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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Wort zum Sonntag am 21. August 2022

Das Jenseits und offene Fragen

Wer darf eintreten in das Reich Gottes? Eine drängende Frage für den anonymen Fragesteller im Evangelium wie für uns Gläubige heute. Sie ist mal mehr, mal weniger präsent, rückt uns aber in Zeiten der Krise und des gefühlten Kontrollverlusts besonders nahe.

Evangelium

In jener Zeit zog Jesus auf seinem Weg nach Jerusalem von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und lehrte. Da fragte ihn einer: Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden? Er sagte zu ihnen: Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen; denn viele, sage ich euch, werden versuchen hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen. Wenn der Herr des Hauses aufsteht und die Tür verschließt und ihr draußen steht, an die Tür klopft und ruft: Herr, mach uns auf!, dann wird er euch antworten: Ich weiß nicht, woher ihr seid. Dann werdet ihr anfangen zu sagen: Wir haben doch in deinem Beisein gegessen und getrunken und du hast auf unseren Straßen gelehrt. Er aber wird euch erwidern: Ich weiß nicht, woher ihr seid. Weg von mir, ihr habt alle Unrecht getan! Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein, wenn ihr seht, dass Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes sind, ihr selbst aber ausgeschlossen seid. Und sie werden von Osten und Westen und von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen. Und siehe, da sind Letzte, die werden Erste sein, und da sind Erste, die werden Letzte sein.

Lukas 13,22–30

Wir sichern uns gerne ab. Gerade in Deutschland, so heißt es, sind viele Menschen angeblich überversichert: Fahrzeuge, Haftpflicht, Hausrat, Haustier, Krankheit, Rechtsschutz, Reiserücktritt, Sterbefall und so weiter. Es gibt fast nichts, was oder wogegen man sich nicht versichern kann. Alles nur eine Frage des Geldes. Dafür gibt es natürlich gute Gründe, denn Unwägbarkeiten, Ungewissheiten und unerwartete Ereignisse sind uns ein Greuel. Am liebsten hätten wir jedes kleine oder große Vorhaben von A bis Z durchdacht und perfekt durchorganisiert, so stark ist unser Wunsch nach Ordnung, Stabilität, Sicherheit.

Doch wehe, wenn unsere Pläne durchkreuzt werden, wenn sich scheinbare Gewissheiten plötzlich als unsicher und instabil erweisen. Besonders schlimm trifft es uns, wenn etwas Unverschuldetes, völlig Unerwartetes in unser geregeltes Leben hereinbricht. Unfall, Krankheit oder Tod machen uns schmerzlich bewusst, was wir im Alltag gerne verdrängen: dass wir im Leben an rote Linien stoßen, dass wir trotz aller Lebensenergie, Macht und Stärke fragile Geschöpfe sind und bleiben.

Kaum verwunderlich also, dass Jesus als zunehmend bekannter Wanderprediger auf seinem Weg durch Dörfer und Städte Menschen begegnet, die seine Autorität anerkennen und möglichst verbindliche Auskunft von ihm erhoffen: Wer wird gerettet werden? Wer darf eintreten in das Reich Gottes? Eine drängende Frage für den anonymen Fragesteller im Evangelium wie für uns Gläubige heute. Sie ist mal mehr, mal weniger präsent, rückt uns aber in Zeiten der Krise und des gefühlten Kontrollverlusts besonders nahe.

Der eine aus der Menge, der Jesus fragt, stellt diese Frage stellvertretend für uns alle. Die Pharisäer hatten darauf eine optimistische, selbstsichere Antwort. Sie meinten, ganz Israel habe an der zukünftigen Welt Anteil. Daneben gab es andere Kreise, die wesentlich zurückhaltender urteilten, einige sogar offen negativ. „Nur wenigen wird die zukünftige Welt Erquickung bringen, gar vielen aber Pein“, heißt es in einer Schrift.

Wie reagiert Jesus? Er beantwortet die Frage nicht. Er will sie nicht entscheiden, denn er weiß, dass der Mensch nach einer Zahl fragt, weil er darin mehr oder weniger versteckt Vergewisserung und Bestätigung sucht: Sei beruhigt, du wirst ganz gewiss dabei sein im Reich Gottes! Wenn ganz Israel gerettet wird, dann ist man ja auf der sicheren Seite. Und wenn es nur wenige sind, die gerettet werden, wozu soll man sich dann überhaupt anstrengen?

Jesu Antwort ist eine Aufforderung: Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen! Eine enge Tür, kein weit geöffnetes Tor, keine mehrspurige Straße der vielen Möglichkeiten. Nur wer das Geschenk des Glaubens im Herzen annimmt, wer eine persönliche Beziehung zu Gott sucht und pflegt, dem steht der Eingang in das Reich Gottes offen. Jesus ruft zu einer Lebensentscheidung auf, die jeder Mensch für sich selbst treffen muss. Den Gefallen, eine Zahl zu nennen, tut er uns nicht. Denn Zahlen verhindern, was seine Botschaft will: Menschen für die Mitwirkung am Aufbau des Reiches Gottes gewinnen. Das allein sichert Hoffnung, Heil und Leben. Sonst nichts.

Michael Weck ist Teampfarrer im Pastoralen Raum Haßberge Süd.

Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt.