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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Lebendig tanzen

Es gibt Glaubende und Zweifelnde, und alle werden vom Auferstandenen ermächtigt, seine Sendung weiterzutragen.

Gedanken zum Sonntagsevangelium – Dreifaltigkeitssonntag

Evangelium

In jener Zeit gingen die elf Jünger nach Galiläa auf den Berg, den Jesus ihnen genannt hatte. Und als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder. 

Einige aber hatten Zweifel. Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.

Matthäus 28,16–20

Über das Fest der Dreifaltigkeit – das große Geheimnis – haben viele Theologen im Laufe der Geschichte geschrieben. Zugleich bleiben ihre Aussagen immer Stückwerk. Thomas von Aquin sagt am Ende seines Lebens sinngemäß: Ich weiß, dass ich nichts weiß!

Und von Augustinus wird erzählt, dass er einen Jungen belächelt, als dieser mit einem kleinen Gefäß Wasser aus dem Meer schöpft. Der Junge erklärt, dass er das Meer ausschöpfen will. Nach dieser Begegnung mit dem Kind erahnt Augustinus, dass er, trotz aller Theologie, den dreifaltigen Gott nie ergründen wird. Er lernt anzuerkennen, dass die Größe Gottes für uns Menschen ein Geheimnis bleibt.

Der Zugang zum Dreifaltigkeitsfest war mir selbst lange verstellt. Die theologischen Aussagen waren mir viel zu kompliziert. Mir half, mich in Bildern diesem Geheimnis zu nähern.

Die frühen Kirchenväter sprachen von einer Bewegung zwischen Vater, Sohn und Geist. Das von ihnen verwendete griechische Wort "Perichorese" heißt übersetzt: "zusammen tanzen, einer durch den anderen". Vater, Sohn und Geist sind in einem ewigen, lebendigen Tanz! Was wir Gott nennen, ist Schwingung, Beziehung, Bewegung, Dynamik, Leben pur!

Ein anderes Bild für das Geheimnis der Dreifaltigkeit ist der Baum. Die Wurzel als Bild für den Vater; der Stamm für den Sohn; der Saft im Baum für den Geist. Der Vater, die Wurzel, gebiert den Sohn, den Stamm, im Geist; ein mütterliches Gottesbild!

Ich sage oft: der Vater durch den Sohn im Heiligen Geist. In dieser Formulierung kommen für mich die Einheit und die Dynamik Gottes zum Ausdruck. Und bei allen Versuchen, dieses Geheimnis ins Wort zu bringen, ist mir bewusst: Gott ist immer größer als das, was wir Menschen über ihn aussagen können.

Das Bild vom Baum weiter entfaltet: Der Saft fließt aus der verborgenen Wurzel durch den sichtbaren Stamm in die Zweige hinein. Im Bild des Baumes sind wir die Zweige, so fließt die Geistkraft in uns durch jede Zelle. Wir sind hineingenommen in das Leben und in die Beziehungskraft, in den ewigen Tanz des dreifaltigen Gottes. Die Zweige eines Baumes zeigen eine enorme Vielfalt und doch eine tiefe Einheit. Das kann ein Bild für unsere christlichen Gemeinden und Gemeinschaften sein.

Im aktuellen Evangelium wird für mich diese Vielfalt und Dynamik der jungen Kirche erfahrbar. Es gibt Glaubende und Zweifelnde, und alle werden vom Auferstandenen ermächtigt, seine Sendung weiterzutragen. Jede und jeder darf auf seine Weise durch sein Leben den lebendigen Tanz mitvollziehen und den liebenden und geheimnisvollen Gott bezeugen, den immer Größeren, den wir Menschen letztlich nie in Worte fassen können. Dieses Geschenk an uns und der Auftrag des auferstandenen Christus sind im Laufe der Jahrhunderte gleich geblieben.

Für mich heißt der Auftrag des Evangeliums: den Menschen in Begegnungen, durch mein So-Sein, die absichtslose Liebe Gottes zu vermitteln und Räume zu schaffen, in denen dieses Ja Gottes zu jedem Menschen erfahren werden kann. Menschen, die sich im Herzen angesprochen fühlen, die erfahren haben, dass sie persönlich gemeint sind, gehen ihren je eigenen Weg. Und auch das bleibt ein Geheimnis.

Die Zusage des auferstandenen Christus gilt uns allen: Seid gewiss, ich bin bei euch – in euch – alle Tage bis zum Ende der Welt (Matthäus 28,20).

Schwester Nicole Klübenspies OSA ("nicole.kluebenspies@bistum-wuerzburg.de") ist Gemeindereferentin und Seelsorgerin im Bezirkskrankenhaus in Lohr am Main.

Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt.