Evangelium
Als Jesus hörte, dass Johannes ausgeliefert worden war, kehrte er nach Galiläa zurück. Er verließ Nazaret, um in Kafarnaum zu wohnen, das am See liegt, im Gebiet von Sebulon und Naftali. Denn es sollte sich erfüllen, was durch den Propheten Jesaja gesagt worden ist: Das Land Sebulon und das Land Naftali, die Straße am Meer, das Gebiet jenseits des Jordan, das heidnische Galiläa: Das Volk, das im Dunkel saß, hat ein helles Licht gesehen; denen, die im Schattenreich des Todes wohnten, ist ein Licht erschienen. Von da an begann Jesus zu verkünden: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er zwei Brüder, Simon, genannt Petrus, und seinen Bruder Andreas; sie warfen gerade ihr Netz in den See, denn sie waren Fischer. Da sagte er zu ihnen: Kommt her, mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen. Sofort ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm nach. Als er weiterging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes; sie waren mit ihrem Vater Zebedäus im Boot und richteten ihre Netze her. Er rief sie und sogleich verließen sie das Boot und ihren Vater und folgten Jesus nach. Er zog in ganz Galiläa umher, lehrte in den Synagogen, verkündete das Evangelium vom Reich und heilte im Volk alle Krankheiten und Leiden.
Matthäus 4,12–23
Sind wir nicht alle – mehr oder weniger – auf der Suche nach dem Himmelreich? Wenn ich nun lese „Kehr um, das Himmelreich ist nahe“, frage ich mich:
- Bin ich auf der falschen Fährte?
- Worauf lege ich den Fokus bei meiner Suche?
- Wie erfüllend und zufriedenstellend ist die Suche beziehungsweise mein Leben?
- Bin ich offen für Neues, für Veränderung?
- Woran halte ich fest? An dem, was ich gelernt habe, was ich kenne, was zur Gewohnheit wurde, was mir Sicherheit gibt, was schon immer so gemacht wurde von Eltern, Großeltern, Menschen vor mir und neben mir?
Plötzlich werde ich – mitten im Alltag – gerufen! Es ist fast schon ein Befehl, der mir keine große Wahl lässt: „Komm zu mir, komm mit! Ich will dir etwas zeigen, ich will dich Neues lehren!“ Die Anziehungskraft ist groß! Es lässt mich nicht mehr los! Ich fühle, dass es wichtig ist, dass es mich verändern, dass es Licht ins Dunkel, mir Heilung, ja möglicherweise sogar das Himmelreich bringen wird! Wenn da nicht die Zweifel wären:
- Kann ich einfach mitgehen und alles stehen und liegen lassen?
- Wie sollen Menschen in meinem Umfeld, denen gegenüber ich mich verpflichtet fühle, ohne mich zurechtkommen?
- Bin ich dafür überhaupt geeignet?
- Welche Herausforderungen werden mich erwarten?
- Wird es mich überfordern?
- Kann ich diesem Rufer wirklich trauen?
- Wo wird mich das hinführen?
Er hat eine Aufgabe für mich! Oftmals ist diese Aufgabe klitzeklein, doch manchmal handelt es sich schon um etwas Größeres. Ich fühle es, ja ich weiß es: Es gibt noch mehr als mein bisheriges Leben!
Doch kann ich es erreichen? Ja, ich will, ich kann und ich werde mitgehen, diesem unnachgiebigen Impuls meines Herzens, Ihm nachfolgen, denn mit Jesus Christus als meinem Ausbilder und Meister an meiner Seite werde ich wachsen, reifen, heil werden, Leben in Fülle haben! Ich lasse mich auf das Abenteuer ein, denn ich bin sehr gespannt und neugierig, was Er noch für mich bereithält!
Er will mich lehren,
- mit meinem Schöpfer eins zu sein,
- wahrhaftig zu beten,
- mich und andere zu lieben und mich lieben zu lassen,
- meine Talente einzubringen,
- aus der göttlichen Quelle zu schöpfen,
- auf die Stimme meines Herzens zu hören,
- mutig zu handeln,
- Frieden und Freude zu empfinden,
- in das Leben und die Liebe zu vertrauen,
- mir und anderen immer und immer wieder zu vergeben,
- meine Sorgen und Nöte Ihm anzuvertrauen, damit ich unbeschwerter leben kann,
- dass Er mich nie alleine lässt ...
Er ist das verheißene Licht, das in meine Dunkelheiten scheint!
Er meint es gut mit mir!
Er will, dass ich die werde, die ich wirklich bin!
Er ist mir nahe, zeigt mir den Weg zu Gott, den Weg zu mir, den Weg ins Himmelreich!
„Halt an, wo läufst du hin,
der Himmel ist in dir!
Suchst du Gott anderswo,
du fehlst ihn für und für!“
(Angelus Silesius)
Marion Becker arbeitet als Geistliche Begleiterin in der Diözese Würzburg.
Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt.