Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Dinge beim Namen nennen

Jesus ermuntert uns – seine Jünger: „Fürchtet euch nicht vor den Menschen!“ Furcht bestimmt ja oft unser Handeln. Reden ist Silber, Schweigen ist Gold?

Evangelium

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Aposteln: Fürchtet euch nicht vor den Menschen! Denn nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird. Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet am hellen Tag, und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet von den Dächern. Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, sondern fürchtet euch vor dem, der Seele und Leib ins Verderben der Hölle stürzen kann. Verkauft man nicht zwei Spatzen für ein paar Pfennig? Und doch fällt keiner von ihnen zur Erde ohne den Willen eures Vaters. Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt. Fürchtet euch also nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen. Wer sich nun vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen. Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen.
Matthäus 10,26–33

 
Vor kurzem boten wir eine Veranstaltung mit einer gewissen Brisanz an. Wir hatten eine bekannte Journalistin eines sehr bekannten ecuadorianischen Fernsehsenders eingeladen, damit sie uns über Ethik im Journalismus und ihre Erfahrungen erzählt. Dazu trafen wir uns in einer gemütlichen Café-Kneipe in Quito, bemüht, dem Event keinen zu formalen, sondern eher geselligen, informellen Charakter zu geben.
 
Die junge katholische Journalistin, bereits seit zehn Jahren im Geschäft, erzählte sehr mutig von ihrer Arbeit, von ihrem Bemühen, gute Arbeit zu liefern, von ihren ethischen Grundsätzen. Aber sie erzählte auch von der wahrnehmbaren Entwicklung, dass die Regierung die Presse- und Meinungsfreiheit durch einen Schraubstock neuer Mediengesetze zunehmend enger ziehe.

Sie berichtete von Schwierigkeiten der Berichterstattung während der vor kurzem stattgefundenen Präsidentenwahlen. Ebenso von Verschlechterungen im Umgang mit Regierungsmitgliedern oder staatlichen Firmen. Sie schilderte uns ihre Ideale, die sie auch durch Zitate aus der Katholischen Soziallehre unterlegte, und konnte so glaubhaft die Hörerschaft für sich gewinnen.

Was mich – und sicherlich auch andere – sehr beeindruckte, waren ihr Mut und ihre Klugheit. Ihr Mut, furchtlos die Dinge so beim Namen zu nennen, wie sie waren, ohne zu beschönigen und zu übertreiben. Und ihre Klugheit, durch geschickt gewählte Formulierungen sich nicht ganz in eine Ecke drängen zu lassen, um so ihre Arbeit bestmöglich zu machen.

An diese in mir noch lange nachhallende Begegnung erinnere ich mich, wenn ich das heutige Tagesevangelium lese. Jesus ermuntert uns – seine Jünger: „Fürchtet euch nicht vor den Menschen!“ Furcht bestimmt ja oft unser Handeln. Reden ist Silber, Schweigen ist Gold?
 
Und Jesus fügt hinzu: „Denn nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird.“ Dabei bezieht er sich hier sicher nicht auf den sogenannten Enthüllungsjournalismus. Sondern er ermuntert uns, die Dinge beim Namen zu nennen, so wie sie sind. Mir fallen da die sogenannten „Whistleblower“ ein, die, obwohl sie ethisch korrekt handeln – nämlich offensichtliche Fehler und Straftaten offenlegen –, oft trotzdem als Straftäter verfolgt und sogar verurteilt werden (vergleiche Edward Snowden). Auf welcher Seite stehen wir?

Darüber hinaus verlangt Jesus von uns, dass wir zu unserem Glauben stehen, dass wir ihn nicht verleugnen. Das ist in der heutigen Zeit gar nicht so einfach, das erfordert viel Mut. Vielleicht haben wir uns bisher viel zu bequem in unserem Glaubensleben eingerichtet. Unser Glaube ist ein Randphänomen in unserem Alltag geworden, vielleicht sonn- und feiertags aus der Ecke geholt. Aber beachten wir: 

Wir Christen sind die am meisten verfolgte Religionsgruppe der Welt!

Gott sei Dank lebt man in Deutschland in einer vermeintlichen Sicherheit. Und auch noch in vielen andern Ländern. Doch die Zeiten ändern sich. Wir als Christen müssen zu unseren Überzeugungen stehen. Denn für Gott sind wir „mehr wert als viele Spatzen“. Er hat einen Plan mit uns. Mit Ihnen, mit mir, mit der jungen Journalistin, die nicht bereit ist, ihre christlich-ethischen Grundsätze vom Sensationsjournalismus beseitigen oder von strikten Veröffentlichungsverboten eingrenzen zu lassen. Solche Menschen bestärken uns. Stehen wir zu unseren Überzeugungen!
 
Sabine Mehling-Sitter ist Assessorin der weltkirchlichen Partnerschaft Ecuador – München und Mitarbeiterin des Sozialethischen Instituts CEPES in Quito (Ecuador).