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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Kreuzwort am 17. August 2019

Ich-linge sind Wirr-linge

Haben Sie auch das Gefühl: Ich-linge wachsen wie Pilze aus dem Boden? Was kennzeichnet Ich-linge? Sie genießen die Vorteile, die unsere Gesellschaft in Vereinen, Gewerkschaften, Parteien, Bildungseinrichtungen und Kirchen bieten. Überall dort finde ich nämlich Menschen, die sich auch für andere Interessen und das Gemeinwohl einsetzen und dabei nicht primär fragen, was es ihnen selbst bringt. Sie tun es in der festen Überzeugung: Die Welt dreht sich nicht nur um sie selbst. Sie wissen: Keine Institution ist perfekt und jede Gemeinschaft braucht Kompromisse. Weil sie dies wissen, können sie mit den unangenehmen Seiten der Institutionen umgehen und garantieren so eine demokratische Entwicklung. Anders bei den Ich-lingen:

Diese sind kaum bereit, für diese Vorteile etwas zu geben. Hinter dieser Haltung steht oft das hohe Ziel der Selbstverwirklichung. Es geht diesen Ich-lingen aber m. E. weniger um Selbstverwirklichung, sondern primär darum, ihre aktuellen Bedürfnisse möglichst schnell für sich zu verwirklichen. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen:

Selbstverwirklichung ist die Aufgabe eines jeden Menschen, der frei und verantwortlich leben will. Die Bedeutung des Individuums – seine Würde – ist nicht aufgebbar. Die eigene Würde ist aber durch die Würde und die Rechte der Anderen in Beziehung gesetzt. Damit sind Begrenzungen unausweichlich und führen zu Konflikten. Ich-linge neigen dazu, Konflikte primär für sich zu lösen und dies auf Kosten der Anderen. Darin irren sie und sind deshalb Wirr-linge. Ein Beispiel: Erzieher*innen beklagen die zunehmende Zahl von Ich-lingen in den Kindergärten. Diese Kinder werden von ihren Eltern als kleine König*innen erzogen. Sie machen die sehr gute Erfahrung: Ich bin wichtig! „Dummerweise" treffen diese König*innen dann auf andere König*innen. Das Bemühen der Erzieher*innen in diesen Interessenskonflikten um einen Ausgleich, wir nennen es landläufig Sozialerziehung, wird - so die vielfältige Beobachtung der Fachkräfte - durch die Groß/Eltern unterlaufen, die nur ihre König*innen sehen. Ich-lingen fällt es natürlich auch schwer, sich im Elternbeirat zu engagieren, oder mal einen Kuchen für die Einrichtung zu spenden. Jeder hat natürlich auch Wichtigeres zu tun ... Jeder von uns ist diesem geheimnisvollen Spannungsverhältnis verhaftet. Der Mensch wird am Du zum Ich (M. Buber). Ich wünsche mir und Ihnen für die Urlaubstage Muße, auch mal selbstkritisch zu hinterfragen, wo ich die Spannung von Ich und Du einseitig lebe. Vielleicht gesellt sich dann die Erfahrung hinzu: Im Du und Ich ist mehr. Im Miteinander tut sich Gott uns kund.

Dr. Peter Müller
Fachakademiedirektor

Das Kreuzwort erscheint jeden Samstag im Serviceteil der Lokalzeitung “Main Echo” und online auf der Internetseite der Region Aschaffenburg.