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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Wort zum Wochenende am 29. Januar 2021

Ein Frühlingsfest im Winter

Auf jeden Fall gehe ich davon aus, dass wir in einem Jahr wieder unbeschwert an Tu Bischwart zusammenkommen und gemeinsam -wie es im Judentum Brauch ist- mit Früchten und Wein feiern können, so Dr. Josef Schuster.

Haben Sie schon einmal vom Neujahrsfest der Bäume gehört? Wir Juden haben dieses Fest gestern gefeiert. Jetzt fragen Sie sich vielleicht: Neujahrsfest? Bäume? Mitten im Winter?

In Israel fällt dieser Feiertag mit der ersten Baumblüte des Jahres zusammen. Er heißt „Tu Bischwat“ – die hebräischen Buchstaben Tet und Waw des Wortes „Tu “ergeben den Zahlenwert 15. Das Fest wird am 15. Tag des jüdischen Monats Schwat gefeiert – im Kreis von Familie und Freunden. In Israel ist Tu Bischwat ein Tag der Wiederaufforstung, ein Tag voller Hoffnung, der Beginn des Frühlings. Israelische Kinder ziehen aus, um mit ihren Lehrern Setzlinge zu pflanzen.

In diesem Jahr fällt es nicht leicht, ein unbeschwertes Neujahrsfest der Bäume zu feiern! Weder ist in Deutschland der Frühling in Sicht, noch ist es im Lockdown möglich, Freunde und Verwandte einzuladen. Und während in Israel die Impfkampagne gegen Corona schon Früchte zeigt, warten hierzulande viele Menschen noch auf die erste Spritze.

Ein Zitat aus der Tora wird an Tu Bischwat oft erwähnt: „Der Mensch ist wie ein Baum des Feldes“ (5. Buch Mose 20,19). Mich haben die vergangenen Wochen und Monate auch aus persönlicher Erfahrung gelehrt, wie verletzlich die Corona-Pandemie uns Menschen machen kann. Im Judentum ist das Leben der höchste Wert, alles andere ist seinem Schutz untergeordnet. Nur wer das Leben schützt und achtet, kann auf eine Zukunft bauen.

Der richtige Weg, das Leben zu schützen, ist nicht immer offensichtlich. Doch auch die Wurzeln eines Baumes sind verborgen. Dennoch sind sie es, die den Baum mit Nahrung versorgen. Der Stamm, die Zweige und die Blätter sind letztlich auf die Wurzeln angewiesen. Nur ein gesunder Baum kann Früchte hervorbringen.

Angesichts der Corona-Pandemie ist es richtig und wichtig, dass wir noch eine Weile durchhalten und auf viele liebgewonnene Gewohnheiten verzichten. Ich bin optimistisch, dass im Frühsommer vieles wieder möglich sein wird. Vielleicht werden wir dann unsere Freiheiten auch bewusster genießen als früher. Auf jeden Fall gehe ich aber davon aus, dass wir in einem Jahr wieder unbeschwert an Tu Bischwat zusammenkommen und gemeinsam – wie es Brauch ist – mit Früchten und Wein feiern können.

In diesem Sinn wünsche ich uns allen viel Kraft auf der langen Durststrecke, bis die Kontaktbeschränkungen und die Impfkampagne auch bei uns Früchte tragen!

Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland

Der Impuls "Wort zum Wochenende" erscheint wöchentlich auf der Internetseite der Kirche in der Region Würzburg.