Gespannt öffnete ich es und fand schräg gedruckt hervorgehoben ein Zitat über die Zukunft, verfasst vom Kulturphilosophen Jacques Attali: „Unsere Zukunft", so Attali, „wird vom Markt beherrscht sein. Er wird uns weder Gerechtigkeit, noch Gleichheit, noch Würde, noch Erziehung, noch hinreichende Nahrung, noch Wohlfahrt für alle bieten. Denn er braucht nur Menschen, die konsumieren, ohne sich um ihre Zukunft oder ihre Vergangenheit zu kümmern. Auch nicht um die Natur oder um Ideen. Es sei denn, man kann sie verkaufen." Es werde demnach keine Hierarchie der Werte mehr geben, keine in sich stimmigen Kulturen, nur mehr Fragmente, ein Jahrmarkt der Möglichkeiten, so sinngemäß der Autor.
Ich erschrak, wie tief, da und dort wohl überzogen, aber auf den Punkt gebracht, Attali in die Seele des 21. Jahrhunderts blickte. Dass der Markt dabei Krieg gegen christliche Werte führt und führen muss, um sich behaupten zu können, zeigt facettenreich die Aktualität. Entsprechend ist Gegensteuern für Christen und für alle, denen Gott, der Mensch und die Natur lieb und teuer sind, angesagt. Gegensteuern im Sinne von Papst Franziskus beispielsweise: „Lasst uns unsere Zeit so gestalten, dass man sich an sie erinnern wird als eine Zeit, in der eine neue Ehrfurcht vor dem Leben erwachte, als eine Zeit, in der nachhaltige Entwicklung entschlossen auf den Weg gebracht wurde, als eine Zeit, in der das Streben nach Gerechtigkeit und Frieden neuen Auftrieb bekam, als eine Zeit der freudigen Feier des Lebens."
Christen sollten deshalb Schatten für die Auswüchse einer vom Markt bestimmten Wohlstandsgesellschaft sein. Schatten lassen die wesentlichen Konturen klarer und besser erkennen.
Peter Spielmann
Pastoraler Mitarbeiter in Obernau
Das Kreuzwort erscheint jeden Samstag im Serviceteil der Lokalzeitung "Main Echo" und online auf der Internetseite der Region Aschaffenburg.