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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Wort zum Sonntag am 13. Dezember

Der Täufer und ich im Dialog

Diakon Manfred Müller im "Gespräch" mit Johannes dem Täufer.

Evangelium

Ein Mensch trat auf, von Gott gesandt; sein Name war Johannes. Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen. Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht. Und dies ist das Zeugnis des Johannes, als die Juden von Jerusalem aus Priester und Leviten zu ihm sandten mit der Frage: Wer bist du? Er bekannte und leugnete nicht; er bekannte: Ich bin nicht der Christus. Sie fragten ihn: Was dann? Bist du Elija? Und er sagte: Ich bin es nicht. Bist du der Prophet? Er antwortete: Nein. Da sagten sie zu ihm: Wer bist du? Wir müssen denen, die uns gesandt haben, Antwort geben. Was sagst du über dich selbst? Er sagte: Ich bin die Stimme eines Rufers in der Wüste: Ebnet den Weg für den Herrn!, wie der Prophet Jesaja gesagt hat. Die Abgesandten gehörten zu den Pharisäern. Sie fragten Johannes und sagten zu ihm: Warum taufst du dann, wenn du nicht der Christus bist, nicht Elija und nicht der Prophet? Johannes antwortete ihnen: Ich taufe mit Wasser. Mitten unter euch steht einer, den ihr nicht kennt, der nach mir kommt; ich bin nicht würdig, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. Dies geschah in Betanien, jenseits des Jordan, wo Johannes taufte.    
Johannes 1,6–8.19–28

Ach Johannes, so einen Propheten wie dich würden wir heute nochmal brauchen. Einen, der uns ordentlich den Kopf wäscht. Also nicht nur mit Jordanwasser, sondern so richtig. So wie du es damals gemacht hast. Kein Blatt vor den Mund nehmen. Den Großen und Mächtigen mal so richtig die Meinung geigen!“

„An wen denkst du da?“

„Na, an die Machthaber, die mit Gewalt regieren. An die Super­reichen, die immer noch mehr scheffeln. Und in den Vereinigten Staaten, da hättest du in den letzten Jahren auch genug zu tun gehabt.“

„Mein lieber Diakon! Erstens bin ich nach wie vor aktiv. Alle diese Leute können in der Bibel nach­lesen, was ich gesagt und getan habe. Das ist ja nichts, was damals richtig war und heute nicht mehr wichtig ist. Es gilt noch genauso wie vor 2000 Jahren.“

„Das weiß ich ja, Johannes. Aber wer wird es denn richtig lesen und darüber nachdenken? Ins Gesicht müsstest du es denen sagen!“

„Und dir auch.“

„Mir? Wie bitte? Ich glaube, ich hab‘ mich gerade verhört ...“

„Du hast schon richtig gehört, auch wenn das immer am schwersten fällt: Dir würde ich diese Botschaft heute genauso sagen. Und ich sage sie dir hier und jetzt mitten ins Gesicht, wie du es eben gefordert hast. Bist du nicht selbst oft genug auf dem Holzweg? Schau doch mal genau hin. Es ist leicht, als scheinbar Kleiner auf die Großen der Welt zu schimpfen. Bei dir selbst geht es doch an. Du weißt das genau, das ist mir schon klar. Aber es bei sich selbst ernst zu nehmen, sich selbst den Spiegel vorhalten zu lassen, sein Tun zu hinterfragen ... gar nicht so leicht, stimmt‘s?“

„Du hast ja Recht ... Ich kenne meine Schwachstellen, klar. Aber man wurschtelt sich halt so durch, und dann macht man immer so weiter. Irgendwie geht es ja doch. Veränderung, Umkehr ... Immer soll ich was an mir ändern. Du sprichst schon fast wie ...“

„... Deine Frau? Nun übertreib‘ mal nicht so. Menschen in Familien und Partnerschaften haben oft ein ganz gutes Gefühl, was bei dir schiefläuft, und dürfen das ansprechen. Auch wenn man es oft natürlich von jemandem ‚von außen‘ eher annimmt. So wie jetzt von mir zum Beispiel.“

„Ja, ich weiß. Oh Mann, eigentlich wollte ich dir mal sagen, was du dringend tun musst. Und nun bin doch wieder ich dran.“

„Stimmt. Wenn du dich änderst; wenn du in der Spur Gottes bist, und daran immer wieder arbei-test – weil vollkommen bist du weiß Gott nicht, mein Freund –, dann ändert sich die Welt. Du sagst doch gerne in Predigten, dass Himmel und Erde sich berühren sollen. Dann fang du damit an, arbeite jeden Tag daran. Du bist jetzt auch schon über die 50, und du weißt ja: Ihr kennt weder den Tag ...“

„... noch die Stunde, ja. Manchmal wird man träge, müde. Aber es ist mir schon klar. Wenn ich das Feuer für Jesus nicht weiter am Brennen und Glühen halte, dann lasse ich diese Chance vorbeiziehen. Es ist aber auch nicht leicht ... Wie sagst du: ‚Mitten unter euch steht einer, den ihr nicht kennt.‘ Ich glaube manchmal, Jesus 100-prozentig zu kennen, das geht gar nicht.“

„Weil es immer ein Geheimnis bleiben wird, wie das gehen kann, dass Gott Mensch wird. Aber es lohnt sich, daran ein Leben lang zu arbeiten. Mensch, bleib‘ in der Spur Gottes, jeden Tag neu! Es lohnt sich, glaub‘s mir. Und glaube es vor allem Jesus selbst!“

„Ich werd‘s versuchen. Danke, Johannes!“

Manfred Müller ist Diakon im künftigen Pastoralen Raum Hammelburg

Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt