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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Grenzen überwinden

Jesus, der wohl lange 30 Jahre im Verborgenen gelebt hat, überschreitet am Jordan die Grenze in die Öffentlichkeit.

Evangelium

In jener Zeit trat Johannes in der Wüste auf und verkündete: Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken, um ihm die Schuhe aufzuschnüren. Ich habe euch nur mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen. In jenen Tagen kam Jesus aus Nazaret in Galiläa und ließ sich von Johannes im Jordan taufen. Und als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel sich öffnete und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.

Markus 1,7–11

Wenn man heute bei einem Besuch im Heiligen Land die Taufstelle Jesu besuchen will, dann ist es wie bei anderen Plätzen wichtiger biblischer Ereignisse auch: Es gibt mehrere Stellen, die in Frage kommen. Doch an welchem der möglichen Plätze sich der Besucher auch befindet, zweierlei fällt dort beim Blick auf den Jordan auf: Es ist kein majestätischer Strom, sondern ein eher kleines bescheidenes Flüsschen von trüber Einfärbung. Und es ist ein Grenzfluss mit Sperranlagen. Auf manchem Foto sieht man, wie die jordanische Flagge auf der Ostseite weht und nur wenige Meter entfernt am anderen Flussufer die israelische Flagge im besetzten Westjordanland.

Es ist wirklich eine Grenze, die trennt. Palästinensische Familien sind auseinandergerissen, weil ihre Angehörigen zum Teil in Jordanien, zum Teil im Westjordanland wohnen. Sie dürfen sich nicht einfach besuchen. Doch nicht erst seit einigen Jahren ist der Jordan Grenzfluss. Schon zur Zeit des Alten Testaments markierte die Jordanebene die Grenze zwischen Völkern, Kulturen und Religionen.

An diesem schon immer heiklen Platz lokalisieren alle Evangelien das erste öffentliche Auftreten Jesu. Und da passiert mehrfach Grenzüberschreitung: Jesus, der wohl lange 30 Jahre im Verborgenen gelebt hat, überschreitet hier die Grenze in die Öffentlichkeit.

Und er durchschreitet eine weitere Grenze: Man vermutet nämlich, dass Johannes gar nicht im Fluss selbst, sondern aus Quellen direkt am östlichen Ufer getauft hat. So zogen die Taufwilligen erst einmal durch das trübe Wasser hindurch. Auch Jesus geht diesen Taufweg zu neuen Ufern, das Alte hinter sich lassend.

In seinem weiteren Leben zieht sich durch, was bei diesem ersten öffentlichen Auftritt vorgestellt wird: Jesus überschreitet immer wieder Grenzen. Räumlich tut er das, wenn er an vielen unterschiedlichen Orten unterwegs ist. Aber er ignoriert auch die Grenzen, die Menschen zwischen sich errichtet haben – die Grenze zwischen Juden und Heiden, zwischen sogenannten Frommen und Sündern, zwischen Menschen, die einen Platz in der Gesellschaft haben, und denen, die am Rande stehen.

Wir erfahren im Evangelium auch, warum Jesus so angstfrei Grenzen überwinden konnte, wie er es getan hat. An dieser zentralen Stelle seines Lebens, von der wir an diesem Sonntag lesen, öffnet sich der Himmel. Gott spricht zu ihm: "Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden."

Sicher ist das für Jesus eine intensive Erfahrung von Bestärkung, von Weite und Offenheit. Wir können sehen: In seinem Leben ist von da an kein Platz mehr für alles, was eingeschränkt und deswegen sogar beschränkt ist. Wo Gott sich zeigt, da geht es ums Ganze, da darf kein Platz sein für menschliche Spaltungen und Abgrenzungen.

Als Kirche sind wir in der Nachfolge Jesu und somit Kirche der Grenzgänger und Grenzüberschreiter. Manche Menschen unserer Tage wollen die Grenzen ganz gegen Asyl Suchende dicht machen und fordern Obergrenzen für Flüchtlinge. Gut, wenn Christen unserer Kirche, angefangen beim Papst und vielen deutschen Bischöfen, ihre Stimme gegen diese Form der Ausgrenzung erheben.

Seiner Botschaft zum Welttag des Migranten und Flüchtlings 2015 hat Papst Franziskus den prägnanten Titel gegeben: "Kirche ohne Grenzen, Mutter aller". Durch unsere Taufe sind wir in diese Kirche aufgenommen und berufen, an diesem großen Auftrag mitzuwirken.

Peter Michaeli ("peter. michaeli@bistum-wuerzburg.de") ist Pastoralreferent in Aschaffenburg und Mitarbeiter der dortigen Ehe-, Familien- und Lebensberatung.