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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Ein Gespür für Begeisterung

Der Heilige Geist weht auch außerhalb der Kirchenmauern. Manchmal spüren wir ihn da, wo wir ihn niemals vermutet hätten.

"So muss sich Gott die Welt vorgestellt haben!" - Ein Ausruf der Begeisterung. Und jeder, der dabei ist, versteht sofort und stimmt vielleicht ein in den Ruf: "Ja, so hat er sich die Welt vorgestellt." Es ist Jahre her, dass dieser Ausspruch fiel: Nicht in einer Kirche, sondern am Ende eines Festes, das unser ganzes Land erfasst hatte, als die Welt hier zu Gast bei Freunden war und wir das Glück hatten, das so begeistert feiern zu können: die Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Was in den vier Wochen der Fußball-WM in uns Deutsche gefahren ist, soviel an Begeisterung haben wir noch selten zuvor erlebt. Ich erinnere mich nur an ein vergleichbares Wir-Empfinden, 1989 am 9. November, als die Menschen vor Freude Fahnen schwingend auf der Berliner Mauer tanzten.

Was nun war 2006 geschehen? Die Fußball-WM im eigenen Land hat in uns Deutschen ein Wir-Gefühl aufleben und ausstrahlen lassen, von dem selbst ansonsten vom Sport wenig Begeisterte mitgerissen wurden. Und dieses Wir war so ansteckend, dass die Begeisterung über uns selbst hinaus schwappte und das Schönste bewirkte, was sich denken lässt: Unser Wir richtete sich nicht abgrenzend gegen andere, unser Wir schloss keinen aus. Das Motto "Die Welt zu Gast bei Freunden" war nicht einfach nur ein Werbe-Spruch - es hat ihn tatsächlich ein Geist erfüllt, der in die Menschen gefahren ist und sie mitgerissen hat.

Und in einem Fernsehinterview fiel dann aus dieser Begeisterung heraus jener Ausruf zu dieser WM: "So muss sich Gott die Welt vorgestellt haben!" Ob der, der das im Fernsehstudio von sich gab, sich voll und ganz bewusst war, was er da sagte, sei dahingestellt. Aber er hat recht: So muss sich Gott, als er die Welt erschuf, die Menschen vorgestellt haben: Be-geisterte Menschen, die das Leben feiern, obwohl oder vielleicht sogar gerade weil es sich um ein Spiel handelt, ein Fußballspiel, eine Fußball-WM.

Aber - man kann sie schon hören, die "Aber", die da meinen, das sei doch etwas völlig anderes, eine Fußball-WM und der Geist Gottes. Solch ein Machwerk, bei dem sich bald alles nur noch ums Geld dreht und das als Pseudoreligion zelebriert wird, soll als Beispiel und sogar als Ausdruck und Wirkung des Pfingstgeistes herhalten? Und was hat Fußball mit dem Leben, mit dem Alltag zu tun?

Natürlich gibt es auch Kritisches zum Fußballfieber anzumerken und ganz sicher gehört zum Leben mehr als ein rauschendes Fest. Doch wenn wir Deutschen in diesen 30 Tagen der Fußball-WM 2006 so etwas wie "Weltmeister der Herzen" waren und wir dies nicht ausschließend, sondern so einladend mit den Menschen aller Nationen und Rassen zu feiern verstanden haben, dann kann der, der dem Heiligen Geist auch noch anderes zutraut als Frömmigkeit, inmitten dieses Fußballfestes mehr erkennen als nur Menschenmachwerk, wenn wir ihm zutrauen, dass er auch außerhalb der Kirchenmauern weht, ja dass wir ihn mitten im Fest, im Fußballfest zu spüren bekommen. So kann ein solches Fußballfest uns Christen Einladung sein, ein Wehen Gottes einmal dort aufzuspüren, wo wir es vielleicht niemals vermutet hätten. Und dann gilt das Wort, gesprochen aus unmittelbarer Begeisterung heraus: So wie diese Fußball-WM 2006 gesprüht hat vor Begeisterung und Freude, die alle ansteckte, "so muss Gott sich die Welt vorgestellt haben".

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern zum Pfingstfest die Erfahrung und ein Gespür dafür, auf welch vielfältige Weise der Hl. Geist uns zu Begeisterten machen kann und will.

Matthias Lotz

Der Impuls "Sinn & Religion" erscheint wöchentlich auf der Internetseite der Kirche in der Region Würzburg