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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Immer die Nase am Boden

Seit Kurzem habe ich in einem zukünftigen Pastoralen Raum neue Aufgaben übernommen.

Vielleicht kennen Sie das auch: Eine berufliche Veränderung oder der Antritt eines anspruchsvollen ehrenamtlichen Engagements eröffnen Perspektiven und setzen Energien frei. Begleitet wird dieser Neuanfang aber auch von Unsicherheit und der Frage: Werde ich den Aufgaben und den Menschen gerecht, für die ich Verantwortung trage?

Wer erste Schritte hinein in neue Räume und Begegnungen macht, braucht Selbstvertrauen und Ermutigung. Der evangelische Theologe Jörg Zink, der 2016 im hohen Alter verstorben ist, kommt mir da zu Hilfe. Er gibt Ratschläge, was einen guten Pfarrer oder Pfarrerin ausmacht: "Ich habe beim Zelten als junger Mensch aus Versehen auf einem Wildschweinpfad geschlafen, und ich habe erlebt, wie die Wildschweine mein Zelt beinah umgerissen haben. Und da habe ich eine große Sympathie für diese Tiere gefasst, die da durchs Unterholz preschen, immer die Nase am Boden."

Und Jörg Zink folgert: "Ich stelle mir einen Pfarrer so vor, dass er nicht irgendwo herumfliegt, sondern mit der Nase am Boden wie ein Wildschwein durch das Unterholz trabt, dort wo die Menschen sind. Und dass er wie ein solches Wildschwein seinen eigenen Weg suchen muss und ihn dann auch konsequent geht."

Was Jörg Zink hier von einem guten Pfarrer sagt, kann jeder auf sich beziehen, der aus einer christlichen oder humanistischen Ethik seine Motivation bezieht. Mich beeindrucken Menschen, die mit Leidenschaft und Herzblut in Politik oder im sozialen Bereich arbeiten.Deshalb habe ich mir eine Wildschweinfamilie mit gestreiften Frischlingen in Kleinformat ins Arbeitszimmer gestellt. Sie erinnert mich daran, dass ich mir bei allen Vorgaben den Blick für die Menschen und ihr konkretes Leben bewahre. „Immer die Nase am Boden" - ein wunderbares Motto!

Ich brauche es jetzt, wo ich entsetzt bin und mich für Amtsträger in meiner Kirche schäme, die als Täter oder Verschleierer unsägliches Leid über junge Menschen gebracht haben. Ich brauche es jetzt, wo mich rechtsradikale Sprüche, aber auch politische Ränkespiele in Berlin wütend machen.

Auf dem Jerusalemweg im letzten Jahr bin ich Wege gegangen, die auch Jesus gegangen ist. Er war wie die Wildschweine von Jörg Zink „mit der Nase am Boden". Seine Gleichnisse stammten aus der Alltagswelt seiner Zuhörer. Er hat Kinder und Menschen in Not in die Mitte gestellt. Er war konsequent und widerstand den Mächtigen, die Moral predigten, aber sich abschotteten oder die Menschenwürde mit Füßen traten.

Liebe Leserinnen und Leser,
lassen Sie sich in Ihren Umbruchzeiten und Begegnungen von den Schwarzkitteln Mut machen: „Immer die Nase am Boden!"

Burkhard Fecher ist Pastoralreferent und Ehe- Familien- und Lebensberater. 

Das Kreuzwort erscheint jeden Samstag im Serviceteil der Lokalzeitung "Main Echo" und online auf der Internetseite der Region Aschaffenburg.