Einen Teil unseres Lebensalltags verbringen wir also seit Wochen Corona-bedingt hinter Masken. Wir wissen, dass sie uns und andere vor Tröpfcheninfektionen schützen. Das ändert aber nichts daran, dass die Masken oft hinderlich und beengend sind. Manchem fällt das Atmen damit schwer. Die Brille beschlägt. Was mein Gegenüber fühlt und bewegt, kann ich aus dem verhüllten Gesicht kaum ablesen. Zum Teil erkenne ich die Menschen nicht, die mich grüßen. Sie sind ja vermummt. Mit alten und hörbehinderten Menschen ist die Verständigung schwierig bis unmöglich, weil die Lippen nicht zu sehen sind und die Stimme gedämpft wird. Für manchen aber hat das Leben hinter der Maske auch seinen Reiz:
„Eigentlich könnte ich jemandem nach Herzenslust die Zunge rausstrecken, ohne dass er es merkt“, sagte mir neulich jemand augenzwinkernd. Dass in meinem Gesicht nicht gleich jede Regung für jedermann sichtbar ist, hat etwas Entspannendes. Masken schützen – auch die unsichtbaren, die wir uns aufsetzen. Damit keiner erkennt, wie es wirklich um uns steht. Damit wir so erscheinen, wie wir meinen, dass wir sein sollten. Damit wir unsere wunden Punkte verbergen können und uns - vermeintlich – unverletzbar machen. Wieviel Kraft wenden wir doch oft auf, um den Schein zu wahren und die Fassade aufrecht zu erhalten! Und was für ein großes Aufatmen könnte das doch sein, wenn wir unsere unsichtbaren Masken abnehmen würden, weil sie nicht mehr nötig sind. Weil wir darauf vertrauen, dass wir Gottes geliebte Kinder sind, so wie wir sind. Dass wir sein großes „Ja“ zu uns annehmen und wahr sein lassen und danach leben. Das wäre wahrhaft Befreiung und Erlösung!
Pfarrerin Eva Güther-Fontaine, Alzenau
Das Kreuzwort erscheint jeden Samstag im Serviceteil der Lokalzeitung “Main Echo” und online auf der Internetseite der Region Aschaffenburg.