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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Wort zum Sonntag am 7. Juni 2020

Es ist, was es ist, sagt die Liebe

Wenn „Gott die Liebe ist“, ist Gott Beziehung pur. Dies und alle Erklärungen dazu sind Bildworte in dem Wissen, dass Gott nicht zu erklären ist. Er genügt sich nicht selbst und schließt sich nicht in sich ab.

Evangelium

Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen ein­zigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des einzigen Sohnes Gottes geglaubt hat.

Johannes 3,16–18

Wenn Menschen gefragt werden, was sie in dieser Corona-Zeit stabilisiert, was ihnen besonders wichtig und hilfreich ist, antworten sehr viele: „Die Menschen, die ich liebe.“ Und wenn sie gefragt werden, was sie am meisten vermissen, antworten ebenso viele: „Den engen Kontakt zu den Menschen, die ich liebe.“

Natürlich wissen wir alle, dass Liebe nicht nur rosarot und himmelblau ist. Kaum ein Lebensbereich, der so wertvoll, aber auch so verletzend, so segensreich und so schmerzhaft ist wie die wichtigsten Beziehungen. Wenn jemand Sie fragte: „Warum genau lieben Sie diesen Menschen?“, was würden Sie antworten?

Vielleicht fallen Ihnen ein paar Gründe ein, vermutlich können Sie gemeinsame Erfahrungen und Erlebnisse nennen. Je länger Sie sich dieser Frage widmen, umso persönlicher und subjektiver werden die Antworten. „Weil er halt so ist, wie er ist ...“, „Ich kann‘s nicht erklären, aber da ist so was zwischen uns ... Wellenlänge, Seelenverwandtschaft ...“

Letztlich bleibt die Erklärung, warum man einen Menschen liebt, Stückwerk. Es bleiben Mosaiksteinchen in einem nie fertig werdenden Bild. Wenn jemand behauptet, er könne genau sagen, warum er einen anderen Menschen liebt, was genau die Liebe ausmacht und wie sie sich im Lauf der Zeit verändert und gestaltet, dann ist äußerste Vorsicht geboten. Liebe ist komplex und kompliziert. Liebe ist wandelbar und einzigartig, vielfältig und lebendig. Liebe ist ein so großes Geschehen, dass es mit menschlichem Verstand nicht völlig zu ergründen ist.

„Gott hat aus Liebe seinen Sohn hingegeben ... Gott ist die Liebe.“ Wenn schon Liebe nicht erklärbar ist, wie sollte es dann Gott sein? Gott ist groß. Größer, als wir es uns ausmalen können. Gott übersteigt unendlich unseren begrenzten Horizont. „Begriffest du ihn, es wäre nicht Gott“, wird dem heiligen Augustinus in den Mund gelegt.

Was wäre das auch für ein kleiner, ein kleinlicher Gott, geradezu ein Götze, wenn ich sein Wesen er­gründen, verstehen und erklären könnte.

Wenn „Gott die Liebe ist“, ist Gott Beziehung pur. Dies und alle Erklärungen dazu sind Bildworte in dem Wissen, dass Gott nicht zu erklären ist. Er genügt sich nicht selbst und schließt sich nicht in sich ab.

Gott ist eine Liebesgemeinschaft. Zwischen den göttlichen Personen strömt und fließt sich schenkende Liebe. Und auch diese Liebesgemeinschaft in Gott schließt sich wiederum nicht ab und genügt sich nicht selbst, sondern öffnet sich nach außen.

Aus dieser Liebesgemeinschaft Gottes heraus fließt die ganze Schöpfung, fließen die Erlösung und die Vollendung der ganzen Schöpfung. Gott ist Liebe, die liebende Gemeinschaft von Vater, Sohn und Heiligem Geist. Gott ist Dreifaltigkeit.

Erklären kann man das nicht. Eines meiner liebsten Gedichte stammt von Erich Fried. Es heißt „Was es ist“ und lässt jede seiner Strophen in die Aussage münden: „Es ist, was es ist, sagt die Liebe.“ Gott ist Liebe, Gott ist Beziehung und will Beziehung. Verstehen ist nicht möglich, aber auch nicht nötig. Sich öffnen für das Geheimnis genügt völlig.

Bleibt mir die Frage: Wie kann ich meine Beziehungen – zu Gott, zu anderen, zu mir selbst – mit Liebe füllen?

Christine Endres ist Pastoralreferentin und leitet den Bereich Diakonische Pastoral/Sonderseelsorge des Bistums Würzburg.

Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt.