Hoffnung auf das neue Leben bei Gott verbunden sind mit vielen anderen Menschen, weit über Grenzen hinweg.

Dr. Ursula Silber
ist Rektorin im Martinushaus Aschaffenburg