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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Wort zum Sonntag am 6. November 2022

Den Kreis durchbrechen

Manchmal drehen wir uns in dieser Welt ständig im Kreis. Damit meine ich nicht (nur) das kosmische Phänomen, das uns Tag und Nacht beschert, sondern das Leben an sich. So sehr wir Menschen uns in unserer heutigen Lebensart von den Menschen vergangener Zeiten auch unterscheiden, so sehr gibt es doch immer wieder die gleichen wiederkehrenden Erfahrungen.

Evangelium

In jener Zeit kamen einige von den Sadduzäern, die bestreiten, dass es eine Auferstehung gibt, zu Jesus und fragten ihn: Meister, Mose hat uns vorgeschrieben: Wenn ein Mann, der einen Bruder hat, stirbt und eine Frau hinterlässt, ohne Kinder zu haben, dann soll sein Bruder die Frau nehmen und seinem Bruder Nachkommen verschaffen. Nun lebten einmal sieben Brüder. Der erste nahm sich eine Frau, starb aber kinderlos. Da nahm sie der zweite, danach der dritte und ebenso die anderen bis zum siebten; sie alle hinterließen keine Kinder, als sie starben. Schließlich starb auch die Frau. Wessen Frau wird sie nun bei der Auferstehung sein? Alle sieben haben sie doch zur Frau gehabt. Da sagte Jesus zu ihnen: Die Kinder dieser Welt heiraten und lassen sich heiraten. Die aber, die gewürdigt werden, an jener Welt und an der Auferstehung von den Toten teilzuhaben, heiraten nicht, noch lassen sie sich heiraten. Denn sie können auch nicht mehr sterben, weil sie den Engeln gleich und als Kinder der Auferstehung zu Kindern Gottes geworden sind. Dass aber die Toten auferstehen, hat schon Mose in der Geschichte vom Dornbusch angedeutet, in der er den Herrn den Gott Abrahams, den Gott Isaaks und den Gott Jakobs nennt. Er ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden; denn für ihn leben sie alle. 

Lukas 20,27–38

Auch heute noch sehen wir unvermindert, wie Konflikte und Kriege die Welt in Atem halten, wie Egoismen in vielerlei Gestalt ein gutes gesellschaftliches Miteinander erschweren, wie wir Menschen (zum Beispiel beim Klimaschutz) immer wieder die gleichen Fehler machen, obwohl wir es an sich besser wissen und machen müssten. Auch wenn wir uns oftmals eine Welt ohne all das Schwierige wünschen, könnte man glauben, die Menschheit hätte sich mit diesen Erfahrungen mehr oder weniger abgefunden – als gehöre das zum Menschsein dazu.

Die Sadduzäer haben sich jedenfalls eingerichtet in ihrer Weltsicht. Sie gehörten zu den Privilegierten ihrer Gesellschaft, die sich aufgrund ihrer Stellung am Tempel eingehend mit den religiösen und philosophischen Fragen ihrer Zeit auseinandersetzen konnten. Bekannt wurden sie insbesondere durch ihre Überzeugung, dass es eine Auferstehung der Toten nach dem irdischen Leben nicht gebe. Was vorbei ist, ist vorbei. Auch im Gespräch mit Jesus dringt diese Auffassung durch. Sie denken sich eine Geschichte aus, die äußerst unwahrscheinlich und theoretisch klingt: Wenn eine Frau bis zu ihrem eigenen Tod sieben Ehemänner hat begraben müssen, zu welchem Ehemann gehört sie dann im Jenseits?

Dieser Fall klingt fast wie Satire, die den Glauben an die Auferstehung der Toten, für die Jesus steht, ins Lächerliche ziehen will. Jesus lässt sich nicht auf eine abstrakte, verklausulierte Diskussion mit den Sadduzäern ein. Er bleibt ruhig und gibt ihnen eine Antwort, die tiefer geht und an der verborgenen Sehnsucht rührt, die Menschen in sich tragen. Jesus sagt, dass das Leben im Himmel ganz anders sein wird, als wir es uns jetzt gerade vorstellen können. Es wird unvorstellbar gut sein. Mit unserem beschränkten Denken und dem Vergleich mit aktuellen gesellschaftlichen Verhältnissen werden wir uns dieser Vorstellung aber nicht nähern können.

Jesus will uns weiterführen zu dem, der das neue, das ewige Leben schafft. Er ist kein Gott von Toten, sondern von Lebenden. Jesus zeigt uns, dass dieses neue, ewige Leben nicht erst im Jenseits auf uns wartet, sondern dass es mit ihm schon begonnen hat. Durch sein Leben und seine unbedingte Zuwendung zu den Menschen wird die neue Wirklichkeit schon jetzt sichtbar und spürbar. Wer an Jesus glaubt, lebt bereits jetzt in dieser neuen Welt.

Das heißt für uns als Christen, dass wir eine besondere Herausforderung haben. Wir sind gefordert, alle gegenwärtigen Verhältnisse dahingehend zu überprüfen, ob sie dem ewigen Leben, das von Gott kommt und zu dem er uns führen will, dienen. Wo wir Ungerechtigkeiten und Missstände entdecken, haben wir die Aufgabe, mit unseren Kräften und Möglichkeiten den Kreis zu durchbrechen, der echtes und gutes Leben auch heute immer wieder erschwert. Jesus will uns auf diesem Weg begleiten und mit uns dem Gott der Lebenden entgegengehen.

Johannes Krebs ist Pastoralreferent und Jugendseelsorger in der Kirchlichen Jugendarbeit (kja) Main-Rhön.

Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt.