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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Wort zum Sonntag am 24. Mai 2020

Erkennen, wer Jesus ist

Und wer – bis heute – die Botschaft Jesu ehrlich annimmt, kann ihn als den erkennen, der er ist. Der Gesandte Gottes, der Sohn Gottes, der Erlöser, der Christus. Und wer ihn erkannt hat, den nimmt Jesus mit in seine Beziehung zu Gott, den umschließt das In-eins-Sein.
Evangelium

In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und sagte: Vater, die Stunde ist gekommen. Verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrlicht! Denn du hast ihm Macht über alle Menschen gegeben, damit er allen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben schenkt. Das aber ist das ewige Leben: dass sie dich, den einzigen wahren Gott, erkennen und den du gesandt hast, Jesus Christus. Ich habe dich auf der Erde verherrlicht und das Werk zu Ende geführt, das du mir aufgetragen hast. Jetzt verherrliche du mich, Vater, bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, bevor die Welt war! Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie gehörten dir und du hast sie mir gegeben und sie haben dein Wort bewahrt. Sie haben jetzt erkannt, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir ist. Denn die Worte, die du mir gabst, habe ich ihnen gegeben und sie haben sie angenommen. Sie haben wahrhaftig erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und sie sind zu dem Glauben gekommen, dass du mich gesandt hast. Für sie bitte ich; nicht für die Welt bitte ich, sondern für alle, die du mir gegeben hast; denn sie gehören dir. Alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist, ist mein; in ihnen bin ich verherrlicht. Ich bin nicht mehr in der Welt, aber sie sind in der Welt und ich komme zu dir.    

Johannes 17,1–11a

Vor Corona hatten Populisten Hochkonjunktur. Schwarz-Weiß-Denken kann so anziehend sein! Simple Thesen für komplexe Sachverhalte erleichtern die Argumentation! Je weniger Ahnung, desto mehr Meinung, aber kein unbequemes Gegenargument macht Nachdenken nötig! Und Abgrenzung nach außen stärkt den Zusammenhalt nach innen.

Wenn man das Evangelium dieses Sonntags nur flüchtig lesen würde, könnte man einen ähnlichen Eindruck haben. Jesus betet für seine Jünger und spricht von ihnen und zu ihnen in Abgrenzung zur „Welt“. Beschwört er damit ein weltabgewandtes, abgekapseltes Gemeindebild herauf? Ist damit eine Polarisierung in Gut und Schlecht, in Innen und Außen, in „ihr“ und „die anderen“ gemeint? Das kann es doch eigentlich nicht sein. Lesen wir also genauer.

Beschrieben wird nicht die Abgrenzung und Unterscheidung, sondern das Einssein, das Zusammengehören von Gott und Jesus, von Jesus und seinen Anhängern. Dass nicht alle Menschen sich zu seinen Anhängern zählen, wird als normal, als selbstverständlich vorausgesetzt.

Dabei bekommen wir einen Abriss über die gesamte Heilsgeschichte. Jesus war vor aller Zeit bei Gott, ist von ihm gesandt worden und in die Welt gekommen. Dort hat er Menschen getroffen, die sich ihm anvertraut haben, denen er sich anvertrauen konnte und die seine Botschaft hören wollten. Und wer – bis heute – diese Botschaft ehrlich annimmt, kann ihn als den erkennen, der er ist. Der Gesandte Gottes, der Sohn Gottes, der Erlöser, der Christus. Und wer ihn erkannt hat, den nimmt Jesus mit in seine Beziehung zu Gott, den umschließt das In-eins-Sein.

Das Wort „erkennen“ gibt im biblischen Kontext einer Beziehung eine ganz besondere Bedeutung. Eine Seelenverbundenheit, ein Einssein, das alle Ebenen des Seins einschließt. Diese besondere Beziehung wird spürbar zwischen Jesus und Gott, aber auch zwischen Jesus und den Seinen. Durch das gegenseitige Erkennen wird offenbar, welche Beziehung sie verbindet. Einfach herrlich ist das!

Somit ist dieses Gebet Jesu als Ermunterung zu verstehen, als Mut-mach-Rede für die Gemeinde in einer besonderen Situation, die noch deutlich schwieriger werden wird. Denn der Kreuzestod Jesu steht noch bevor, auch wenn der Verfasser und der Leser, die Leserin dies natürlich schon wissen. Aber der Tod wird nicht das letzte Wort haben. Auch das klingt bereits an. Es ist von ewigem Leben die Rede. Und ewig meint nicht „unendlich lang“, sondern „über alle unsere Zeitbegriffe hinweg gültig“. Größer, als wir es denken können, länger, weiter, tiefer – jenseits all unserer Begriffe, die uns für gewöhnlich Orientierung geben. Ewig ist mehr, als alles, was wir denken können. Ewig ist göttlich.

So ist das oft mit dem genaueren Hinsehen. Man entdeckt Dinge, auf die man gar nicht gefasst war. Einfache Antworten sind es jedenfalls nicht. Jesus beschreibt seine Beziehung zu Gott. Er lädt uns ein, uns in diese Beziehung hineinzubegeben. Er öffnet diese Beziehung auch für uns. Wer sich einlässt, wird erkennen, was Vertrauen bewirkt. Wer erkennt, wird spüren, welche neuen Lebenswelten sich ihm öffnen. Es liegt an mir, ob ich mich darauf einlassen will. Das Beziehungsangebot steht. Die Einladung gilt. Bleibt mir die Frage: Wie kann ich mich, wie will ich mich darauf einlassen?

Christine Endres ist Pastoralreferentin und leitet den Bereich Diakonische Pastoral/Sonderseelsorge des Bistums Würzburg.

Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt.