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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Goldflicken

Die christlichen Kirchen beginnen in diesen Tagen mit der Fastenzeit eine Phase der Besinnung. In der Vorbereitung auf Ostern ist Gelegenheit, um auf Brüche im Leben zu schauen, aber nicht ohne Hoffnung stehen zu bleiben, so Studentenpfarrer Burkhard Hose.

Vor einigen Tagen teilte ein aus Syrien geflüchteter Freund ein Video auf Facebook. Es zeigt einen japanischen Künstler, der eine besondere Art der Keramikkunst erläutert: Kintsugi (wörtlich: "Goldflicken") ist eine traditionelle fernöstliche Reparaturmethode für Keramik. Zerbrochene Schalen werden mit einem mit Goldstaub vermischten Kleber wieder zu vollständigen Gefäßen zusammengesetzt. Die Bruchstellen zeichnen sich nach dem Zusammenfügen als goldglänzende Risse an der Oberfläche der neu entstandenen Gefäße ab. So werden Schäden und Spuren des Zerbrochenen zu kostbaren Markierungen. Der Künstler erklärt in dem kurzen Video die tiefe Bedeutung dieser Kunst: In jedem Leben gibt es Risse und Brüche. Sie werden oft nur als Defizite gewertet. Dabei liegt in jeder Erfahrung des Gebrochenen auch etwas Kostbares. Viele Menschen können das aus ihrem eigenen Leben bestätigen - manchmal allerdings erst in großem zeitlichen Abstand zu dem Geschehenen.

Dass mein geflüchteter Freund für sich in dieser Botschaft einen Sinn und vielleicht sogar so etwas wie Trost abgewinnen kann, hat mich berührt. Ich wünsche so sehr, dass Menschen, die Schweres in ihrem Leben erfahren haben, die durch Flucht, zerbrochene Beziehungen oder gescheiterte berufliche Pläne mit Rissen in ihrem Leben zurecht kommen müssen, genau das erfahren: Mein Leben ist wertvoll - nicht trotz, sondern mit seinen Brüchen.

Niemand hat ein perfektes Leben und niemand muss stehenbleiben bei der Scham für das Zerbrochene. Alle Erfahrungen bergen die Möglichkeit für etwas Wertvolles in sich.

Was für das persönliche Leben gilt, kann auch für das Zusammenleben in einer Gesellschaft und im Blick auf die Brüche in der Geschichte gelten. Die Stadt Würzburg weist in ihrer Architektur immer noch sichtbare Brüche und Spuren von Zerstörung auf. Es ist gut, diese Brüche in unserer gemeinsamen Geschichte nicht unsichtbar zu machen. Und es ist noch besser, sie als Chance für etwas Neues und für ein besseres Zusammenleben heute zu begreifen.

Die christlichen Kirchen beginnen in diesen Tagen mit der Fastenzeit eine Phase der Besinnung. In der Vorbereitung auf Ostern ist Gelegenheit, um auf Brüche im Leben zu schauen, aber nicht ohne Hoffnung dabei stehen zu bleiben. Vielleicht gibt es in diesen Wochen etwas zu entdecken, was unser persönliches Leben oder unser Zusammenleben wertvoller macht, was Sinn gibt oder tröstet, wenn wir mit dem Blick der japanischen Keramikkünstler auf unsere Brüche schauen.

Burkhard Hose

Der Impuls "Sinn & Religion" erscheint wöchentlich auf der Internetseite der Kirche in der Region Würzburg.