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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Gedanken zum Sonntagsevangelium – Sechster Sonntag im Jahreskreis

„Gegen den Strich“ leben

Worauf vertrauen Sie in Ihrem Leben? Diese Frage stellt Jesus mit den Seligpreisungen. Er stellt dabei unsere Vorstellungen von gelingendem Leben in Frage.

Evangelium

In jener Zeit stieg Jesus mit den Zwölf den Berg hinab. In der Ebene blieb er mit einer großen Schar seiner Jünger stehen und viele Menschen aus ganz Judäa und Jerusalem und dem Küstengebiet von Tyrus und Sidon waren gekommen. Jesus richtete seine Augen auf seine Jünger und sagte: Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes. Selig, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet gesättigt werden. Selig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen und wenn sie euch ausstoßen und schmähen und euren Namen in Verruf bringen um des Menschensohnes willen. Freut euch und jauchzt an jenem Tag; denn siehe, euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn ebenso haben es ihre Väter mit den Propheten gemacht. Doch weh euch, ihr Reichen; denn ihr habt euren Trost schon empfangen. Weh euch, die ihr jetzt satt seid; denn ihr werdet hungern. Weh, die ihr jetzt lacht; denn ihr werdet klagen und weinen. Weh, wenn euch alle Menschen loben. Denn ebenso haben es ihre Väter mit den falschen Propheten gemacht.
Lukas 6,17–18a.20–26

Worauf vertrauen Sie in Ihrem Leben? Diese Frage stellt Jesus mit den Seligpreisungen und Wehe-Rufen. Er stellt dabei unsere Vorstellungen von gelingendem Leben in Frage: Arm sein, hungrig, weinend, von den Menschen gehasst und ausgeschlossen – wer möchte so leben? Wir versuchen das doch mit allen Kräften zu vermeiden. Wir wollen reich sein, satt, lachen und von den Menschen gelobt werden. Was soll daran falsch sein?

Für Jesus ist die Quelle seines Lebens sein tiefes Vertrauen in die unerschöpfliche Liebe und Begleitung Gottes. Von Gott her gibt es Nahrung, Kleidung und alles Lebensnotwendige im Überfluss. Wenn jeder Mensch nimmt, was er oder sie zum Leben braucht, ist für alle anderen noch genügend da. Niemand braucht zu horten, zu sammeln, sich auf Kosten anderer abzusichern. Dieses Gottvertrauen findet sich in den Haltungen der Seligpreisungen.

„Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes.“

Wie viel Lebenszeit verbringen wir mit dem „Vermehren“ von Geld, Besitz, Macht und Ansehen? Wie sehr vertrauen wir darauf, dass sie uns sicher durchs Leben führen? Die Armut, die Jesus meint, bedeutet im Vertrauen auf die unerschöpfliche Fürsorge Gottes den freiwilligen Verzicht, auf Kosten anderer zu leben. Dies könnte sich zum Beispiel bei der Entscheidung auswirken, nach welchen Kriterien wir Geld anlegen. Verzichten wir auf höhere Zinsen, um sozial und ökologisch arbeitende Unternehmen zu unterstützen? Mit zunehmendem Vertrauen auf Gott werden wir freier von der ständigen Anstrengung, uns absichern zu müssen. Wir können das Vorhandene mit anderen teilen. Reiche, so der Wehe-Ruf Jesu, suchen ihren Trost in Sicherheiten, die im Leben jederzeit ver­loren gehen können.

„Selig, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet gesättigt werden.“

Jesus spricht hier über den Hunger nach erfülltem und gerechtem Leben für alle. Gott erschafft mehr als genug für alle. Wenn Menschen teilen, hat jeder und jede eine „Grundsicherung“. So gesichert könnte jeder das tun, was sie oder er liebt. Wie sähe die Welt aus, wenn wir die Fähigkeiten, die Gott in uns gelegt hat, für uns und für andere entfalten? Wann werden die an Sicherheit Satten den Hunger nach erfülltem und gerechtem Leben spüren?

„Selig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen.“

Wir sollen in jeder Lebenslage funktionieren und keine Schwäche zeigen. Doch zum Leben gehören Veränderungen und Verluste. Jesus spricht die Weinenden selig. Sie nehmen Abschied, betrauern das Verlorene, sie drücken ihre Gefühle aus und werden dann wieder lachen können. Lachen mit der Erfahrung der Veränderung und des Verlustes. Sie finden neue Lebensfreude im Integrieren von Schwäche und Verletzlichkeit. Sie leben alle Seiten des Lebens im Vertrauen, dass Gott alle Wege mitgeht. Menschen, die den schweren Erfahrungen des Lebens „lachend“ ausweichen, werden später klagen und weinen.

Wer so „gegen den Strich“ lebt, funktioniert nicht immer und stellt die gewohnten Sicherheiten in Frage. Die Worte Jesu sind auch nach über 2000 Jahren eine Zumutung. Sie muten uns zu, uns ganz in Gott zu verankern. Ich bin noch am Anfang dieses Weges. Vielleicht lernen wir das Gottvertrauen voneinander?

Christiane Knobling („c.knobling@caritas-aschaffenburg.de“) leitet die Ökumenische Telefonseelsorge Untermain.