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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Betrachtung zum Sonntagsevangelium – 23. Sonntag im Jahreskreis

Jesu Ansage und Anfrage an (uns) stolze Besitzer

„Ebenso kann keiner von euch mein Jünger sein, wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet“, sagt Jesus. Bin ich dazu bereit?

Evangelium

In jener Zeit begleiteten viele Menschen Jesus; da wandte er sich an sie und sagte: Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein. Wer nicht sein Kreuz trägt und hinter mir hergeht, der kann nicht mein Jünger sein. Denn wenn einer von euch einen Turm bauen will, setzt er sich dann nicht zuerst hin und berechnet die Kosten, ob seine Mittel für das ganze Vorhaben ausreichen? Sonst könnte es geschehen, dass er das Fundament gelegt hat, dann aber den Bau nicht fertigstellen kann. Und alle, die es sehen, würden ihn verspotten und sagen: Der da hat einen Bau begonnen und konnte ihn nicht zu Ende führen. Oder wenn ein König gegen einen anderen in den Krieg zieht, setzt er sich dann nicht zuerst hin und überlegt, ob er sich mit seinen zehntausend Mann dem entgegenstellen kann, der mit zwanzigtausend gegen ihn anrückt? Kann er es nicht, dann schickt er eine Gesandtschaft, solange der andere noch weit weg ist, und bittet um Frieden. Ebenso kann keiner von euch mein Jünger sein, wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet.    

Lukas 14,25–33

Kann ich überhaupt Jünger Jesu sein, wenn ich dieses Evangelium kenne?

Ich überlege, was ich alles „besitze“: Haus und Garten, Auto, Fahrrad, eine sichere Arbeit mit regelmäßigem Einkommen, Gesundheit, Rentenversicherung und so weiter. Was ich alles besitze!

„Ebenso kann keiner von euch mein Jünger sein, wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet“, sagt Jesus. Bin ich dazu bereit? Ich überlege wieder: Kann ich vielleicht auf eine gute Verhandlung hoffen, wenn ich Rechenschaft geben muss über mein Leben, meine Lebensweise? Über meine Bereitschaft zur Nachfolge? Angesichts dieser radikalen Forderung Jesu?

So könnte ich reden: „Irgendwo muss ich ja wohnen, irgendwie muss ich doch zu meiner Arbeit kommen, da brauche ich schon ein Auto. In Deutschland kriegt man halt einen Lohn für seine Arbeit. Ich muss auch Essen kaufen für uns. Und das Ganze muss ich auch noch durch Versicherungen absichern. Ich will ja nicht anderen oder dem Staat auf der Tasche liegen, wenn mal was schiefgeht! Ich weiß, dass Deutschland auf Kosten anderer lebt, ich kann als einzelner nichts dran ändern, dass es Menschen in anderen Teilen der Welt so viel schlechter geht als uns. Ich hab ja immer auch was gespendet!“ Muss denn die Messlatte für die Jüngerschaft so hoch hängen? Mein persönlicher Reichtum setzt sich fort im gemeinsamen Reichtum unserer westlichen Gesellschaft: bestens organisiertes Land, hochwertige Gesundheitsversorgung, Frieden, öffentliche Gebäude, Kirche und Pfarrheim, Straßen et cetera. Müssen wir das auch aufgeben?

Wenn‘s an den eigenen und den gemeinsamen Besitz geht, sind wir Menschen schnell zu Prostest, Neid und Empörung bereit: Was, schon wieder steigt die Miete? Bitte, das übernimmt die Krankenkasse nicht? Ich soll das selbst bezahlen? Wie viel habe ich all die Jahre eingezahlt?

Es kann doch nicht sein, dass der Bischof ausgerechnet für die Renovierung unserer Kirche nichts zahlen will! Was, wir kriegen keinen eigenen Pfarrer mehr? Wieso sollen wir denn in Deutschland noch mehr Flüchtlinge aufnehmen? Wir haben doch schon genug!

Vielleicht wird es am „Himmelstor“ ganz anders zugehen, als ich es mir vorstellen kann. Vielleicht bin ich doch und vor allem auf einen gnädigen und barmherzigen Gott angewiesen, der mir entgegenkommt, der mich sucht, weil er mich schon immer gesucht hat, und der mir nachgeht, weil er weiß, wie egoistisch und selbstsüchtig ich als einzelner sein kann und wir als Menschen sein können ...

Vielleicht ist die radikale Ansage Jesu auch ein Erinnerungsruf und gar nicht so sehr Drohung oder gar moralischer Zeigefinger an uns: Macht langsam bei den Forderungen nach immer Mehr und Sofort! Denkt auch an die Menschen, denen es nicht so gut geht wie euch! Lasst euch nicht verführen zu noch mehr Wachstum und Besitz! Lasst euch nicht einreden, dass ihr dauernd zu kurz kommt und die anderen euch alles wegnehmen! Denkt daran, dass ich euch gerne bei mir haben mag, und zwar nicht nur im Himmel (... wie man so schön sagt), sondern sogar schon jetzt, hier und heute in der Nachfolge. Es geht auch ohne all euer Zeug, euren Besitz, eure Titel und Ämter, eure Forderungen und Ansprüche.

Du bist bei mir als Du willkommen, ganz egal, was du alles besitzt und erreicht hast! Hoffentlich wird es so sein. Hoffentlich ist es schon so. Hoffentlich kann ich Jünger Jesu sein.

Christian Hohm („christian.hohm@bistum-wuerzburg.de“) ist Seelsorger am Universitätsklinikum Würzburg.