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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Das ganz normale Leben

Jesus kam in das ganz normale Leben. „Familie“ steht im Evangelium nicht einfach für Idylle und trautes Heim.

Gedanken zum Sonntagsevangelium – Fest Der Heiligen Familie

Evangelium

Es kam für die Eltern Jesu der Tag der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung. Sie brachten das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihen, gemäß dem Gesetz des Herrn, in dem es heißt: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn geweiht sein. Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben. In Jerusalem lebte damals ein Mann namens Simeon. Er war gerecht und fromm und wartete auf die Rettung Israels und der Heilige Geist ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Messias des Herrn gesehen habe. Jetzt wurde er vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern Jesus hereinbrachten, um zu erfüllen, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten: Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel. Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden. Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen. Damals lebte auch eine Prophetin namens Hanna, eine Tochter Penuëls, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt; nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten. In diesem Augenblick nun trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten. Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück. Das Kind wuchs heran und wurde kräftig; Gott erfüllte es mit Weisheit und seine Gnade ruhte auf ihm. Lukas 2,22–40
 
Auch Familien können Geburtstag feiern: 28 Jahre wurden jetzt im Dezember die Simpsons alt. Diese Familie lebt aber nicht wirklich, sondern nur in den Zeichentrick-Filmen der Serie „Die Simpsons“. Junge und alte Zuschauer amüsieren sich über den hohen Wiedererkennungseffekt. Denn die Simpsons sind eine Familie, in der jeder und jede seine besonderen Macken hat, die genüsslich vorgeführt werden.
 
Ist da alles also ganz anders als bei Jesus, Maria und Josef, der Heiligen Familie, der dieser Festtag der Weihnachtszeit gewidmet ist?
 
Ist diese Familie in ihrer Harmonie ein vorbildlicher Gegenpol zu den oft sehr durchwachsenen Erfahrungen, die wir wie die Simpsons miteinander machen?
 
Es ist unrealistisch, wenn wir uns Jesus als den perfekten Musterknaben vorstellen, der als Dreijähriger nie getrotzt und als Dreizehnjähriger nie die pubertäre Auseinandersetzung mit den Eltern gesucht hat.

Die Evangelien wollen uns keine exakte Lebensbeschreibung Jesu vermitteln. Im Markus-Evangelium, das uns normalerweise durch die Sonntage in diesem Lesejahr B begleitet, finden wir auch gar nichts über das Zusammenleben in dieser Familie. Aber alle Evangelien zeigen den erwachsenen Jesus zum Beispiel in der Auseinandersetzung mit seinen Gegnern als einen Mann, der es gelernt hat, sich zu behaupten und Konflikten nicht auszuweichen. Wir dürfen davon ausgehen, dass da seine Familie ein Lernfeld für ihn gewesen war.
 
Nein, die biblische Rede von der Heiligen Familie meint etwas anderes als die Darstellung eines absolut konfliktfreien und harmonischen Zusammenlebens. Heiligkeit ist zunächst etwas, das von Gott geschenkt wird. So werden wir heute daran erinnert, dass Gott diese Familie dadurch geheiligt hat, dass er als Kind in sie geboren wurde. Er kam in das ganz normale Leben. „Familie“ steht im Evangelium nicht einfach für Idylle und trautes Heim.

Weil es dabei um so etwas Grundlegendes geht, dürfen wir dieses Fest auch nicht als Kampftag für die Lebensform Familie missbrauchen. Der Blick auf die Heilige Familie schließt eben die nicht aus, die von ihrer Herkunftsfamilie Leid erfahren haben, schließt die nicht aus, die in ihrer Partnerschaft und Ehe Schiffbruch erlitten haben, schließt die nicht aus, die ohne Partner und Kinder leben.
 
So ist der Tag der Heiligen Familie ein echtes weihnachtliches Fest: Gott kommt überall dorthin, wo wir – wie in unseren Familien – leben und lieben und manchmal auch streiten und leiden.
 
Peter Michaeli ist Pastoralreferent in Aschaffenburg und Mitarbeiter der dortigen Ehe-, Familien- und Lebensberatung.