Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

In die Hand genommen

Vor Jesus steht ein Kranker, der mit seiner Hand nicht arbeiten kann. Er kann sein Leben nicht „in die Hand nehmen“.

Betrachtung zum Sonntagsevangelium – NEUNTER SONNTAG IM JAHRESKREIS

Evangelium

An einem Sabbat ging Jesus durch die Kornfelder, und unterwegs rissen seine Jünger Ähren ab. Da sagten die Pharisäer zu ihm: Sieh dir an, was sie tun! Das ist doch am Sabbat verboten. Er antwortete: Habt ihr nie gelesen, was David getan hat, als er und seine Begleiter hungrig waren und nichts zu essen hatten – wie er zur Zeit des Hohenpriesters Abjatar in das Haus Gottes ging und die heiligen Brote aß, die außer den Priestern niemand essen darf, und auch seinen Begleitern davon gab? Und Jesus fügte hinzu: Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat. Deshalb ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat. Als er ein andermal in eine Synagoge ging, saß dort ein Mann, dessen Hand verdorrt war. Und sie gaben Acht, ob Jesus ihn am Sabbat heilen werde; sie suchten nämlich einen Grund zur Anklage gegen ihn. Da sagte er zu dem Mann mit der verdorrten Hand: Steh auf und stell dich in die Mitte! Und zu den anderen sagte er: Was ist am Sabbat erlaubt: Gutes zu tun oder Böses, ein Leben zu retten oder es zu vernichten? Sie aber schwiegen. Und er sah sie der Reihe nach an, voll Zorn und Trauer über ihr verstocktes Herz, und sagte zu dem Mann: Streck deine Hand aus! Er streckte sie aus, und seine Hand war wieder gesund. Da gingen die Pharisäer hinaus und fassten zusammen mit den Anhängern des Herodes den Beschluss, Jesus umzubringen.

Markus 2,23–3,6

Eigene Ideen umsetzen, Zeit und Möglichkeiten haben, sich auszuprobieren – wer wünscht sich das nicht!

Von November bis März hatte ich die Möglichkeit, in Brasilien in einer kleinen Gemeinschaft der Maria Stern Schwestern an deren Leben teilzunehmen. Drei Schwestern leben in dem kleinem Ort Juruti Velho in der Partnerdiözese Óbidos. Im Dezember wurde das fünfjährige Bestehen dieser Partnerschaft gefeiert. Aber nicht nur dieses Fest bewegt die Menschen dort. In diesem Jahr werden in der Amazonasregion auch 60 Jahre Missionierung gefeiert. Christen machten sich auf den Weg, um die „Frohe Nachricht“ auch in die entlegenen und schwer zu erreichenden Gebiete des Regenwaldes zu bringen.

Wie kann die Botschaft des Evangeliums die Herzen der Menschen erreichen? Sich nur auf den Weg zu ihnen zu machen, egal ob mit Auto, Flugzeug, Boot oder zu Fuß, ist zu wenig.

Im Evangelium wird uns vor Augen geführt, dass auch Jesus seine Botschaft nicht nur durch Reden lebendig werden lassen kann. Der Geist, der ihn erfüllt, ist durch seine Handlungen zu spüren. Er hat den Menschen im Blick. Was ist jetzt nötig? Was wird jetzt gebraucht?

Nicht alle sehen das so. Die Pharisäer werden vom Gesetz geleitet. Es hilft ihnen, sich zu orientieren. Jesus stellt aber den Menschen in den Mittelpunkt seines Denkens. „Ist der Sabbat für den Menschen da oder der Mensch für den Sabbat?“ Für uns ist die Antwort einfach, aber ist es im alltäglichen Leben auch einfach, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen?

Im Evangelium wendet sich Jesus einem kranken Menschen zu. Er schenkt ihm seine Aufmerksamkeit. Vor ihm steht ein Kranker, der mit seiner Hand nicht arbeiten kann. Er kann sein Leben nicht „in die Hand nehmen“. Immer auf andere und ihre Hilfe, ihr Verständnis und ihre Hilfsbereitschaft angewiesen zu sein – so stellen wir uns ein selbstständiges Leben nicht vor.

Jesus lenkt die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf diesen Kranken. Die Mitmenschen sollen sich in ihn hineinversetzen, seine Not sehen, Verständnis zeigen.

Wir sagen sofort: Klar, dem Menschen muss geholfen werden! Aber nicht alle sehen das so. In der Bibel wird oft von einem „verstockten Herzen“ gesprochen. Das lässt Jesus zornig werden, und er hilft dem Kranken. Er heilt. Welche Freude muss dieser Mensch gespürt haben. Er kann sein Leben selbst in die Hand nehmen und es gestalten. Neue Perspektiven und Hoffnungen können gelebt werden.

„Das Leben in die Hand nehmen können“ – eine Aussage, die ich mit dem Leben der Maria Stern Schwestern verbinde. Anfang der 1970er Jahre kam Schwester Brunhilde Henneberger nach Juruti. Die Menschen wohnten damals in ärmlichen Hütten. Gemeinsam mit den Einheimischen bauten die Schwestern massivere Häuser. So wurde erfahrbar, dass eine Gemeinschaft viel erreichen kann.

1991 schenkten die Schwestern ihre Aufmerksamkeit einem kleinen Ort namens Juruti Velho. Dort leben sie heute noch und erfahren täglich die vielen Widrigkeiten und Probleme, die das Leben so schwer machen. In ihrer kleinen Schwesterngemeinschaft leben sie ihren Glauben und bringen sich in die Pfarrei und in die Gemeinde mit ein. Ihr Wunsch ist es, die Lebenssituation vor Ort zu verbessern, die Menschen zu fördern und zu ermutigen, ihr Leben in die Hand zu nehmen.

Eine tägliche Herausforderung – auch für uns. Ganz gleich, an welchem Ort der Welt wir unseren Glauben leben.

Silke Arnold („silke.arnold@bistum-wuerzburg.de“) ist Religionslehrerin in Aschaffenburg.

Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt.