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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Kreuzwort am 28. Januar 2023

Die Liebe ins Spiel bringen

Müde vom Tag schleiche ich nach Hause, den Feierabend schon im Blick. Vor mir ein junges Paar: Sie bringt ihn zum Auto, er hat es wohl eilig, aber dann umarmen sich die beiden noch schnell. Das wirkt so liebevoll in der Hektik des Alltags, dass ich mich richtig daran erfreuen kann.

Manchmal kann ich mich nicht zurückhalten, so auch dieses Mal: „Kann ich da auch was von haben?“, rufe ich den Beiden zu. Sofort finde ich das peinlich, was werden die jetzt von mir denken? Im besten Fall vielleicht: „Eine alte, schrullige Frau!“ oder vielleicht „Die hat wohl niemanden, der sie mal umarmt?“ Oder vielleicht sogar: „Kümmern Sie sich um ihren eigenen Kram?“ Nichts von alledem geschieht. Stattdessen deutet die junge Frau lachend mit einladender Geste auf ihren Mann: „Bitteschön!“ Und auch er steigt mit einem Lächeln in meine Richtung ins Auto. Es hat die Beiden nicht gestört, dass ich sie beobachtet hatte, es hat sie auch nicht gestört, dass ich an ihrem Glück Anteil hatte. Im Gegenteil: Sie haben es sogar in einer netten kleinen Geste mit mir geteilt.

Oft heißt es „die Gesellschaft wird immer verrohter“, „Die Menschen werden immer unfreundlicher“- aber immer wieder erlebe ich auch, wie plötzlich der Himmel aufreißt und eine freundliche Sonne Menschlichkeit und Freundlichkeit schickt. Das hat auch damit zu tun, dass ich mich eben manchmal nicht zurückhalten kann und meine Gefühle laut äußere - das öffnet die Menschen zwar nicht alle und nicht immer, aber ziemlich oft.

Natürlich würde ich nicht so weit gehen, wie die Dichterin Else Lasker-Schüler, von der es heißt, dass sie wildfremden jungen Männern auf der Straße Blumen überreichte, wenn diese Ähnlichkeit mit ihrem Geliebten hatten. Das wäre mir dann doch zu schräg, obwohl ich die Dichterin gleichzeitig für ihren Mut bewundere. Sie, die sich gerne in verschiedenen Rollen aus ihrer Fantasiewelt inszenierte, konnte gar nicht anders, als sie selbst zu sein, wenn die Liebe ins Spiel kam.

Zwischen Fasching und Fastenzeit finde ich diesen Impuls ziemlich passend: Sein dürfen, wer man wirklich ist, zwischen all den Rollen, die wir so spielen. Andere sein lassen. Die Liebe ins Spiel bringen. Ab und zu mal einfach grundlos Heiterkeit verbreiten. Dann öffnet sich mitten im Winter der Himmel und die Sonne bricht durch. Einfach mal ausprobieren, was soll schiefgehen?

Eva Meder-Thünemann, Gemeindereferentin in der Pfarreiengemeinschaft Zum Guten Hirten, Aschaffenburg, und Leiterin des Ökumenischen Kirchenladens

Der Impuls "Kreuzwort" erscheint wöchentlich auf der Internetseite der Region Aschaffenburg.