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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Jesus verhilft zur Innenschau

Gewaschene Hände, das klingt nicht nur nach Sauberkeit, das klingt sprichwörtlich auch nach Unschuld. Aber kann man es überhaupt schaffen, blütenrein und unberührt durchs Leben zu kommen?

Evangelium

In jener Zeit hielten sich die Pharisäer und einige Schriftgelehrte, die aus Jerusalem gekommen waren, bei Jesus auf. Sie sahen, dass einige seiner Jünger ihr Brot mit unreinen, das heißt mit ungewaschenen Händen aßen. Die Pharisäer essen nämlich wie alle Juden nur, wenn sie vorher mit einer Handvoll Wasser die Hände gewaschen haben, wie es die Überlieferung der Alten vorschreibt. Auch wenn sie vom Markt kommen, essen sie nicht, ohne sich vorher zu waschen. Noch viele andere überlieferte Vorschriften halten sie ein, wie das Abspülen von Bechern, Krügen und Kesseln. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten fragten ihn also: Warum halten sich deine Jünger nicht an die Überlieferung der Alten, sondern essen ihr Brot mit unreinen Händen? Er antwortete ihnen: Der Prophet Jesaja hatte Recht mit dem, was er über euch Heuchler sagte: Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir. Es ist sinnlos, wie sie mich verehren; was sie lehren, sind Satzungen von Menschen. Ihr gebt Gottes Gebot preis und haltet euch an die Überlieferung der Menschen. Dann rief Jesus die Leute wieder zu sich und sagte: Hört mir alle zu und begreift, was ich sage: Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen; sondern was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein. Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Verleumdung, Hochmut und Unvernunft. All dieses Böse kommt von innen und macht den Menschen unrein.

Markus 7,1–8.14–15.21–23

"Kinder, habt ihr euch die Hände gewaschen?" Das war zumindest in meiner Kindheit noch eine gängige Frage, bevor gemeinsam gegessen wurde. Von daher überrascht mich der Einwand der Schriftgelehrten und Pharisäer überhaupt nicht, die sich darüber wundern, dass die Jünger Jesu ihr Brot mit ungewaschenen Händen aßen.

Das geht Jesus ganz offensichtlich die Nase hoch. Er legt sich mit ihnen an. Ganz sicher möchte er ihr Bemühen, rein zu bleiben, weder schmälern noch schlechtmachen. Trotzdem vermutet er, dass bei ihnen etwas schiefläuft.

Wenn Menschen sich schützen, sich mit Geboten umgeben und regelrecht Angst davor haben, in den Schmutz hineingezogen zu werden, grenzen sie sich ab. Da sind dann die Reinen, dort die Unreinen. Am Ende werden Menschen aussortiert, abgewogen, für unwürdig befunden. Sie erscheinen als Gefahr, damals wie heute. Die Reinen bleiben unter sich, die Unreinen dann auch. Welten liegen dazwischen. Und Güte ist nicht vorgesehen. Was "rein" ist und was "rein" macht, trennt. Eine Perspektive hat das nicht.

Gewaschene Hände, das klingt nicht nur nach Sauberkeit, das klingt sprichwörtlich auch nach Unschuld. Aber kann man es überhaupt schaffen, blütenrein und unberührt durchs Leben zu kommen? Jesus hat keine Angst, sich im Umgang mit Menschen schmutzig zu machen. In seiner Nähe werden sogar Aussätzige rein. Und das will was heißen!

Fast schon schroff, zumindest sehr polemisch, lehnt Jesus die Äußerlichkeiten ab, hinter denen sich Menschen verstecken. Hier eine gewaschene Hand, dort ein verschlossener Mund. Hier die weiße Weste, dort das harte Wort. Jesus schaut auf das Herz. Dort sieht er die bösen Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch – und so weiter. Symbole und Riten mögen Reinheit versprechen, vielleicht auch schützen, aber wenn das ausbricht, was sich innen angesammelt hat, drohen alle Dämme zu brechen.

Auf das, was in einem Menschen vorgeht, weist Jesus. Er hilft, Menschen zu sehen, ihre Abgründe wahrzunehmen, auch ihre Ängste zu verstehen.

Es klingt zwar wie ein Lasterkatalog, was hier aneinandergereiht wird: von den bösen Gedanken über die Bosheit zur Unvernunft. Aber es ist gleichzeitig ein unverstellter Blick auf den Menschen. Denn wer wüsste nicht um die eigenen Dunkelheiten? Wer wüsste nicht, was ein Herz gefangen nehmen kann? Jesus erlaubt den Menschen einen Blick nach innen, ohne Angst und ohne Verstellung.

Ich muss meine Hände nicht in Unschuld waschen, die weiße Weste vor Flecken bewahren, den Saubermann auf den Sockel stellen. Denn Jesus hat die, die für unrein erklärt waren, rein gemacht – und mit denen, die aus der Gemeinschaft ausgeschlossen wurden, das Brot gebrochen.

Pater Dominik Wernicke OSA ("dominik@augustiner.de") ist Seelsorger an der Würzburger Augustinerkirche und Leiter des dortigen Gesprächsladens.

Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt.