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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Der Tag heute atmet Geschichte

Der 9. November ist für Deutschland ein geschichtsträchtiger Tag,so Pastoralreferentin Brigitte Hofstätter.

Sinn & Religion am 9. November 2018

Der 9. November ist für Deutschland ein geschichtsträchtiger Tag. Wir denken an den Mauerfall vor 29 Jahren ebenso wie an die Reichspogromnacht vor 80 Jahren, um nur zwei von fünf Geschichtsereignissen zu nennen. Der Tag heute atmet also Geschichte.

Um angemessen an die Schreckenszeit vor 80 Jahren zu erinnern, möchte ich Viktor Frankl zu Ihnen sprechen lassen. Er war Professor in Wien und gilt als der Begründer der Logotherapie, der Dritten Wiener Schule der Psychotherapie. Der jüdische Arzt erlebte vier Konzentrationslager. Seine Familie wurde von den Nazis ermordet. Es gibt die Legende, dass er sein Buch „...trotzdem Ja zum Leben sagen“ in neun Tagen heruntergeschrieben hat. Dieses Buch erzählt auf anrührende Weise vom geistigen Ringen Viktor Frankls in der Hölle der Konzentrationlager in Würde zu überleben. Es ist ein schonungslos wahres und trotzdem ein zum Leben ermutigendes Buch. Zwei Passagen möchte ich Ihnen daraus zitieren. Frankl greift ein Wort von Nietzsche auf: „Wer ein Warum zum Leben hat, erträgt fast jedes Wie“. Entmutigte Lagerinsassen lädt Frankl zu einer kopernikanischen Wende ein: „Wir müssen lernen und verzweifelte Menschen lehren, dass es eigentlich nie und nimmer darauf ankommt, was wir vom Leben noch zu erwarten haben, vielmehr lediglich darauf, was das Leben von uns erwartet.“ Für Viktor Frankl und seine Leidensgenossen in den KZs waren diese Gedanken das einzige, was ihnen geholfen hat, auch dann nicht zu verzweifeln, wenn sie keine Cance mehr sahen, mit dem Leben davonzukommen. „Uns ging es,“ so schreibt er, „um den Sinn des Lebens in jener Totalität, die auch den Tod mit einbegreift und so nicht nur den Sinn von „Leben“ gewährleistet, sondern auch den Sinn von Leiden und Sterben: um diesen Sinn haben wir gerungen!“

Viktor Frankl hat die Hölle der Konzentrationslager überlebt. So kann er ganz am Ende seines Buches schreiben: „So oder so - einmal kommt der Tag, für jeden der Befreiten, an dem er, rückschauend auf das gesamte Erlebnis des Konzentrationslagers, eine merkwürdige Empfindung hat: er kann nun selbst nicht verstehen, wie er imstande war, all das durchzustehen, was das Lagerleben von ihm abverlangt hat. … Gekrönt wird aber all dieses Erleben des heimfindenden Menschen von dem köstlichen Gefühl, nach all dem Erlittenen nichts mehr auf der Welt fürchten zu müssen - außer seinen Gott.“

Der heutige Tag, der 9. November, fragt Dich und mich in all seinen Fassetten ganz konkret nach seinem Sinn, und es kommt darauf an, welche Antwort ich ihm heute gebe.

Brigitte Hofstätter

Der Impuls "Sinn & Religion" erscheint wöchentlich auf der Internetseite der Kirche in der Region Würzburg.