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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Kaum auszuhalten

"So viel Freundlichkeit ist kaum auszuhalten" - ein Selbstversuch mit Schülern der 9. Klasse am evangelischen Dag-Hammarskjöld-Gymnasium in Würzburg.

Eigentlich sollte es darum gehen, sich häufig im Unterricht langweilenden, pubertierenden Jugendlichen kurz vor den Sommerferien einmal eine echten Herausforderung zu stellen: sie bekamen die Aufgabe mit weniger als 60 € eine ganze Woche lang ( für Unterkunft, Verpflegung, Fahrtkosten) in mindestens 100km Entfernung von Würzburg auskommen und dabei noch jemanden, der nicht zu ihrer Kleingruppe gehört, einen Gefallen tun, eine sogenannte „soziale Tat“. Ja, wir am evangelischen Gymnasium kommen schon auf verrückte Ideen, ich weiß.

Aber was dann passiert ist, war nicht vorhersehbar. Denn es war fast nicht möglich, selbstlos Menschen an anderen Orten einen Gefallen zu tun – ohne dass diese ihrerseits mit umwerfender Freundlichkeit zurückschlugen. Haben die Schüler einen Kindergarten auf Vordermann gebracht, wurden sie von Mitarbeitern großzügigst zum Essen eingeladen, haben sie beim Bauhof geholfen, wurden sie zum Dank auf Dorffeste mitgeschleift, an interessante – oft wenigen bekannte – Aussichtspunkte geführt, zum kostenlosen Übernachten eingeladen, bekamen einen Grill und sogar E-Bikes zur Verfügung gestellt. Eine echte Welle der Freundlichkeit hat die Schüler fast überrollt. „Die Menschen hier sind so nett und hilfsbereit, das ist echt unglaublich“ lautete eine der Handynachrichten, die von den Schülern weitergeleitet wurde.

Ja, Deutschland kann ein echtes Sommermärchen sein– es muss nur einer anfangen und großzügig sich und seine Arbeitskraft verschenken und auf einmal verändert sich die ganze Umgebung. Jesus hat das vermutlich damals wohl auch nicht anders gemacht, als er mit seinen Jüngern durch Israel gewandert ist, er hat selbstlos geholfen und ganz viel Dankbarkeit geerntet und so die Welt um sich herum verändert, verzaubert, dem ähnlich gemacht, wie ich mir zumindest das Reich Gottes vorstelle. Aber halt , ehe Sie sich von mir mit frommen Worten einlullen lassen: Haben sie den kleinen Fehler gemerkt. Eigentlich wollten die Schüler ohne Gegenleistung großzügig sein, aber das war nicht möglich. Mission gescheitert! Anscheinend können wir Menschen nicht anders, als auf Freundlichkeit ebenfalls mit Freundlichkeit zu reagieren- wenn das nur immer alle wüssten! Das ist im menschlichen Miteinander ein guter Trick der Natur, um unser Zusammenleben zu ermöglichen , aber Gott gegenüber nicht so leicht möglich, sagt zumindest meine Kirche der Reformation seit 500 Jahren. „Gott schenkt uns einfach seine Gnade und seine wunderbare Schöpfung“ hat uns Luther eingeschärft, ohne Gegenleistung, wir können nichts dafür tun, er mag uns einfach so, basta.

Und ?-Wohin soll ich dann mit meiner Dankbarkeit gehen? Nun, Luther hat ja nicht verboten, dass man Gott gegenüber dankbar sein darf oder die Freude über unser buntes Leben statt an Gott an unsere Mitmenschen weitergeben, er hat nur anders herum gesagt, dass man sich Gottes Freundlichkeit nicht verdienen kann, die schenkt er uns einfach so. Wenn Sie nun das Gefühl haben wie unsere Schülerinnen, soviel Freundlichkeit ist kaum auszuhalten, na dann los in den mutigen Selbstversuch und verschenken sie in den Sommertagen doch einfach etwas Ihrer hoffentlich freien Zeit völlig selbstlos an ihre Mitmenschen. Sie werden schon sehen, was dann passiert- ein Sommermärchen?- vielleicht.

Pfr. Christian Herpich