"Es kommt niemals ein Pilger nach Hause, ohne ein Vorurteil weniger und eine neue Idee mehr zu haben", soll der heilige englische Staatsmann Sir Thomas Morus einmal gesagt haben.
In der Zeit, wo die meisten von uns sich auf ihren Jahresurlaub freuen und den Reisen nach Nah und Fern den letzten Schliff geben, fällt mir dieser Satz immer wieder ein. Diesen Satz will ich ihnen für ihre Ferien und Urlaubszeit mitgeben.
Pilgern ist einen Weg bewusst zu gehen - bei dem es darum geht, mit und zu Gott zu kommen. Somit ist Pilgern modern und etwas, was uns gut tut. Wir sind dann auch schnell bei dem schönen alten Bild, welches uns zeigt, dass unser ganzes Leben eine Pilgerreise zu Gott ist.
Unser Urlaub ist bei den meisten von uns nicht als solcher Weg zu Gott gedacht. Urlaube sollen dazu da sein, mehr Zeit mit lieben Menschen zu verbringen, die Kraftreserven für den Alltag aufzutanken und neue und schöne Erinnerungen zu schaffen.
Aber gerade Beziehungen, Orte und Begegnungen lassen uns Menschen oft Gottes Nähe und Wirklichkeit erfahren. Wenn wir eine schöne und harmonische Zeit mit uns lieben Menschen verbringen, sind wir in unserer Zufriedenheit mehr bei uns und näher bei Gott. Und wie viel leichter fällt es uns an Gottes Gegenwart zu glauben, wenn wir vor einem Wunder der Natur stehen.
Wenn wir das so betrachten, kann auch der Urlaub etwas sein, das uns auf vielerlei Arten zu Gott führt und so auch eine Form des Pilgerns ist. Wenn wir allerdings das Erfahrene nicht auf das Fundament einer tragfähigen Gottesbeziehung stellen, bleibt es leider nur ein Eindruck, ein Gefühl, eine "Eintagsfliege" in unserem Glauben.
Dass wir dann durch Reisen und dem Umgang mit fremden Personen und Kulturen unsere Vorurteile abbauen können, ist keine neue These. Hier ist aber für mich wichtig, die Offenheit zu betonen, in der wir Menschen und ihren Gebräuchen gegenübertreten. Diese Offenheit für das Gegenüber und seine Kultur ist etwas, das wir auch im Alltag immer wieder einüben können und sollen.
Diese Offenheit ist es auch, die es uns ermöglicht, von Reisen und Begegnungen neue Ideen für uns und unser Leben mitzubringen. Schauen Sie in Ihren Ferien also nicht nur auf schöne Mitbringsel, sondern auch, ob Sie vielleicht eine neue Idee mit nach Hause bringen können.
Zum Schluss wünsche ich Ihnen allen schöne Ferien, einen wunderbaren Urlaub - ob zu Hause oder in der Fremde. Haben Sie viele gute Begegnungen mit Gott und den Menschen und kommen Sie gut und mit vielen neuen Erfahrungen wieder nach Hause.
Kaplan Frank Elsesser, Veitshöchheim
Der Impuls "Sinn & Religion" erscheint wöchentlich auf der Internetseite der Kirche in der Region Würzburg.