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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Festhalten am Gewohnten?

Ja, es fällt uns oft schwer, gegen die "Macht der Gewohnheit" anzugehen. Sie ist ja auch nichts grundsätzlich Verkehrtes.

Evangelium

Jesus sprach zu seinen Jüngern: In jenen Tagen, nach der großen Not, wird sich die Sonne verfinstern und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken kommen sehen. Und er wird die Engel aussenden und die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels. Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, wisst ihr, dass der Sommer nahe ist. Genauso sollt ihr erkennen, wenn ihr all das geschehen seht, dass das Ende vor der Tür steht. Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles eintrifft. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater. Seht euch also vor und bleibt wach! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist. Es ist wie mit einem Mann, der sein Haus verließ, um auf Reisen zu gehen: Er übertrug alle Verantwortung seinen Dienern, jedem eine bestimmte Aufgabe; dem Türhüter befahl er, wachsam zu sein. Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt, ob am Abend oder um Mitternacht, ob beim Hahnenschrei oder erst am Morgen. Er soll euch, wenn er plötzlich kommt, nicht schlafend antreffen. Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Seid wachsam!

Markus 13,24–37

Kennen Sie auch die "Macht der Gewohnheit"? "Das haben wir aber immer schon so gemacht", sagt die langjährige Sekretärin dem neuen Kollegen, der eine ungewohnte Idee einbringt. – "Das Rezept hat schon meine Großmutter so gekocht", sagt die Schwiegermutter zur Schwiegertochter, die mal eine andere Zutat für den Gemüseeintopf vorschlägt. – "Samstags geh‘ ich doch immer auf den Fußballplatz. Da kannst du doch nicht deine Geburtstagsfeier machen", sagt der Sohn zu seiner Mutter, die demnächst 70 Jahre alt wird.

Ja, es fällt uns oft schwer, gegen die "Macht der Gewohnheit" anzugehen. Sie ist ja auch nichts grundsätzlich Verkehrtes. Sie sorgt dafür, dass nicht alles immer wieder neu überlegt und entschieden werden muss. Kritisch wird es nur, wenn der Wunsch nach Verlässlichkeit und Sicherheit unbewusst zur Verweigerung von Entwicklung und Veränderung führt. Allerdings werden unsere liebgewordenen und vertrauten Gewohnheiten auch oft genug ungewollt vom Leben durchkreuzt.

So wie im aktuellen Evangelium: Der Hausherr, der im Haus für die Sicherheit sorgt, die Abläufe organisiert und die notwendigen Entscheidungen trifft, geht weg. Das durchkreuzt die Gewohnheiten der Hausbewohner gewaltig. Jetzt haben die Diener die Verantwortung für das Haus. Jedem wird eine bestimmte Aufgabe anvertraut. Und der Hausherr erwartet, dass bis zum unbekannten Zeitpunkt seiner Wiederkunft das Haus in seinem Sinne weitergeführt wird und stets alles für seinen Empfang vorbereitet ist. Die dringliche Mahnung des Hausherrn, wachsam zu sein, richtet sich also nicht nur an den Türhüter. Sie ermahnt vielmehr alle im Haus, ihre Aufgaben zu erfüllen, damit der Betrieb des Hauses im Sinne des Hausherrn weitergeht.

Diese Mahnung gilt auch uns heute. Wir leben zwar nicht mehr in der Naherwartung der ersten Christen, dass die Wiederkunft Jesu noch zu unseren Lebzeiten geschehen wird. Dennoch haben auch wir als seine Diener und Dienerinnen den vertrauensvollen Auftrag Jesu erhalten, sein "Haus" in seinem Sinn zu führen. Dabei hat jeder seine und jede ihre eigene Aufgabe. Auf das Erkennen und die Erfüllung dieser Aufgabe sollte unsere Wachsamkeit gerichtet sein.

Dazu gehört für mich zum Beispiel auch, meine Gewohnheiten zu hinterfragen: Lassen sie mich gedankenlos handeln? Halten sie mich ab von notwendigen Veränderungen? Verhindern sie, dass ich erkenne, welche Aufgaben mir als Christ oder Christin gestellt sind? Oder hindern sie mich sogar an der Erfüllung der Aufgaben, die mir in meinem konkreten Lebensumfeld anvertraut sind?

Der Advent lädt mich auch dazu ein, einmal darüber nachzudenken, ob nicht die eine oder andere Gewohnheit eine zu große Macht in meinem Leben hat.

Gabriele Michelfeit ("gabriele.michelfeit@bistum-wuerzburg.de") ist Pastoralreferentin in den Pfarreiengemeinschaften "Volk Gottes an Pleichach und Main" sowie "Fährbrück".