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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Erfüllt leben - schon jetzt!

Wir bekommen jetzt schon das Leben in Fülle geschenkt. Das, worauf wir hoffen, dürfen wir bereits in diesem Leben erfahren.

Betrachtung zum Sonntagsevangelium – 19. Sonntag im Jahreskreis

Evangelium

In jener Zeit murrten die Juden gegen Jesus, weil er gesagt hatte: Ich bin das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Und sie sagten: Ist das nicht Jesus, der Sohn Josefs, dessen Vater und Mutter wir kennen? Wie kann er jetzt sagen: Ich bin vom Himmel herabgekommen? Jesus sagte zu ihnen: Murrt nicht! Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zu mir führt; und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag. Bei den Propheten heißt es: Und alle werden Schüler Gottes sein. Jeder, der auf den Vater hört und seine Lehre annimmt, wird zu mir kommen. Niemand hat den Vater gesehen außer dem, der von Gott ist; nur er hat den Vater gesehen. Amen, amen, ich sage euch: Wer glaubt, hat das ewige Leben. Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. So aber ist es mit dem Brot, das vom Himmel herabkommt: Wenn jemand davon isst, wird er nicht sterben. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, ich gebe es hin für das Leben der Welt.

Johannes 6,41–51

Es gibt viele Märchen, die von der Suche nach dem Lebenstrank handeln, der ewiges Leben verspricht. Immer wieder lesen wir von einzelnen Menschen, die sich einfrieren und in ferner Zukunft wieder auftauen lassen wollen, in der Hoffnung, ewig zu leben. Doch Hand aufs Herz: Wollen Sie so ewig leben? Ich vermute, die wenigsten möchten ein ewiges irdisches Leben führen. Was verbinden Sie dann mit dem ewigen Leben?

Als Christen glauben wir, Sterben und Tod gehören zum Leben dazu, aber damit ist nicht alles vorbei. Nach unserem Tod erwartet uns ein Leben bei und in Gott, wir werden bei ihm sein und leben. Wir hoffen, dass es uns dort gut gehen wird, weil er uns in seiner Barmherzigkeit und Liebe empfängt. Wir hoffen, dass wir mit unserem Leben und unserer ureigenen Lebensgeschichte auferstehen und bei ihm sein werden. Im Grunde können wir nur in Bildern sprechen, wie dieses ewige Leben einmal aussehen wird. Diese Hoffnung stärkt uns jetzt schon und trägt viele, vor allem am Lebensende und in der Trauer. Wir glauben, dass der Tod nicht das Ende ist.

Doch das Besondere ist: Wir erleben in Jesus das ewige Leben nicht erst nach unserem Lebensende. Der Vorwurf, dass wir Christen nur auf das Jenseits fixiert sind und uns auf das Leben danach vertrösten lassen, ist so nicht haltbar: Jesus zeigt uns durch sein Leben, dass er uns ein Leben in Fülle schenkt, das schon jetzt erfahrbar ist. Das heißt nicht, dass alle meine Wünsche und Bedürfnisse erfüllt werden und es mir nur noch gut geht wie im Schlaraffenland – ein Leben in Fülle geht tiefer.

Zu unserem Leben gehören Schattenseiten, es gibt Schicksalsschläge, mit denen wir nur schwer zurechtkommen, das Zusammenleben auf unserer Erde ist nicht von Frieden und Gerechtigkeit geprägt. Wir bleiben dem irdischen Leben mit seiner Begrenztheit und Endlichkeit verhaftet. Jesus weiß darum, er hat diese Grenzen und Ungerechtigkeiten seiner Zeit selbst erlebt. 

Er kennt unser menschliches Dasein und versteht unsere tiefsten Sehnsüchte: zum Beispiel nach Heil in der Krankheit, nach Vergebung in schuldverstrickten Situationen, nach Zuwendung, wenn wir einsam sind, nach einer sinnerfüllten Botschaft in unsere Oberflächlichkeit, nach Frieden auf unserer Erde – und er erfüllt unsere Sehnsüchte. Die Menschen um Jesus damals haben es erlebt, und auch wir können heute spüren, dass er uns in unseren existenziellen Nöten ernst nimmt und uns so begegnet, dass wieder Leben aufblühen kann.

Wir bekommen jetzt schon das Leben in Fülle geschenkt. Das, worauf wir hoffen, dürfen wir bereits in diesem Leben erfahren. Wir erfahren seine Gegenwart heute schon – doch sie wird in der Endlichkeit unseres Lebens immer vorläufig bleiben. Und gleichzeitig bekommen wir seine volle Gegenwart, das kommende Leben bei ihm in Aussicht gestellt. Denn unsere allertiefste Sehnsucht nach Leben im Tod hat er durchlebt, und sie findet bei ihm ihre Vollendung. Unser irdisches Leben bleibt in einem ewigen Spannungsbogen – im "schon jetzt“ der Gegenwart Gottes und dem "noch nicht“ seiner vollen Gegenwart zu leben.

Wenn Jesus im Evangelium sagt: "Ich bin das Brot des Lebens“, schenkt er sich uns in seiner ganzen Fülle in unseren Alltag, in unsere Lebenssituation und in unsere Welt hinein. "Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben" – er eröff-net uns gleichzeitig eine Ahnung auf eine weite Zukunft: eine Zukunft in der vollen Gegenwart Gottes, die unsere kühnsten Träume und Visionen übersteigen wird.

Wiltrud Stoer („wiltrud.stoer@bistum-wuerzburg.de“) ist Pastoralreferentin und arbeitet im Klinikum Aschaffenburg sowie im Hospiz- und Palliativteam Bayerischer Untermain.

Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt.