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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Wort zum Sonntag am 15. März 2020

Die sprudelnde Quelle in mir

Der Glaube gibt mir oft Halt im Leben, besonders dann, wenn ich nicht mehr weiß, woran ich mich sonst festhalten soll. In manchen Augenblicken spüre ich sogar diese unendliche Liebe Gottes tief in mir drinnen; das reicht, um vertrauensvoll im Alltag weitergehen zu können.

Evangelium

In jener Zeit kam Jesus zu einer Stadt in Samarien, die Sychar hieß und nahe bei dem Grundstück lag, das Jakob seinem Sohn Josef vermacht hatte. Dort befand sich der Jakobsbrunnen. Jesus war müde von der Reise und setzte sich daher an den Brunnen; es war um die sechste Stunde. Da kam eine Frau aus Samarien, um Wasser zu schöpfen. Jesus sagte zu ihr: Gib mir zu trinken! Seine Jünger waren nämlich in die Stadt gegangen, um etwas zum Essen zu kaufen. Die Samariterin sagte zu ihm: Wie kannst du als Jude mich, eine Samariterin, um etwas zu trinken bitten? Die Juden verkehren nämlich nicht mit den Samaritern. Jesus antwortete ihr: Wenn du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht und wer es ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, dann hättest du ihn gebeten und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben. Sie sagte zu ihm: Herr, du hast kein Schöpfgefäß und der Brunnen ist tief; woher hast du also das lebendige Wasser? Bist du etwa größer als unser Vater Jakob, der uns den Brunnen gegeben und selbst daraus getrunken hat, wie seine Söhne und seine Herden? Jesus antwortete ihr: Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zu einer Quelle werden, deren Wasser ins ewige Leben fließt. Da sagte die Frau zu ihm: Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich keinen Durst mehr habe und nicht mehr hierherkommen muss, um Wasser zu schöpfen! Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist. Unsere Väter haben auf diesem Berg Gott angebetet; ihr aber sagt, in Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten muss. Jesus sprach zu ihr: Glaube mir, Frau, die Stunde kommt, zu der ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. Ihr betet an, was ihr nicht kennt, wir beten an, was wir kennen; denn das Heil kommt von den Juden. Aber die Stunde kommt und sie ist schon da, zu der die wahren Beter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn so will der Vater angebetet werden. Gott ist Geist und alle, die ihn anbeten, müssen im Geist und in der Wahrheit anbeten. Die Frau sagte zu ihm: Ich weiß, dass der Messias kommt, der Christus heißt. Wenn er kommt, wird er uns alles verkünden. Da sagte Jesus zu ihr: Ich bin es, der mit dir spricht. Aus jener Stadt kamen viele Samariter zum Glauben an Jesus. Als die Samariter zu ihm kamen, baten sie ihn, bei ihnen zu bleiben; und er blieb dort zwei Tage. Und noch viel mehr Leute kamen zum Glauben an ihn aufgrund seiner eigenen Worte. Und zu der Frau sagten sie: Nicht mehr aufgrund deiner Rede glauben wir, denn wir haben selbst gehört und wissen: Er ist wirklich der Retter der Welt.

Johannes 4,5–15.19b–26.39a.40–42

Ob die Frau aus Sychar wohl gewusst hat, dass dieser Tag ihr Leben entscheidend verändern wird? Begonnen hat alles vermutlich so wie an jedem Tag. Die Frau nimmt ihren Krug in die Hand und macht sich auf den Weg zum Dorfbrunnen, der Jakobsbrunnen heißt. Sie geht um die Mittagszeit, bei der größten Hitze, wenn kein anderer sich auf die Straße traut, weil sie sich schämt. Denn im Dorf hat sie einen zweifelhaften Ruf (was leider in der Kurzfassung des Evangeliums ausgelassen ist).

Fünf Männer hat sie bereits gehabt, ihr jetziger ist der sechste. Es steht uns nicht an, sie deshalb zu verur­teilen – Jesus tut es auch nicht. Vielmehr ist dies ein Zeichen dafür, dass die Frau Durst hat nach Leben, Liebe und Wertschätzung.

Am Brunnen trifft sie einen siebten Mann: Jesus. Sieben ist die Zahl der Fülle. So ahnt die Frau schon zu Beginn des Gesprächs, dass dieser Mann wahrhaftig auf ihre Sehnsüchte eingeht. Als Jude und als Mann spricht er mit ihr, einer Samariterin und einer Frau. Beides ist in der damaligen Gesellschaft nicht vorgesehen. Und so entwickelt sich aus einer alltäglichen Frage nach Trinkwasser ein Glaubensgespräch, das so tief geht wie der Brunnen, an dem es stattfindet. Am Ende wird die Frau erkennen, dass es der Glaube ist, der ihren Durst nach Liebe und Leben stillen kann, und dass dieser Glaube nicht an einen (Wallfahrts-)ort gebunden ist, sondern sich vor allem in ihr vollzieht, wenn sie dem Geist Gottes in sich wahrhaft Raum gibt.

Mit der Frau am Jakobsbrunnen verbindet mich manches. Auch ich habe Durst, Sehnsucht nach Wertschätzung, nach Halt und Orientierung, nach Liebe und nach Leben. Anders als sie habe ich allerdings schon erfahren dürfen, dass der Glaube in mir zu einer sprudelnden Quelle werden kann: zum Beispiel ist Jesus für mich das Vorbild, wie mein Leben gelingen kann.

Der Glaube gibt mir oft Halt im Leben, besonders dann, wenn ich nicht mehr weiß, woran ich mich sonst festhalten soll. In manchen Augenblicken spüre ich sogar diese unendliche Liebe Gottes tief in mir drinnen; das reicht, um vertrauensvoll im Alltag weitergehen zu können. Und schließlich ist für mich wichtig, dass mein Glaube mir die Hoffnung auf ewiges Leben schenkt. Ohne diesen Glauben an den Himmel würde ich in manchen Situationen des Lebens schier verzweifeln.

Glaube kann wahrhaftig zu einer sprudelnden Quelle werden. Doch all das ist kein Selbstläufer. Immer wieder muss ich mich deshalb aufmachen auf den staubigen Straßen meines Lebens zur Quelle in mir, und vor allem muss ich gut darauf achten, dass sie nicht versiegt.

Stephan Eschenbacher ist Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft St. Kilian, Haßfurt.

Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt.