„Gehst du mit auf Kiliani?“ Diese Redewendung werden wir in diesen Tagen wohl öfters hören oder gehört haben. Verstanden wird darunter in den meisten Fällen ein schöner Nachmittag auf dem Volksfestplatz an der Talavera mit Schiffschaukel, Loopingbahn und Bierzeltstimmung. Die reinste Wallfahrt...
Genau da liegen auch die Wurzeln dieses Festes: Zum Fest von Kilian, Kolonat und Totnan am 8. Juli finden schon seit Jahrhunderten Wallfahrten zum Dom und Neumünster statt, wo Häupter und Gebeine der Frankenapostel ruhen und verehrt werden. Es lag nahe, den vielen Tausend Wallfahrern auch eine „weltliche“ Messe mit Handel und Unterhaltung anzubieten.
Einmal ehrlich: ein Ausflug nach Würzburg hat für viele Bewohner von Stadt oder Landkreis Würzburg nicht gerade den Charakter einer Wallfahrt. Man braucht ja nicht tagelang unterwegs zu sein wie die Kreuzbergwallfahrer oder wochenlang wie die Pilger nach Santiago de Compostela. In den Dom kann man ja schließlich bei jedem Stadtbummel gehen, oder? Warum dann ausgerechnet in der Kilianiwoche oder im Umfeld des Frühjahrsvolksfestes in den Dom gehen?
Ganz einfach: weil der Dom dann einmal voll ist! Weil man da Gläubige aus allen Ecken und Enden unserer Diözese (und darüber hinaus) trifft und man etwas von dem spüren kann, was Kilian und seine Gefährten erfüllt und begeistert hat: der Glaube an Gott und die Gemeinschaft derer, die an Christus glauben. Vielen Christen tut es einfach gut, unter Menschen zu sein, die ebenfalls an diesen Gott glauben – Menschen aus ganz unterschiedlichen Berufen, Orten und pastoralen Räumen. Da trafen sich Ehejubilare, Krankenhauspersonal oder Religionslehrkräfte, Schausteller, Trauernde oder Seelsorgepersonal. Jetzt am Wochenende finden Domführungen und Pilgermessen statt, dezentrale Jugendgottesdienste und am Sonntag eine Bischofsmesse besonders für Familien. Da darf das Lunchpaket und die Begegnung anschließend nicht fehlen.
Und auch nach der offiziellen kirchlichen Wallfahrtswoche lädt der Dom zu einem Besuch ein. In der Stille lässt sich trefflich durchatmen vom Arbeitsalltag oder vom turbulenten Einkauf auf der „Häfelesmess“.
Wer sich zu Gott auf den Weg macht, zu dem macht sich Gott auf den Weg, heißt eine alte Weisheit. Wir dürfen also ruhig ein paar Anliegen mitnehmen im Wallfahrergepäck.. Das gilt für jede Wallfahrt, ob nach Würzburg, Retzbach, auf den Kreuzberg oder nach Vierzehnheiligen. Und wir dürfen sicher sein: Gott sieht, dass wir mit unseren Bitten ein Stückchen Weg auf uns genommen haben. Die Sommerzeit lädt dazu ein, beim Unterwegssein in Gotteshäusern eine Pause für die Seele einzulegen.
Ich wünsche Ihnen ein gutes Atemholen für Leib und Seele.
Yvonne Faatz, Ehe- und Familienseelsorgerin der Dekanate Würzburg und Kitzingen
Der Impuls "Wort zum Wochenende" erscheint wöchentlich auf der Internetseite der Kirche in der Region Würzburg.